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Sprockhövel

Wenn Vergangenes durch Papier wieder lebendig wird

Sprockhöveler Architekt Volker Winkelmann kreiert aus historischen Gebäuden Modellbausätze.

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Der Architekt Volker Winkelmann liebt Modellbausätze.

Er könnte ganz Sprockhövel en miniature bauen, beschränkt sich aber auf die historischen Gebäude. „Die Aufgabe muss mich reizen und viele neue Gebäude erfüllen diesen Anspruch für mich nicht“, sagt der Sprockhöveler Architekt im Ruhestand Volker Winkelmann, der selbst mit seiner Familie in einem historischen Gebäude an der Wuppertaler Straße lebt. Ob Zeche Alte Haase, die Evangelische Kirche mit ihrem markanten Zwiebelturm, Bauernhäuser oder das ehemalige Schrankenwärterhaus in Niedersprockhövel – die historischen (Nach)Bauten in den Maßstäben H0 1:87 oder N 1:160 sind nichts für Grobmotoriker.
Die filigranen Modelle entstehen aus farbig bedrucktem Karton 200g/m² und vor dem fertigen Ergebnis steht viel historische Recherche. Alte Fotos, Lagepläne, Kontakt zu Archiven oder zu Personen wie Sprockhövels ehemaliger Stadtarchivarin Karin Hockamp oder dem Heimatforscher Hans-Dieter Pöppe lassen Volker Winkelmann ein fundiertes Wissen über die Objekte zusammentragen, die er zeichnen und als Bastelsatz herstellen will. „Ich komme ursprünglich vom Zeichnen und habe das schon als Kind gern gemacht. In der Schule hat man mir am Anfang nicht geglaubt, dass das Männlein mit den ,richtigen‘ Beinen statt mit Strichlinien tatsächlich mein Werk und nicht das eines Erwachsenen war“, lacht der Architekt. Gezeichnet hat er in seinem Beruf natürlich immer. Doch den Zeichenstift schwang er auch gerne privat und für Kurse an der Volkshochschule. Mitte der 80er Jahre hatte er so viele Federzeichnungen beisammen, dass sie in einem Kalender gebündelt wurden. „1985 wurde in Sprockhövel das alte Schrankenwärterhaus abgerissen und ich wollte es optisch gerne für die Nachwelt erhalten. Deshalb habe ich es gezeichnet und daraus entwickelte sich das Kalender-Projekt.“
Doch damit nicht genug – längst kann man das einmal für Sprockhövel so charakteristische Gebäude im Bausatz selbst nachbauen. Es stand übrigens dort, wo am heutigen Kreisverkehr an der Hauptstraße/Wuppertaler Straße die Umgehungsstraße beginnt.
Sein Interesse für Architektur, Kunst- und Baugeschichte zeigt sich in der Auswahl der Modellprodukte. Die meisten kommen aus Sprockhövel, seiner Heimatstadt. Dabei ist die Kuppel der Evangelischen Kirche eine echte Herausforderung mit ihren Rundungen, die säuberlich geklebt werden wollen – ein hoher Schwierigkeitsgrad für Grobmotoriker. Wenn es aber fertig ist, sieht es wunderhübsch aus – ganz egal, ob Sprockhövels Wahrzeichen allein in einer Vitrine steht oder beispielsweise in eine Modelllandschaft mit Eisenbahn integriert wird. „Manche Modellbauer legen sehr viel Wert darauf, ein historisches Gebäude zu einer ganz bestimmten Zeit nachzubilden“, erzählt Winkelmann. Daher muss wirklich alles stimmen. So hat er etwa das Wuppertaler „Engels-Haus“ extra noch einmal nachgebaut. Das Haus gehört zu weiteren vier Wohnhäusern, die die Familie Engels besaß. Es ist das Geburtshaus von Friedrich Engels sen. (1796–1860), dem Vater des Begründers des wissenschaftlichen Sozialismus Friedrich Engels (1820–1895). Der erblickte einige Meter weiter das Licht der Welt, doch sein Geburtshaus wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Das „Engels-Haus“ ist seit 1970 ein Museum und wurde 2016 für eine umfangreiche Renovierung anlässlich des 200. Geburtstages von Friedrich Engels 2020 geschlossen. Pandemiebedingt wurde es am 11. September 2021 wieder eröffnet. „Aufgrund der Renovierung gab es beispielsweise Veränderungen an der Verschieferung und daher habe ich mein bisheriges Hausmodell angepasst“, erzählt Winkelmann, der auch das zerstörte Geburtshaus von Friedrich Engels als Modellsatz kreierte.
Natürlich wohnt Volker Winkelmann selbst in einem alten Fachwerkhaus. Es heißt „Am Hecke“ und der Name geht zurück auf die frühen Besitzer Heckmanns. „Um 1910 hat mein Urgroßvater den Hof gekauft und natürlich hat es im Laufe der Generationen zahlreiche Veränderungen gegeben. Neben dem Hauptgebäude stand auch einmal eine Doppelgarage aus Wellblech. Hier entstand unter meinen Händen ein Gebäude, welches als Büro und Werkstatt für mich sowie für die Heilpraktikertätigkeit meiner Frau genutzt wird.“ Selbstverständlich gibt es auch „Am Hecke“ als Modellbausatz.
Und es gibt noch mehr. Mit alten Gebäuden kann man auch spielen. Die Spielkarten „Memo – finde das Detail“ vermitteln historisches Wissen und fördern Kombination und Scharfsinn. „Mir macht es Freude, über Ahnenforschung und Stadtgeschichte alte Gebäude zum Leben zu erwecken“, sagt er. Infos zum Modellbau unter www.volkerwinkelmann.de.anja