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Gesundheit

Was hilft gegen den (chronischen) Schmerz? mit Dr. Dirk Neveling

Nichts ist so spannend und bewegt den Menschen so sehr wie sein eigenes Verhalten und das seiner Mitmenschen. Auch in diesem Jahr greift IMAGE in unserer Serie „Wie tickt der Mensch“ gemeinsam mit Experten spannende Fragen auf. Diesmal geht es um den chronischen Schmerz und seine Therapiechancen.

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„Wir unterscheiden zwischen akuten und chronischen Schmerzen. Der akute Schmerz ist ein Warnsignal unseres Körpers. Er soll uns schützen, in dem wir reflexartig darauf reagieren. Er soll uns bewusst machen, dass mit dem Körper etwas nicht stimmt. Hält ein Schmerz aber dauerhaft über eine frisch aufgetretene Ursache an, sprechen wir von chronischen Schmerzen. Sie sind nicht selten mit chronischen Erkrankungen verbunden - etwa Tumoren, Diabetes oder rheumatischen Beschwerden. Sie können sich aber auch zu einer eigenständigen Krankheit entwickeln, ohne erkennbare körperliche Ursache. In beiden Fällen hilft eine individuelle Schmerztherapie“, erklärt Dr. Dirk Neveling, seit 1994 Chefarzt und Direktor der Klinik für Anästhesiologie, Intensiv- und Schmerztherapie im KKB in Blankenstein. „Die Behandlungsmethoden werden auf der Basis einer umfassenden Diagnostik bei ganzheitlicher Betrachtung des Betroffenen ausgewählt. Beispielsweise kommt die Akupunktur zum Einsatz, aber auch die Hyperthermie. Schröpfen, Blutegel, Licht- und Atemtherapie, Lachgas und medizinisches Cannabis sind weitere Möglichkeiten. In der multimodalen Schmerztherapie können die verschiedenen Ansätze miteinander kombiniert werden. Seit dem 1. März 2017 darf Cannabis mittels Betäubungsmittel-Rezept in Deutschland verordnet werden. Viele Schmerzpatienten haben Erfahrungen mit Antidepressiva oder Morphinen gesammelt und oft mit Nebenwirkungen zu kämpfen. Die Gabe von Cannabis ist nebenwirkungsarm und man gibt sie in der Regel in Tropfen- oder Kapselform. Zum Einsatz kommen kann sie bei chronischen Schmerzen, Rheuma, aber auch bei Depressionen, Angststörungen, Epilepsie oder posttraumatischen Störungen. Dabei muss der Arzt für jeden Patienten, der mit Cannabis behandelt wird, anonymisierte Daten zu Alter, Geschlecht, Diagnose, früheren und aktuellen Behandlungen sowie den Verordnungsgrund für die Behandlung mit Cannabis inclusive Dosis, Wirksamkeit, Verträglichkeit und Lebensqualität an das BfArM (Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte) übermitteln“, so Neveling.
Wichtig ist dem Schmerztherapeuten: „Eine Schmerztherapie ist immer individuell. Ob ionisierende Wärmestrahlung, energiereiche Lichtstrahlen oder etwas ganz anderes - man muss in jedem einzelnen Fall genau hinsehen. Ein dauerhafter und unkontrollierter Schmerzmittelgebrauch ist für die Betroffenen jedenfalls keine Lösung.“

Cannabis als Medizin
Hanf wurde schon vor 5000 Jahren als Heilpflanze eingesetzt. In China im Jahre 2737 vor Christus wurde das Cannabis als medizinisches Arzneimittel eingesetzt, belegt durch das älteste bekannte Buch über Heilpflanzen „Shennong Bencaojing“. Auch in Ägypten wurde Cannabis als Medizin eingesetzt. Dies geht aus einem Papyrus mit dem Namen „Papyrus Ebers“ hervor, welcher zu den ältesten noch erhaltenen ägyptischen Schriften gehört und ca. 1600 Jahre vor Christus verfasst wurde. Erstmalig in Europa wurde Cannabis als Medizin durch den irischen Arzt William Brooke O’Shaugnessy in einem Bericht im Jahre 1839 erwähnt. Wie schon bei den alten Chinesen hat der Arzt eine schmerzstillende, entspannende und krampflösende Wirkung festgestellt. Viele Patienten mit chronischen Schmerzen haben bereits lange Leidenswege hinter sich und viele Präparate ausprobiert. Cannabis kommt heute auch in westlichen Ländern zunehmend als Schmerzmittel zum Einsatz.

anja