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Hattingen

Was Senioren in Hattingen trotz großem Angebot fehlt

Die Gebläsehalle des Industriemuseums in Hattingen war gut besucht. An genau 40 Ständen von Organisationen und Vereinen konnten sich Besucher bei der Seniorenmesse „Füreinander Miteinander“ über ein breites Spektrum an Angeboten und Hilfen informieren. Bereits zum sechsten Mal fand die Veranstaltung statt. Das, was es für die ältere Generation in Hattingen gibt, wird größtenteils gelobt. Es gibt jedoch noch Möglichkeiten, dies auszuweiten.

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Gut aufgestellt durch Seniorenbüro
Dazu möchte auch Noch-Bürgermeister Dirk Glaser animieren, der im Rahmen der Messe sagte, dass sich vieles weiter entwickeln könne und müsse. Er betonte gleichzeitig, dass Hattingen über das Seniorenbüro der Stadtverwaltung sehr gut aufgestellt sei und einiges gebündelt werde. Was er ansprach, war das Thema Einsamkeit: „Ich behaupte, dass heutzutage kein Senior mehr einsam sein muss. Ich sage mal etwas provokant, dass es aber auch auf einen selbst ankommt, sich gegenüber anderen zu öffnen.“ Eine Basis, auf der Angebote aufbauen und Begegnungen ermöglichen – auch generationenübergreifend, was sich Glaser wünscht.
Im Fokus stehen bei der Messe Seniorinnen und Senioren. Eine Menge an Organisationen präsentierten ihre Angebote hinsichtlich alltäglicher Hilfen wie Pflegedienst, Heimunterbringung oder Wohnberatung. „Bei vielen gibt es noch eine Hemmschwelle, sich zu informieren“, weiß Tanja Meis, die das Seniorenbüro der Stadt leitet. Für die Veranstalter sei Prophylaxe ein sehr wichtiges Thema. In dem Bereich gäbe es laut Meis zum Beispiel noch Bedarf an Nachtpflege. Zu alltäglichen Freizeitangeboten sagt sie: „Freizeitmöglichkeiten sind nicht immer bekannt.“ Dabei gibt es in der Stadt drei Seniorengruppen mit reichhaltigen Angeboten: In Holthausen, der Stadtmitte am Holschentor und in Welper. „Früher waren dort jeweils 50 bis 60 Personen, die teilgenommen haben, mittlerweile sind es nur noch bis zu 20“, erzählt die Leiterin des Seniorenbüros.

Senioren wünschen sich mehr Angebote in allen Stadtteilen
Messebesucher sehen Hattingen nicht schlecht aufgestellt, es gäbe aber an der ein oder anderen Stelle noch Bedarf. Gerda Schneider aus Holthausen fühlt sich in ihrem Ortsteil wohl, ist dort Mitglied der Arbeiterwohlfahrt (AWO) und genießt viele Freizeitmöglichkeiten. In anderen Ortsteilen sehen sie und ihre Bekannten fehlende Anschlussmöglichkeiten. In der Stadtmitte sei zwar das Bürgerzentrum Holschentor, aber es könnten mehr Anlaufstellen sein. In Winz-Baak sehen sie ebenfalls Bedarf. „Manche ältere Leute kommen nicht so einfach woanders hin“, führt Gerda Schneider an. An der Stelle wirft Besucherin Brunhild Papenhoff Seniorenbusse ein. Es gibt sie, etwa in der Stadtmitte oder Niederwenigern, aber sie fahren nur kurze Strecken. „Sie müssten mehr werden und öfter fahren, wenn Busverbindungen nicht so günstig sind“, so die Welperanerin.

Digitale Teilhabe bleibt eine Herausforderung
Sind Anschlussmöglichkeiten vorhanden, ist die Teilnahme an vielen Stellen möglich. Dazu wollen die teilnehmenden Organisationen auch immer die Möglichkeit zum Vernetzen für gemeinsame Aktionen nutzen. Was als Thema aufkam, ist Alltagshilfe im digitalen Bereich. Womöglich eine Gruppe, die der älteren Generation Tipps geben kann. Im Umgang mit Smartphones gibt es mitunter Kurse über die Kirchengemeinden. Doch die Digitalisierung schreitet immer weiter und schneller voran, wobei Seniorinnen und Senioren nicht immer gut mitkommen. „Ältere müssten ein bisschen mehr begleitet werden“, sagt Gerda Schneider. Das gelinge sogar selbst über den digitalen Weg: „Über eine WhatsApp-Gruppe würde man auch schnell Hilfe bekommen, wenn man darin offen Fragen stellen könnte.“
Angesprochen auf den Bereich der Hilfen bei Fragen hinsichtlich der digitalen Welt und der damit verbundenen Gefahrenquellen bestätigt das Seniorenbüro, dass es Bedarf gebe. Generell sagt Tanja Meis: „Wenn jemandem etwas fehlt und die Person etwas mit aufbauen möchte, kann dies gerne bei uns angeregt werden.“ Mit Monika Guske gab es eine Besucherin, die als Art Lotsin in Hattingen unterwegs ist – genau im digitalen Bereich, in dem auch sie Bedarf erkennt. Sie gehört dem Vorstand des Keipp-Vereins Ruhr an, der seinen Sitz an der Blankensteiner Straße in der Innenstadt hat. Sie gibt über den Verein Kurse im Umgang mit Künstlicher Intelligenz (KI) und zeigt beispielsweise, wie und wofür man Chat GPT nutzen kann.
Gleichzeitig ist Guske Seniorenlotsin im Auftrag der Polizei des Ennepe-Ruhr-Kreises, die jährlich auf der Messe vertreten ist und viel zum Thema Sicherheit erzählen kann. Die Lotsin deckt mit Informationen etwa über Trickbetrug, Telefonmaschen oder Taschendiebstahl auf lokaler Ebene wichtige Themen ab. Lotsen und andere Helfer in puncto Sicherheit sind ein Gewinn für die Polizei, wie Kriminal-Hauptkommissarin Bettina Frauenstein sagt: „Alles, was uns unterstützt, ist super! Digital wird durch die KI alles schwieriger und gefährlicher.“ Speziell dafür Lotsen über die Polizei einzusetzen sei jedoch ebenso schwierig, weil sie geschult werden müssten. Die Überlegung gab es aber schon. Im Alltag seien Lotsen wie Monika Guske schon sinnvoll.
Das findet auch Nadine Schröer, Leiterin der Verbraucherzentrale Witten, die für den gesamten Ennepe-Ruhr-Kreis zuständig ist: „Lotsen sind immer gut. Die Leute wissen teilweise nicht, an wen sie sich bei digitalen Fragen wenden sollen.“ Über die Verbraucherzentrale gab es einen Vortrag zum Thema „Digitaler Selbstschutz“, wenn man im Internet auf unseriöse Seiten trifft und sie mit verschärftem Blick enttarnen kann, um nicht auf Fallen hereinzufallen. Dabei könnten Jüngere Älteren helfen und sich so Generationen verbinden. Das solle nach Ansicht von Besuchern und Organisationen generell in Bereichen passieren. Wobei dort das Problem fehlender Engagierte wieder ein anderes Kapitel ist. Bürgermeister Dirk Glaser führt als Beispiel ohne benötigte Ehrenamtliche an, dass Kindergärten etwa Tagesausflüge in Seniorenheime machen können. Dort könnten Senioren den Kindern etwas vorlesen und erfreuen sich gleichzeitig über Abwechselung. Als Angebot für ein Miteinander über Altersklassen hinweg. 
Von Hendrik Steimann