Erste Anlaufstelle für medizinische Notfälle - von Trauma, Schockraum oder wenn es kein Notfall ist.
Bei einem Notfall zählt jede Minute. Deshalb kommt es bei der medizinischen Versorgung auf schnelle und professionelle Hilfe an. Am Evangelischen Krankenhaus in Witten werden in der Zentralen Notaufnahme alle Notfälle, vorwiegend sind es Patienten der Fachrichtungen Unfallchirurgie, Viszeralchirurgie (Bauchchirurgie), Innere Medizin, Geriatrie und Urologie, behandelt und versorgt. IMAGE sprach mit den beiden Ärzten Dr. med. Ina Hoppmann und Dr. med. Dirk Martin.
IMAGE: Wer wird in der Notaufnahme versorgt?
HOPPMANN: Die Zentrale Notaufnahme ist die erste Anlaufstelle für die Versorgung medizinischer Notfälle. Wir sind eine Dienstleistungsambulanz und behandeln interdisziplinär. Alle Arten von Notfällen werden natürlich ohne Termin rund um die Uhr schnell und professionell versorgt. Dabei steht unsere Ambulanz allen Patienten offen, die außerhalb der üblichen Sprechzeiten ärztliche Hilfe benötigen. Diese Patienten können direkt zur Behandlung ins Evangelische Krankenhaus kommen. Wir verfügen über ein Schockraummanagement und sind ein Traumazentrum. Unfallchirurgische Kliniken aus dem Revier haben das Traumanetzwerk Ruhrgebiet gegründet. Das Evangelische Krankenhaus Witten ist als zertifiziertes lokales Traumazentrum Teil dieses Netzwerkes. Nach den Vorgaben des „Weißbuchs“ der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) verfügen die am Netzwerk beteiligten Häuser über eine eigenständige Abteilung für Unfallchirurgie. Außerdem müssen wir bestimmte personelle, fachliche und technische Voraussetzungen erfüllen, um bei Notfällen wirklich schnelle und umfassende Hilfe leisten zu können. Dazu gehören ein fachärztlicher Bereitschaftsdienst und ein sogenannter Schockraum zur Erstversorgung von Schwerstverletzten. Auch das Team aus Unfallchirurgen und Anästhesisten sowie besonders qualifiziertem Pflegepersonal aus Ambulanz, Intensivstation und OP-Bereich ist speziell geschult.
IMAGE: Was ist ein Trauma?
MARTIN: Bei Unfällen im Verkehr, bei der Arbeit, in der Freizeit oder zuhause erleiden jedes Jahr rund vier Millionen Menschen in Deutschland eine Verletzung, die wir in der Medizin als Trauma bezeichnen. Darunter verstehen wir Ereignisse oder Zustände, die zu schweren körperlichen Verletzungen oder psychischen Belastungen führen können. Das können einmalige Ereignisse sein, etwa eine Naturkatastrophe oder ein Unfall. Es kann sich aber auch um ein wiederkehrendes Ereignis handeln. Ein medizinisches Trauma kann verschiedene Formen annehmen. Es können beispielsweise Stürze und Verbrennungen sein, es kann sich aber auch um Herzinfarkt, Schlaganfall oder Infektionen handeln. Die Behandlung von medizinischen Traumata erfordert eine multidisziplinäre Herangehensweise, die verschiedene medizinische Fachkräfte unterschiedlicher Disziplinen einbindet. Ziel der Behandlung ist es, die körperlichen Verletzungen zu behandeln, Schmerzen zu lindern, die körperliche Funktion wiederherzustellen und psychische Unterstützung zu bieten, um den Patienten bei der Verarbeitung des Traumas zu helfen. Auch die Prävention spielt eine Rolle. Dazu gehören Maßnahmen zur Unfallverhütung, aber auch die Förderung eines gesunden Lebensstils zur Vorbeugung von chronischen Krankheiten und die Bereitstellung von Sicherheitsvorkehrungen in verschiedenen Lebensbereichen wie am Arbeitsplatz, im Verkehr und zu Hause. In der Zentralen Notaufnahme findet die Erstversorgung des Patienten im engen Kontakt verschiedenster Fachdisziplinen statt. Medizinische Traumata erfordern einen ganzheitlichen Ansatz, der sowohl die körperlichen als auch die psychischen Aspekte berücksichtigt und eine umfassende Unterstützung und Rehabilitation bietet, um dem Betroffenen bei der Bewältigung des Traumas zu helfen und seine Lebensqualität zu verbessern.
IMAGE: Sie haben von einem Schockmanagement gesprochen. Was ist ein Schock und was passiert im Schockraum?
HOPPMANN: Der Schock ist ein sehr dynamisches Notfallereignis. Als Schock wird ein Missverhältnis zwischen angebotener und benötigter Sauerstoffmenge im Körper aufgrund eines zu niedrigen Blutdrucks bezeichnet. Ausgelöst wird dieser Zustand durch unterschiedliche Möglichkeiten, beispielsweise starke Blutungen oder Flüssigkeitsverluste, schwache Pumpleistung des Herzens, Allergien, Stoffwechselentgleisungen oder Vergiftungen. Weil durch einen Schock lebenswichtige Organe betroffen sind, kann die Situation für Betroffene schnell akut lebensbedrohlich werden. Typische Symptome eines Schocks sind blasse Haut, Zittern, Bewusstseinsstörungen bis hin zur Bewusstlosigkeit, aber auch Unruhe. Ein Schockzustand kann Minuten, aber auch deutlich länger andauern. In einem solchen Zustand muss ein Patient umfassend überwacht werden. Das geschieht im sogenannten Schockraum. Hier besteht die Möglichkeit der apparativen Überwachung. Der Patient kann mit Infusionen und Transfusionen versorgt werden. Das heißt, er kann Sauerstoff über eine Gesichtsmaske oder einen Beatmungsschlauch erhalten. Oder er kann Flüssigkeiten über einen dünnen Kunststoffschlauch in eine Vene bekommen oder er kann Bluttransfusionen erhalten.
IMAGE: Manchmal ist das Aufsuchen der Notaufnahme aber auch kein Notfall...
MARTIN: Jeder Patient, der über Schmerzen klagt, sich verletzt hat oder dessen Gesundheitszustand sich akut verschlechtert hat, möchte Hilfe haben. In diesem Sinn empfindet sich jeder Patient auch als Notfall, dem möglichst schnell geholfen werden soll. Unsere Aufgabe ist es, mit unserem Wissen und den Möglichkeiten der Medizin die Patienten umfassend zu versorgen. Die Patienten werden zunächst nach dem „Manchester Triage System“ in vorgegebene Dringlichkeitskategorien eingeteilt, nach denen sich die Wartezeit richtet. Das heißt: Sie werden nicht unbedingt in der Reihenfolge ihres Eintreffens behandelt. Ein verstauchter Finger ist weniger bedrohlich als ein Herzinfarkt. Dafür müssen die wartenden Patienten dann Verständnis aufbringen. Alle Arten von Notfällen werden rund um die Uhr so schnell wie möglich und professionell versorgt.
HOPPMANN: In der Notaufnahme müssen wir akute und ernsthafte Notfälle von leichteren Verletzungen trennen. Jeder Mensch, der sich - gerade auch am Wochenende - in die Notfallambulanz eines Krankenhauses begibt, hat Angst, ihm könne etwas Schlimmes zugestoßen sein. Unsere Aufgabe ist es, in der Notaufnahme für diejenigen da zu sein, die wirklich ein Notfall sind. Hier kann es schnell um Leben und Tod gehen. Dabei gibt es andere Anlaufstellen für Patienten - zum Beispiel die 116 117, die Rufnummer des Ärztlichen Bereitschaftsdienstes der Kassenärztlichen Vereinigung. Dort können Menschen anrufen, wenn sie nicht lebensbedrohlich erkrankt sind, aber auch nicht bis zur nächsten Sprechstunde beim Hausarzt warten können. anja