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Gesundheit

Zeit zum Abschiednehmen: Die Palliativstation des EvK Witten

IMAGE sprach mit Chefarzt Dr.med. Christoph Hackmann über die ganzheitliche Versorgung.

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Dr. med. Christoph Hackmann, Chefarzt der Klinik für Hämatologie und Onkologie am EvK Witten. Foto: EvK

Die Klinik für Hämatologie und Onkologie am Ev. Krankenhaus ist die einzige Hauptfachabteilung mit diesem Schwerpunkt in Witten. Dr. med. Christoph Hackmann führt die Klinik als Chefarzt gemeinsam mit Chefärztin Dr. med. Jacqueline Rauh. IMAGE sprach mit dem Mediziner über die seit 2011 eigenständig geführte Klinik, die den Patienten dreißig Betten sowie fünf Palliativplätze bietet.

IMAGE: Das Evangelische Krankenhaus in Witten verfügt über eine Palliativstation. Welche Patienten werden dort betreut?
HACKMANN: Schwer und unheilbar erkrankte Menschen finden auf unserer Palliativstation eine umfassende Betreuung, die ärztliche, pflegerische, psychologische, physiotherapeutische, sozialdienstliche und seelsorgerische Mitarbeiter vereint. Dabei steht nicht mehr die primäre Behandlung der eigentlichen Erkrankung im Vordergrund, sondern die Stabilisierung des Patienten nach einem mitunter langen Krankheitsweg mit Blick auf die bestmögliche Linderung und Kontrolle der aktuellen Symptome und Beschwerden. Unser Ziel ist es, durch eine multiprofessionelle Palliativkomplexbehandlung die vorhandenen Symptome so zu verbessern, dass eine Rückkehr nach Hause möglich ist, oft mit Unterstützung des Palliativnetzes und ggf. auch des ambulanten Hospizdienstes. Im Rahmen der Palliativkomplexbehandlung ist eine besonders intensive Zuwendung möglich. Hier können wir Ressourcen nutzen, die merklich über die normale Betreuungsintensität in einem Krankenhaus hinausgehen. Natürlich kann es auch notwendig sein, den Patienten in ein Hospiz zu verlegen. Doch das ist nicht das vorderste Ziel einer stationären Palliativtherapie. Wenn der Zustand des Patienten eine Rückkehr nach Hause jedoch nicht erlaubt, wird die Verlegung in eine Pflegeeinrichtung oder ein Hospiz gemeinsam mit den Angehörigen organisiert.
Was das Krankheitsbild angeht, so liegen unterschiedliche Erkrankungen einer Einweisung auf die Palliativstation zugrunde. Das können zum Beispiel Krebserkrankungen, ALS (Amyotrophe Lateralsklerose) oder COPD (chronisch obstruktive Lungenkrankheit) sein. In jedem Fall ist es eine fortgeschrittene lebensbedrohliche Erkrankung mit körperlichen oder seelischen Symptomen, die ambulant nicht beherrschbar sind. Dazu gehören etwa Übelkeit, Angst, Erbrechen, Schwäche, Schmerzen, Verwirrtheit, Luftnot oder Appetitlosigkeit. Die palliative Therapie dient immer der Verbesserung der Lebensqualität. Die Einweisung des Patienten auf die Station kann durch niedergelassene Ärzte oder durch die Verlegung aus Krankenhäusern erfolgen.

IMAGE: Wie sieht die Palliativstation aus?
HACKMANN: Die Palliativstation befindet sich im sechsten Obergeschoss des Evangelischen Krankenhauses Witten. Sie ist in die onkologische Station integriert. In den fünf Zimmern kann jeweils ein Patient betreut werden. Wenn gewünscht, kann ein Angehöriger dabei sein. Mittelpunkt der Station ist die Wohnküche. Hier können sich Patienten und Angehörige aufhalten und gemeinsam ihre Mahlzeiten einnehmen. Der Gesprächsraum wird für die Kunsttherapie und für ungestörte persönliche Gespräche genutzt. Aromatherapie, Massagen und vieles mehr sollen die Lebensqualität des Patienten verbessern. Ein multiprofessionelles Team und qualifizierte ehrenamtliche Mitarbeiter stellen die Betreuung der Patienten und ihrer Angehörigen sicher. Auf unserer Station sind Trauer und Abschied ebenso beheimatet wie Freude über gemeinsam verbrachte und intensiv genutzte Zeit.

IMAGE: Wer auf die Station kommt, hat eine Einweisung durch niedergelassene Ärzte oder kommt möglicherweise auch aus einem anderen Krankenhaus. Was passiert denn in einem Notfall - zum Beispiel am Wochenende?
HACKMANN: Im Unterschied beispielsweise zu einer hospizlichen Versorgung können wir auf unserer Palliativstation jederzeit notfallmäßig - etwa am Wochenende oder auch nachts - Patienten aufnehmen.  
Im Hospiz besteht ein gewisser Vorlauf mit einer Warteliste. Für die akute Versorgung bei häuslicher Überforderung stehen wir gerne zur Verfügung.

IMAGE: Die Finanzierung für einen stationären Aufenthalt auf der Palliativstation wird im üblichen Rahmen von den Krankenkassen übernommen. Werden alle Kosten getragen?
HACKMANN: Nein. Die individuellen Angebote wie Aroma- oder Musiktherapie, die besondere Betreuung sowie die wohnliche Ausstattung der Station lassen sich nur durch zusätzliche Spenden finanzieren. Wir verfolgen auf der Station einen ganzheitlichen Ansatz, der die bestmögliche Lebensqualität des Betroffenen sicherstellen soll. Wir versuchen dadurch auch den seelischen Schmerz zu lindern, der durch die Situation des Abschiednehmens vorhanden ist. Um diese Arbeit leisten zu können, haben engagierte Mitarbeitende des Ev. Krankenhauses Witten den Förderverein „Palliativ-Station im Ev. Krankenhaus Witten e.V.“ gegründet. Er unterstützt die Arbeit der Palliativstation finanziell und inhaltlich. Es gibt immer wieder Spenden über Vereine und Privatpersonen oder auch über Menschen, die bei uns am Evangelischen Krankenhaus ihre Ausbildung gemacht haben und beispielsweise bei der Examensfeier einen Überschuss erzielt haben und diesen spenden. Viele Spender haben die Arbeit der Palliativstation persönlich kennengelernt - etwa im Rahmen ihrer Ausbildung oder aufgrund eines persönlichen Schicksalsschlages. Der Förderverein führt auch selbst Aktionen durch, beispielsweise ein Benefizkonzert in der Kapelle unseres Krankenhauses. Das haben wir in diesem Jahr gemacht und statt eines Eintritts um Spenden für die Palliativstation gebeten. So konnten wir etwas über 1000 Euro erzielen. Ich gehöre selbst auch dem Vorstand des Fördervereines an. Er ist ein wichtiger Baustein für unsere Arbeit zum Wohle unserer Patienten auf der Station. anja