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Gesundheit

Wenn der Bauch schmerzt - auf der Suche nach den Ursachen

Viele verschiedene Erkrankungen können Bauchschmerzen hervorrufen: Diagnosen und Therapien.

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Dr. Matthias Blase

IMAGE sprach mit Chefarzt Matthias Blase, Facharzt für Chirurgie, Viszeralchirurgie und Spezielle Viszeralchirurgie, über Erkrankungen im Bauchraum. Bei der Diagnostik und Behandlung von Erkrankungen im Bauchraum arbeiten die Klinik für Innere Medizin und die Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie des Ev. Krankenhauses Witten oft eng zusammen: Internisten und Chirurgen bündeln ihre Kompetenzen in der Viszeralmedizinischen Station, einer Interdisziplinären Bauchstation, die von beiden Fachabteilungen gemeinsam geführt wird.

IMAGE: Welche Erkrankungen werden in der Viszeralchirurgie hauptsächlich behandelt?
BLASE: In unserer Klinik bieten wir bei der operativen Behandlung von Erkrankungen der Bauchorgane ein großes Leistungsspektrum an. Dazu gehören Speiseröhre, Magen und Darm, Leber und Gallenwege, Niere und Bauchspeicheldrüse, Schilddrüse sowie die Operation von Hernien, also Leisten- und Nabelbrüchen. Ob Reizdarm, Hepatitis oder Bauchspeicheldrüsenkrebs – Viszeralmedizin umfasst alle Erkrankungen des Bauchraums und des Verdauungstrakts. Wir behandeln entzündliche Erkrankungen von Magen und Darm. Dazu gehören beispielsweise die Divertikulitis (Entzündung von Ausstülpungen der Darmwand), chronische Entzündungen des Darms wie Morbus Crohn oder Colitis Ulcerosa, aber auch die Refluxerkrankungen und die Blinddarmentzündung. Viele kennen Sodbrennen. Diese Beschwerden können darauf zurückzuführen sein, dass der Ventilmechanismus zwischen Speiseröhre und Magen nicht mehr funktionsfähig ist. Dann kommt es zu einem übermäßigen Rückfluss von Magensaft bzw. -inhalt in die Speiseröhre und das verursacht die Beschwerden. Bestehen diese Veränderungen über viele Jahre, so kann die Schleimhaut der Speiseröhre dauerhaften Schaden nehmen. Die Behandlung erfolgt in erster Linie medikamentös. Bei dauerhaftem Sodbrennen und einer nicht suffizienten oder nicht dauerhaft gewünschten medikamentösen Therapie ist eine Operation sinnvoll. Ebenso bei einem größeren Zwerchfellbruch.
Die tumorösen Krankheitsbilder bilden eine zweite große Patientengruppe. Ich komme von der onkologischen Chirurgie und der chirurgische Schwerpunkt liegt im Bauchzentrum auf Erkrankungen von Magen, Dick- und Enddarm, die in den meisten Fällen operativ versorgt werden müssen. Schließlich gibt es noch funktionelle Erkrankungen, beispielsweise den Reizdarm. Die minimalinvasive Operationsmethode hat dabei Vorrang vor dem klassischen Bauchschnitt. Der Patient leidet unter einem geringeren Wundschmerz und das Risiko von Narbenbrüchen ist wesentlich geringer. Dennoch kann der Bauchschnitt beispielsweise bei fortgeschrittenen Krebstumoren notwendig sein. Wir arbeiten außerdem eng mit der Klinik für Innere Medizin in einem Interdisziplinären Bauchzentrum zusammen.
IMAGE: Was ist ein „Interdisziplinäres Bauchzentrum“?
BLASE: Die Patienten kommen ins Bauchzentrum mit unklaren Schmerzen im Bauchraum und zeigen oft Symptome, die auf verschiedene Erkrankungen hinweisen können. Klassiker sind Bauchschmerzen oder Verstopfung. Die Aufnahme im Interdisziplinären Bauchzentrum bedeutet, dass sich während der Diagnostik und Behandlung Ärzte und Pflegekräfte der Inneren Medizin und der Viszeralchirurgie gemeinsam um den Patienten kümmern. Wir schauen aus unterschiedlichen Disziplinen auf die gleichen Symptome. Es hat sich in den letzten Jahren die Erkenntnis durchgesetzt, dass diese Zusammenarbeit der beiden Disziplinen für alle Vorteile bringt. Die Abstimmung der therapeutischen Maßnahmen und die Vermeidung von Unterbrechungen im Behandlungsprozess verbessern das Ergebnis und steigern die Zufriedenheit des Patienten. Für ihn kann dies eine Verkürzung des stationären Aufenthaltes zur Folge haben und für uns eine Verschlankung der Administration bedeuten.

IMAGE: Was genau versteht man unter minimalinvasiver Operationsmethode?
BLASE: Ein minimalinvasives Operationsverfahren bedeutet, dass wir keinen großen Bauchschnitt setzen. Wir arbeiten mit millimeterkleinen Schnitten und das Verfahren ist oft abhängig von der Diagnose, wie weit eine Krankheit bereits fortgeschritten ist. In der Tumorchirurgie ist das beispielsweise so. Wichtig ist auch die Lage des Tumors und wie gut er von Organen abgetrennt werden kann. Bei der minimalinvasiven Operation führt der Chirurg durch die winzigen Öffnungen über eine Metallkanüle die Instrumente und eine Kamera mit Lichtquelle in den Bauchraum ein. Per Monitor kann er die einzelnen Arbeitsschritte dirigieren. Das funktioniert bei uns sogar dreidimensional: Als erste Häuser in NRW haben die Kliniken des Ev. Verbundes Ruhr (EVR) in Witten und Herne ein revolutionäres Kamerasystem mit 3D-Optik angeschafft. Sie ermöglicht besonders präzises Schneiden und Nähen, was den Sicherheitsfaktor für die Patienten deutlich erhöht.
Die Operation ist aber im Interdisziplinären Bauchzentrum nur eine Möglichkeit der Therapie. Wichtig ist uns, dass die interdisziplinäre Zusammenarbeit gelebt wird. Beispielsweise können Verlegungen innerhalb des Hauses vermieden werden.

IMAGE: Sind das in der Regel Alterserkrankungen?
BLASE: Das ist höchst unterschiedlich. Krankheiten wie beispielsweise einen Gallenstein kann man ja auch in jüngeren Jahren bekommen. Grundsätzlich gibt es aber die Tendenz zu älteren Patienten, die oft auch mehrere Krankheiten haben. Auch die Krankheiten selbst sind sehr unterschiedlich. Von der Magen-Darm-Grippe über Darmverschluss bis hin zu verschiedenen Entzündungen und Krebsdiagnosen ist alles dabei.

IMAGE: Spielen Lebensgewohnheiten bei den Erkrankungen eine wichtige Rolle?
BLASE: Tumorerkrankungen von Magen und Darm treten oft erst im fortgeschrittenen Alter auf. Auch das Risiko der Divertikulitis nimmt mit zunehmendem Alter zu. Risikofaktoren, welche die Entstehung von Divertikeln begünstigen, sind ein dauerhaft zu hoher Druck im Darm – vor allem bedingt durch chronische Verstopfung (Obstipation) sowie eine ballaststoffarme Ernährung. Bei Gallenerkrankungen beobachten wir, dass die Patienten jünger werden. Oft hängt eine solche Erkrankung auch mit unseren Lebensgewohnheiten zusammen. Mittlerweile wissen wir durch zahlreiche Studien, dass eine gesunde Mischkost besser ist als viele Diäten. Eine gesunde Darmflora ist für unser Immunsystem von großer Bedeutung. Bei den komplizierten Vorgängen in unserem Darmsystem kann es manchmal zu Störungen kommen, die dann die unterschiedlichsten Beschwerden verursachen können. Auch hier versuchen wir mit dem interdisziplinären Ansatz den Menschen effizient und wirksam zu helfen. anja