Aus Ursula Keuth wird in diesem Jahr zum 25. Mal Frau Holle. Ein Blick auf die Anfänge.
Wenn sie in diesem Jahr wieder die weiße Haube aufsetzt, ihr weißes Gewand anzieht und mit Kissen und goldenem Stern zum Alten Rathaus zieht, dann ist es ihr 25. Jahr, in dem sie das tut. Pünktlich zum 1. Dezember wird aus der ehemaligen Leiterin des Kindergartens Schreys Gasse wieder Hattingens Frau Holle. „Die Idee vom Adventskalender am Alten Rathaus kam von Uli Summeck, dem früheren Leiter des Hattinger Verkehrsvereines. Ich glaube, es war Walter Ollenik, der am Alten Rathaus dann die Messungen durchgeführt hat. Na ja, und dann wurde aus der Idee Realität. Man kam mit den Leiterinnen der städtischen Kindergarteneinrichtungen ins Gespräch und es war Schreys Gasse, die dann ‚Hier!‘ geschrieen haben. Ich hatte die Idee, von den Kindern 24 Bilder auf Holzplatten malen zu lassen. Kinder malen für Kinder. Im Mittelpunkt stehen sollte inhaltlich natürlich die Weihnachtsgeschichte und das kindliche Erleben. Weihnachten ist ein christliches Fest und Kinder stehen im Mittelpunkt. Das ist in der Weihnachtsgeschichte ja auch so. Die Bilder wurden dann von allen städtischen Kindergärten gemalt und in der Schreys Gasse lackiert. Dann kam die Frage, wer denn die mit Säckchen verhüllten Bilder nach dem Anbringen wieder enthüllen sollte. Ich habe dann gesagt, sowas kann in der himmlischen Höhe nur Frau Holle. Sie schüttelt ihre Kissen aus und auf der Erde schneit es. Was für ein zauberhaftes Bild! Und ganz nebenbei fallen auch noch Goldtaler aus dem Kissen. Tja, ich hatte die Idee – also sollte ich es auch machen! Die Premiere fand zusammen mit der Müttergruppe Schreys Gasse 1998 statt. Das Kostüm habe ich selbst gemacht und der Auftritt war noch ein Stummfilm. Da wurde gewinkt und das Kissen geschüttelt und das Bild enthüllt. Eine Geschichte wurde noch nicht erzählt“, erinnert sich Ursula Keuth (75). „Damals war ich 49 Jahre alt. Zu meinem 50. Geburtstag haben mir die Kindergartenmütter Haube und Tuch geschenkt. Und dann ist das immer so weiter gegangen.“
Aus Ursula Keuth wurde eine Hattinger Berühmtheit. Ob sie wollte oder nicht. Auch als sie 2012 ihr Berufsleben beendete – das himmlische Amt zur Weihnachtszeit wurde sie nicht los. Wollte sie auch gar nicht. „Kinder lieben die alten Märchen bis heute. Man kann sich schwer vorstellen, dass einer der Hunde aus Paw Patrol mein Amt übernimmt.“ Im Laufe der Zeit entstanden weitere Adventsbilder, immer von Kindern für Kinder gemalt. Und immer mit dem Bezug zur Weihnachtsgeschichte. Auch die Idee einer Weihnachtsparade gehörte in die kreative Welt von Uli Summeck. „Mit dem Cabrio, mit einem alten und knatternden Feuerwehrauto und schließlich mit der weißen Kutsche, gezogen von den Friesenpferden, wurde Frau Holle am 1. Dezember, begleitet von zwei Engeln und einmal auch von einer Eisprinzessin, ins Alte Rathaus geleitet. Zusammen mit dem Tanzstudio ‚Let‘s dance‘ war das eine riesige Weihnachtsparadenparty von der Moltkestraße über die Heggerstraße. Überall standen Menschen. Man hat gefeiert. Leider gibt es das nicht mehr. Zu teuer. Und wohl mit Pferden oder Auto auch aus Sicherheitsgründen nicht mehr durchführbar.“ Eines aber bleibt auch im 25. Jahr für Urula Keuth (2020 ist der Weihnachtsmarkt wegen Corona ausgefallen) bestehen – auch wenn sie sich den Job mittlerweile teilt und nur noch an fünf Terminen kommt: „Jedes Jahr, wenn es wieder anfängt, hat der Zauber mich wieder ergriffen. Und das wird auch 2024 so sein.“ anja