Seit sechs Jahren gibt es die „Deutschförderer“ - Mitstreiter werden jetzt wieder dringend gesucht.
Christa Heinbruch. Foto: Pielorz
Hilfen für Flüchtlinge gibt es viele. Entscheidend für die Integration ist die Sprache und genau hier setzen die „Deutschförderer“ an.
Die Idee wurde 2016 geboren. Ideengeber waren Hans-Karl Höflich, ehemaliger Sozialarbeiter, der viele schulpsychologische Aufgaben wahrgenommen hat, und die frühere Grundschulleiterin Christa Heinbruch. Beide waren zu der Zeit offiziell bereits im Ruhestand, waren aber durch die Flüchtlingsströme 2015 auf die Idee des Projektes gekommen. Durch den Krieg in der Ukraine sind die Deutschförderer jetzt wieder gefragt.
Gesucht werden Menschen, die ein- oder zweimal in der Woche vormittags in eine Schule gehen und dort die Lehrer in der Arbeit mit Flüchtlingskindern unterstützen wollen. Nicht nur pensionierte Pädagogen sollten sich angesprochen fühlen. Jeder, der mitmachen will und gute Deutschkenntnisse hat, ist willkommen. „Integration kann nur gelingen, wenn ein engmaschiger Kontakt gesucht und gefunden wird. Die jungen Flüchtlingskinder müssen schnell einen intensiven Zugang zur deutschen Sprache bekommen. Durch die bestehende Schulpflicht werden sie gut erreicht und für viele Eltern ist die Schule ein wichtiger Anlaufpunkt. Das wollen wir nutzen“, so die Initiatoren.
Ein erstes Treffen der „Deutschförderer“ fand im Februar 2016 statt. Zwanzig Interessierte kamen und die ersten Kontakte zu den Grundschulen im Stadtgebiet wurden geknüpft. „Es gab Einzelbetreuung und solche mit mehreren Kindern. Es gab Ehrenamtliche, die sich einmal pro Woche für eine Doppelstunde engagierten und solche, die mehr Zeit mitbrachten. Wir haben damals Kontakte zu allen Hattinger Schulen aufgenommen. In der Heggerfeldschule hatten wir kurz nach unserem Start bereits sieben Deutschförderer im Einsatz, in der Bruchfeldschule und der Gesamtschule jeweils drei. Es gab schnell Anfragen vieler anderer Schulen. Wir haben den Kontakt zu den Lehrern hergestellt. Die Kinder waren oft schon mehrere Monate in Deutschland und sehr wissbegierig. Sicherlich mussten manchmal Hände und Füße in die Kommunikation einbezogen werden, aber alle machten ihre Arbeit mit großer Freude“, berichtet Christa Heinbruch aus den Anfängen. Wie genau die inhaltliche Arbeit bis heute aussieht, ist unterschiedlich. „Manchmal schreibe ich auf den Rücken der Teilnehmer einen Buchstaben und lasse raten, welcher es ist. Manchmal spielen wir zusammen Memory oder es gibt andere spielerische Varianten. Die Abstimmung erfolgt in engem Kontakt mit den Lehrern. Wir sind nicht angetreten, um mit den Kindern die korrekte Grammatik zu pauken. Wir wollen ein Spracherlernen schaffen, dass die Kinder schnell in die Kommunikation bringt und Spaß macht“, so Heinbruch.
2019 kamen die „Deutschförderer“ auch an die Realschule Grünstraße. Für die sogenannten „Seiteneinsteiger“ in der Schule – EU-Bürger und Flüchtlinge ohne deutsche Sprachkenntnisse –ist es eine Herausforderung, dem Unterricht zu folgen. 2019 besuchten 14 Kinder die Realschule in den Klassen 5 bis 10 aus den Ländern Italien, Albanien, Aserbaidschan, Syrien und Rumänien.
Alles lief prima für die „Deutschförderer“. Doch dann kam Corona. „Und damit unsere Arbeit zum Erliegen“, sagt Christa Heinbruch. Die Schulen wechselten immer wieder ins Homeschooling. Viele Ehrenamtliche gehörten zu Risikogruppen und konnten oder wollten nicht mehr zur Verfügung stehen. „Eigentlich waren wir nach zwei Jahren Corona-Pandemie schon so weit, dass wir unser Engagement offiziell beenden wollten. Doch dann kam der Krieg in der Ukraine und mit ihm erneut Flüchtlinge nach Deutschland. Jetzt sind wir wieder am Start und suchen dringend neue Mitstreiter.“
Wer mitmachen will, kann sich per E-Mail wenden an deutschfoederer-en@gmx.de. anja