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Hattingen

„Weyl poerte” sicherte die Durchfahrt vom Fernhandel

Zusammen mit Stadtarchivar Thomas Weiß blicken wir auf die Hattinger Stadttore zurück. Eine steinerne Ringmauer mit fünf festen Stadttoren sicherte die Stadt. Letzter Teil: Weiltor.

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Das Weiltor ist eine Arbeit des spanischen Künstlers Agusti Roqué. Der ursprüngliche Entwurf war nicht realisierbar.

Die künstlerische Realisierung vom fünften und letzten Stadttor machte noch einmal deutlich, wie schwierig die Umsetzung des gesamten Projektes war. Fast zwanzig Jahre dauerte es, bis mit dem Weiltor das letzte Stadttor als Kunstwerk auferstand.

Hattingen historisch
Die ehemalige „Weyl poerte“ sicherte die Durchfahrt des Fernhandelsweges aus dem Rheinland in die Westfälische Bucht durch die Stadt Hattingen. Durch das Stadttor kam man zur alten Hattinger Ruhrbrücke bei dem Gut „Haus Weile“. Der landwirtschaftliche Betrieb ist auch der Namensgeber.
Die alte Handelsstraße war auch der Mühlenweg. In der Nähe der Ruhrbrücke stand die „Weyler Kornmühle“. Alle Bewohner innerhalb eines bestimmten Einzugsgebietes waren gezwungen, nur dort ihr Korn mahlen zu lassen und mussten dafür sogar ein Mahlgeld entrichten.
Die Geländebedingungen waren schwierig. Ein Graben zur Stadtbefestigung war nicht möglich und deshalb wurde dort einige Meter von der äußeren Stadtmauer entfernt eine weitere Bruchsteinmauer errichtet.
Technische und vor allem finanzielle Gründe machten den ersten Entwurf des spanischen Künstlers Agusti Roqué an dieser Stelle zunichte. Ursprünglich sollte es hier zwei sechs Meter hohe gebogene Stahlbleche geben, die auf Scheiben ruhten und die Große Weilstraße überspannten. Dieser Entwurf war entstanden durch den Wettbewerb der Stiftung für Kunst, Kultur und Denkmalpflege der Sparkasse Hattingen aus dem Jahr 1999, aus dem auch die anderen Entwürfe hervorgingen.
Der schließlich realisierte Entwurf des Künstlers besteht aus zwei hochrechteckigen Stahlelementen aus Cortén-Stahl mit senkrechten Öffnungen, die an ein Tor erinnern. Die abgewinkelte Stele ist 5,40 Meter hoch, in die eine sechs Meter hohe schmale Scheibe hineinragt.
Die Versorgungsleitungen, die an dieser Stelle im öffentlichen Raum liegen, machten den ursprünglichen Entwurf unmöglich. Außerdem war er schlicht zu teuer. 200.000 Euro sollten es sein. Also wurde der Künstler gebeten, einen neuen Entwurf zu kreieren. Der kostete 85.000 Euro. Geld aus dem städtischen Haushalt floss dafür nicht, es kam von der Stiftung. Die Diskussion darüber riss allerdings auch mit der Aufstellung des Kunstwerkes am 29. September 2015 nicht ab. Ein „Riesenungetüm aus Stahl“, so wurde es durch manche Bürger formuliert. Der Künstler war übrigens persönlich anwesend und die Firma Kerkemeier hatte den Stahlkoloss nach Hattingen gebracht.
Die Ursprungsvariante des Tores war übrigens nicht für den Standort Weiltor, sondern eigentlich für das Steinhagentor geplant. Doch dort entschied man sich 2000 für die Arbeit des Künstler Voré.
Bevor 2015 das künstlerische Stadttor von Roqué aufgestellt wurde, gab es 2014 an dieser Stelle noch eine andere vielbeachtete Kunstaktion. Aus 4500 Metern rotfarbener Flechtschnur hatten die Künstler Holger Vockert und Thomas Weiser das „Weiltor 2014“ kreiert und wollten mit dieser Aktion zur Diskussion über das Stadttor-Konzept einladen. anja