Nichts ist so spannend und bewegt den Menschen so sehr wie sein eigenes Verhalten und das seiner Mitmenschen. Auch in diesem Jahr greift IMAGE gemeinsam mit verschiedenen Experten in unserer Serie „Wie tickt der Mensch“ spannende Fragen auf und stellt verblüffende Antworten aus Psychologie und Medizin vor.
„Die tiergestützte Therapie ist eine alternative oder ergänzende Therapieform, die den Einsatz von Tieren in einer Behandlung beeinhaltet. Dazu gehören beispielsweise Hunde und Katzen, aber auch Kleintiere wie Kaninchen. Im Freien kommen Esel und Pferde zum Einsatz, im Wasser sind es Delfine. Sie alle sind Bestandteil einer Therapie für Menschen, um soziale, kognitive, motorische oder emotionale Funktionen zu verbessern“, erzählt Christina Schwoerer-Böhning. „Ich selbst setze meinen Golden Retriever Milan ein. Er hat einen festen Platz in der Praxis gefunden und begleitet mich oft für ein paar Stunden bei meinen Behandlungen als tierische Unterstützung. Er bekommt kleine Aufgaben, die er gern und motiviert übernimmt. Sein sanftes Wesen hat eine beruhigende Wirkung auf kleine und große Patienten. Berührung und Streicheleinheiten geniesst er sehr und tut den Patienten gut. Während der Behandlungen hat er seinen Platz im Behandlungsraum und kennt seinen Rückzugsort im Bereich der Rezeption. Ein Tier kann Eisbrecher bei sozialen Kontakten sein, kann motivieren oder auch Stress reduzieren. In den 1960er Jahren entdeckte der amerikanische Kinderpsychotherapeut Boris M. Levinson zufällig während einer Therapiestunde die Wirkung seines Hundes, der zwischen ihm und einem Kind vermittelte. Daraus entwickelten sich zahlreiche Formen der tiergestützten Therapie.“
Dabei kommen die Tiere unterschiedlich zum Einsatz. „Wir wissen beispielsweise um die positive Wirkung von Tieren in Einrichtungen der Pflege oder der Palliativmedizin oder bei dementen Patienten. Wichtig ist aber immer, dass das Tier ausgebildet ist und nicht einfach zwangsbespielt wird. Und was den Menschen angeht: Jemand, der keine Tiere mag oder vor seiner Demenz kein Katzenfreund war, der wird auch dann keinen positiven Zugang zum Tier finden. Man muss schon genau hinsehen.“
Ein Hund wird als Therapiehund ausgebildet. „Voraussetzung ist Offenheit für Neues. Der Hund sollte eine bestandene Begleit- und Verkehrshundeprüfung vorweisen können, gesund sein und Freude haben mit Menschen zu arbeiten. Grundsätzlich können sehr viele Tierarten Therapietiere werden - es kommt auf die Freiwilligkeit von Tier, Therapeut und Betroffenem an. In der Therapie nutzen wir das emotionale Potenzial - Wärme, Sicherheit, Vertrauen - unserer tierischen Freunde.“ anja
Tiergestützte Therapie
Tiere und Menschen kommunizieren miteinander über die Tonlage, Veränderungen im Sprachrhythmus/der Betonung, Gesten und Bewegungen, Gesichtsausdrücke/Blicke und Berührungen. Obwohl die tiergestützte Therapie viele Erfolge vorweisen kann, ist sie in der Regel keine Leistung der Krankenkasse. Neben der Therapie gibt es mittlerweile auch zahlreiche Kursstrukturen, zum Beispiel Esel-Yoga.