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Hattingen

Wasser in der Stadt - Treidelbrunnen im Sommer beliebt

Seit über dreißig Jahren sorgt die Wasseroase in der Innenstadt an heißen Tagen für Abkühlung.

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Wenn es heiß wird, ist er der Renner in der Innenstadt - der Treidelbrunnen. Am Obermarkt gehört er seit 1988 zum städtischen Erscheinungsbild. Wo früher mit dem „Affenfelsen“ Beton und die Farbe grau dominierte, plätschert jetzt Wasser und eine Sitzgruppe lockt zum Verweilen. Der Brunnen, der an die Ruhrschifffahrt erinnern soll, war das Geschenk der Hattinger Sparkasse anlässlich ihres damals 150. Geburtstages. Unumstritten war er damals allerdings nicht.
Vor dem Treidelbrunnen war der Platz Heimat einer Betonplastik des Künstlers Einsele. Auch sie war nicht unumstritten und wurde vom Volksmund - frei nach dem damaligen Stadtdirektor Jürgen Augstein - „Augstein-Gebirge“ oder „Monte Klamotto“ getauft. Erst eine Berichterstattung des Ruhr-Anzeigers am 1. April 1970 führte zur Namensgebung „Affenfelsen“, weil man als Aprilscherz die Plastik als zukünftigen Lebensraum lebender Affen benannte. Das angebliche Affen-Freigehege wurde mit einer Stellprobe lang und breit beschrieben – und die Plastik hatte daraufhin ihren Namen weg.

Weniger Beton, mehr blaue und grüne Infrastruktur
Doch nicht nur der graue Beton störte. Nicht selten wurde die Sitzgelegenheit mit ausuferndem Alkoholkonsum in Verbindung gebracht. 1987 war damit Schluss. Der Treidelbrunnen kam. Den wollte die Sparkasse Hattingen anlässlich des 150-jährigen Bestehens stiften und mit ihm zugleich an die Ruhrschifffahrt erinnern. Da es sich um ein begehbares Kunstwerk handeln sollte, wurde bewusst eine sieben Meter lange Bronzeplastik des Aachener Künstlers Bonifatius Stirnberg in Form eines Schiffes gewählt. Rund 250.000 Mark sollte sie kosten – inklusive technischer Einrichtung 400.000 Mark.
Bernhard Matthes, ein streitbarer Künstler Hattingens, kritisierte nach der Kulturausschusssitzung am 1. Februar 1988 in einem Leserbrief das „Brünnlein“, welches das Image der Stadt aufpolieren sollte, jedoch das Gegenteil erreiche – und sprach ihm schlicht jeden künstlerischen Wert ab. Von Disneyland in Hattingen mit Sparkassen-Emblem im Wimpel war in Leserbriefen die Rede. Doch die Hattinger Bevölkerung nahm den Brunnen von Anfang an als willkommenen Platz zum Ausruhen an. Wasser übt seit jeher eine Faszination in Städten aus - da machte Hattingen mit seinem Brunnen keine Ausnahme.
Heute, wo der Klimawandel und die grüne (Bäume) und blaue (Wasser) Infrastruktur in aller Munde ist, kommt dem Brunnen noch mehr Bedeutung zu. Wassser erleb- und bespielbar zu machen - so heißen die Projekte der Neuzeit. Hattingen hat diesen Weg mit dem Treidelbrunnen schon vor dreißig Jahren beschritten.
Zumindest in der mittelfristigen Zukunft soll es bald noch eine Wassermöglichkeit in der Innenstadt geben. Die Wiese am Rathaus soll neu gestaltet werden. Zwar konnten sich die Sozialdemokraten mit ihrem Wunsch nach einem Wasserspielplatz nicht durchsetzen, aber einen Wasserlauf soll es neben viel Grün doch geben. Im kommenden Jahr soll es mit der Umgestaltung losgehen. Ganz im Sinne der Stärkung von grüner und blauer Infrastruktur. anja