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Gesundheit

Wenn die Schulmedizin auf Ayurveda trifft

Experten informieren in einem Vortrag zu integrativer Therapie und mehr Lebensqualität.

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Am Mittwoch, 26. November, 18 Uhr, gibt es einen neuen Termin aus der Reihe „med in Hattingen: Gesundheitsforen“. Es geht diesmal um das Thema „Schulmedizin trifft Ayurveda – integrative Therapie und mehr Lebensqualität“. Es referieren: Dr. med. Sandra Szymanski, Leitende Ärztin der Abteilung Neurologie und Komplementärmedizin, und Dr. Sandeep Nair, Ayurveda-Arzt an der Klinik für Neurologie und Komplementärmedizin, beide Evangelisches Krankenhaus Hattingen. Die Veranstaltung findet im Salon vom Ortho-Mobile, Hattinger ambulante Rehabilitationsklinik GmbH, August-Bebel-Straße 8-10 statt. Eine Anmeldung zum Termin ist über die Volkshochschule unter 02324/204-3513 (-3512 oder -3511) erforderlich. Die Veranstaltung ist kostenfrei. 
Seit über 15 Jahren gibt es die Abteilung für Neurologie und Komplementärmedizin am Evangelischen Krankenhaus Hattingen. Sie wurde 2009 von Prof. Dr. Dr. Horst Przuntek gegründet und mit Unterstützung von Dr. Sandra Szymanski sowie den Ayurveda-Ärzten Dr. Sunil Kumar und Dr. Sandeep Nair aufgebaut. Mit der Kombination von westlicher Medizin basierend auf modernsten wissenschaftlichen Erkenntnissen der Neurobiologie und der 5.000 Jahre alten Erfahrungsmedizin des Ayurveda behandelt die Klinik seit 2009 erfolgreich neurologisch erkrankte Menschen.
Im Dezember 2022 waren Dr. Szymanski und ihr Kollege, der Ayurveda-Arzt Dr. Sandeep Nair, zu Gast beim Weltayurveda-Kongress im indischen Goa, um das außergewöhnliche Behandlungskonzept ihrer Abteilung vorzustellen. „Komplementärmedizin bedeutet zwei medizinische Systeme gleichzeitig zu nutzen und sinnvoll zu kombinieren. Die Ayurveda-Methode wird in diesem Fall ergänzend zur Schulmedizin verwandt, nicht alternativ“, betont Dr. Szymanski. „Wir wenden primär schulmedizinische Methoden in der Diagnose und Therapie an und dann zunehmend Verfahren aus der traditionell-indischen Medizin (TIM)“, erklärt die Neurologin weiter. Dazu gehören Yoga, Meditation, Massagen, Physiotherapie, Ergotherapie, Bewegungstherapie, Logopädie und psychologische Begleitung sowie eine an europäische Verhältnisse angepasste ayurvedische Ernährung. Die Ernährungsmethode ist stoffwechselunterstützend (z.B. auch bei Diabetes), verdauungsfördernd und gewichtsausgleichend. Die vegetarischen-ayurvedischen Gerichte werden in der Küche der Augusta Kliniken extra für die Abteilung zubereitet.
Dass die Behandlung in Ergänzung um ayurvedische Medizin nicht nur subjektiv erfolgreich ist, belegen mittlerweile auch Beobachtungsstudien, wie Dr. Nair berichtet. Randomisierte Studien stehen noch aus, doch konnte festgestellt werden, dass die speziell ayurvedische Ernährung und eine Darmreinigung einen positiven Einfluss auf das Mikrobiom des Darmes haben. „Es besteht eine Verbindung zwischen dem Mikrobiom und dem Gehirn.“ Das Mikrobiom sind alle Bakterien, Viren und Pilzen, die alle Menschen im Darm, auf der Haut und der Lunge haben und für ihre Gesundheit benötigen. 
Eine weitere Studie von Dr. Sandeep Nair und Dr. Sunil Kumar, Mitglied des Forschungsteams am EVK Hattingen, konnte zeigen, dass Parkinson-Patienten mit eingeschränktem Geruchssinn von einer ayurvedischen Behandlung profitieren. Der Geruchssinn ist bei vielen Parkinsonbetroffenen stark eingeschränkt, sie haben Probleme Gerüche wahrzunehmen, zu identifizieren und zu unterscheiden, was die Lebensqualität negativ beeinflusst.
Und. „Die Prinzipien und Behandlungsmethoden des Ayurveda führen in Kombination mit konventionellen Methoden bei primärer Parkinson-Krankheit zu nachhaltiger Stabilität. Die Patienten werden in ihrem Gang und anderen Bewegungen stabil“, sagt Dr. Sandra Szymanski. Eine 67-jährige Patientin des Evangelischen Krankenhauses befolgte fünf Jahre lang eine ayurvedische Behandlung und Diät, sowohl in der Klinik als auch zu Hause. Das Ergebnis: Sie benötigte keine hohen Dosen Dopamin, die normalerweise in solchen Fällen zur Aktivierung von Neurotransmittern benötigt werden, die die Mobilität steuern. Ihr Gang war sicherer und sie konnte ihre Gliedmaßen besser kontrollieren. 
Dr. Nair hat die Vorteile von Nasya und ayurvedischen Tages- und Jahreszeitenprogrammen im Zusammenhang mit der integrativen Neurologie untersucht, insbesondere im Hinblick auf nicht-motorische Symptome bei der Parkinson-Krankheit. Er erforschte außerdem die Funktion des ayurvedischen Konzepts der verschiedenen „Agnis“ in der Pathologie neurodegenerativer Erkrankungen wie Alzheimer und Parkinson. Ayurveda hat als ergänzende Behandlungsmethode bereits klinische Vorteile gezeigt und künftige Studien werden den Beitrag des Ayurveda zur Behandlung der Parkinson-Krankheit und verwandter neurodegenerativer Erkrankungen voraussichtlich weiter bestätigen. (Quelle: Augusta-Kliniken, 17.1.2023 und Internationale Maharishi AyurVeda-Stiftung (IMAVF) 11. April 2023).

von Dr. Anja Pielorz