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Wasserstoff - die Energie der Zukunft?

zeero-Fachforum mit Fachleuten aus der Praxis: Ein JA zum grünen Wasserstoff mit einem ABER...

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Das erste zeero-Fachforum beschäftigte sich mit dem Thema Wasserstoff. Neben Vertretern aus Unternehmen war Landrat Olaf Schade (2.v.l.) zu Gast. zeero ist das Kompetenz-Zentrum für Energie-, Effizienz- und Ressourcen-Optimierung im EN-Kreis. Zum Kernteam gehören AVU, Effizienz-Agentur NRW, EN-Agentur und Stadtwerke Witten.

Die Experten sind sich einig: grüner Wasserstoff ist der Energiespeicher einer klimafreundlichen Zukunft. Der Weg dahin wird allerdings Zeit in Anspruch nehmen und kostenintensiv sein - auch für den Endverbraucher. Denn während bisher der Energieträger zur Herstellung von Wasserstoff mit großer Mehrheit ein fossiler Rohstoff ist (Erdgas, Kohle oder Öl), soll es in Zukunft ein nachhaltiger Träger sein, um grünen - also klimaneutralen - Wasserstoff zu gewinnen. „Im EN-Kreis haben wir aktuell keine Wasserstoffinfrastruktur, keine Produktionsstätten und auch keine leistungsgebundenen Abnahmestellen“, resümiert Geschäftsführer Thorsten Coß von der AVU serviceplus auf dem zeero-Fachforum. Um welche Dimensionen es geht, zeigt Ralf Holtmann, Geschäftsführer bei AVU Netz GmbH, auf. „Der Erdgas-Verbrauch liegt in Deutschland bei 866 Terawattstunden pro Jahr und ist der wichtigste Energieträger für die Industrie und die Privathaushalte. Im EN-Kreis werden rund 70 Prozent aller Immobilien mit Gas versorgt. Wenn sich das in den nächsten zwanzig Jahren ändern soll, dann sieht man, welche gewaltigen Dimensionen an erneuerbarer Energie entstehen müssen. Unser Bestreben ist es, die bisherigen Erdgasnetze, die nach einer Energiewende ja überflüssig wären, für Wasserstoff nutzbar zu machen. Das ist nach unserer Netzprüfung technisch zu 90 Prozent machbar, aber noch völlig offen ist die Antwort auf die Frage des Übergangs. Mitnichten kann man einfach einen Schalter umlegen. Wir haben Wasserstoffbeauftragte im Unternehmen und arbeiten intensiv an Lösungen.“

Wasserstoff ohne CO₂-Rucksack
Sich auf den Weg machen ist das eine, ankommen das andere. Das sehen auch Alfred Tenner, Geschäftsführer der Edelstahlgießerei Kuhn Innovation GmbH, und Dr. Mark Oles, Head of Carbon2Chem bei der thyssenkrupp AG, so. „Wir haben in unserem Unternehmen den CO₂-Ausstoß seit 2019 bereits um 1500 Tonnen/Jahr gesenkt. Wir haben Analysen durchgeführt, wo wir als energieintensiver Betrieb Einsparungen erzielen können und eine Photovolatik-Anlage auf dem Firmendach installiert. Mit dem grauen Wasserstoff könnten wir arbeiten, aber der CO₂-Ausstoß wäre höher als bisher. Grüner Wasserstoff ist aktuell für kleine und mittlere Unternehmen weder in ausreichender Menge verfügbar noch bezahlbar. Ein Förderantrag bei dem Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) läuft ohne Ergebnis seit über einem halben Jahr. Aus meiner Sicht braucht es mindestens noch fünf bis zehn Jahre, um mit grünem Wasserstoff arbeiten zu können.”
Dr. Mark Oles ergänzt: „Wenn wir grünen Wasserstoff wollen, stehen die Fragen der Herkunft und der Kosten im Mittelpunkt. Technisch ist es machbar, die Hochöfen von Kohle und Koks auf grünen Wasserstoff umzubauen. Aber dafür brauchen wir gigantische Mengen. Außerdem lässt sich ein Hochofen der Stahlindustrie nicht per Knopfdruck an- oder ausschalten. Er läuft in der Regel zwanzig Jahre komplett durch. Wir haben weltweit nicht genügend grünen Wasserstoff - völlig unabhängig vom Preis. Und wenn wir welchen haben, müssen wir ihn importieren - per Pipeline, per Schiff, per Schwertransporte. So lange grüner Wasserstoff ein knappes Gut ist, stellt sich auch die Frage, wie er verteilt wird und wer ihn bekommt. In jedem Fall werden die hergestellten Industrieprodukte teurer.” Das gelte auch für den Endverbraucher.
Kathryn Wunderle, Business Development Manager Hydrogen for Mobility bei der Air Products GmbH, einem der weltweit führenden Produzenten von Industriegasen mit Haupsitz in Hattingen, erklärt: „Wir produzieren an verschiedenen Standorten Wasserstoff, wir liefern ihn flüssig und gasförmig aus, wir bauen Pipelines und erweitern das Wasserstoffnetz permanent. Wir haben ein großes Projekt in Saudi-Arabien gestartet. Die klimafreundlichen Energieträger Sonne und Wind brauchen viel Fläche.“
Wüste und Küste sind jedoch endliche Flächen für den Energiehunger der Menschen.anja