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Gesundheit

Was das Herz begehrt – den Motor des Lebens am Laufen halten

Im Evangelischen Krankenhaus Witten versorgt ein leistungsstarkes Team in der Inneren Medizin und Kardiologie Patienten mit Herzproblemen. Welche Erkrankungen gibt es und welche Behandlungsmöglichkeiten bietet die moderne Medizin?

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Alexander Ivchenko, Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie, Oberarzt in der Klinik für Innere Medizin EvK Witten. Foto: EvK Witten

Alexander Ivchenko, Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie, verstärkt seit März 2020 als Oberarzt das Team der Klinik für Innere Medizin am EvK Witten. Der Wittener hat hier seine allgemeine internistische Ausbildung gemacht und kehrte nun als ausgebildeter Facharzt an seine frühere Wirkungsstätte zurück. Wir haben mit dem 39-Jährigen über das Herz, den Motor unseres Lebens, gesprochen.

IMAGE: Bitte ordnen Sie für den Laien die drei Begriffe koronare Herzkrankheit, Herzinfarkt und Herzschwäche ein.
IVCHENKO: Um die Krankheiten verständlich zu machen, muss ich zunächst ein paar Worte zum Herzen sagen. Das Herz ist ein Hohlmuskel. Unser Leben steht und fällt mit diesem Muskel, der von einer Scheidewand in zwei Hälften geteilt wird. Jede Hälfte besteht aus einem Vorhof und einer Kammer. Die linke Kammer pumpt sauerstoffreiches Blut durch die Körperschlagader (Aorta) in den Körperkreislauf, die rechte Herzkammer pumpt es in die Lungenarterie. Da sich die linke Herzkranzarterie kurz nach ihrem Abgang aus der Aorta in zwei Äste teilt, sprechen wir insgesamt von drei Herzkranzgefäßen.
Jetzt zu den drei Krankheitsbildern: Die koronare Herzerkrankung (KHK) gehört zu den häufigsten Erkrankungen des Herzens. Sind die Herzkranzgefäße durch Fett- und/oder Kalkablagerungen an den Innenwänden verengt (Plaque-Bildung), wird das Herz nicht ausreichend mit Blut und Sauerstoff versorgt. Bleibt die Erkrankung unbehandelt, kann sie zu Folgeerkrankungen wie Angina pectoris, Herzinfarkt, Herzrhythmusstörungen und Herzinsuffizienz führen. Ein Herzinfarkt tritt ein bei einem Verschluss eines der Herzkranzgefäße. Durch den Verschluss ist die Sauerstoffzufuhr unterbrochen und Teile des Herzkranzgewebes sterben ab. Schließlich die Herzinsuffizienz oder Herzschwäche: Dahinter verbirgt sich durch die Schwächung des Herzmuskels eine verminderte Pumpleistung des Herzens. Dadurch können auch andere Organe nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden.

IMAGE: Auf welche Symptome muss man achten, die auf Herzprobleme hinweisen könnten?
IVCHENKO: Das ist abhängig von dem einzelnen Krankheitsbild. Verallgemeinernd kann man sagen: Bei der Angina pectoris, auch Herzenge genannt, kommt es aufgrund mangelnder Sauerstoffversorgung des Herzens zu Atembeklemmungen und Schmerzen in der Brust. Der Druck im Brustkorbbereich wird vor allem durch körperliche Anstrengung provoziert. Im Ruhezustand lassen die Schmerzen schnell nach. Bei Herzrhythmusstörungen bemerken Betroffene ein Rasen oder Stolpern des Herzens. Bekannt ist hier das Vorhofflimmern. Bei einer Herzschwäche fühlen sich viele Menschen dauerhaft müde und abge­schlagen, sie leiden unter Luftnot, Knöchelödemen oder Wasseransammlungen im Bauchraum. Schwindel und Bewusstlosigkeit können ebenfalls auf ein Herzproblem hinweisen. Es gibt für diese Beschwerden natürlich auch viele andere Erkrankungen und nicht jeder muss Schmerzen verspüren. Frauen nehmen Schmerzen auch oft anders wahr als Männer. Wichtig ist: wer plötzliche akute Beschwerden hat, der sollte nicht zögern und unmittelbar ärztliche Hilfe aufsuchen. Wer chronische Beschwerden hat, sollte mit seinem Hausarzt sprechen, der dann gegebenenfalls einen Kardiologen hinzuziehen wird.
IMAGE: Welche Diagnostik steht dem Kardiologen zur Verfügung?
IVCHENKO: Zuerst erfolgt ein ausführliches Gespräch (Anamnese) mit Erörterung der Vorerkrankungen, Risikofaktoren und Medikamenteneinnahme. Die körperliche Untersuchung schließt das Abhören von Herz und Lunge ein, aber auch die Blutabnahme und ein EKG. Eine weiterführende Diagnostik ist die Echokardiographie. Das ist ein Ul­traschall des Herzens, mit dem man beispielsweise Veränderungen bei den Herzklappen erkennen kann. Die Gesundheit der Herzkranzgefäße können wir durch eine Computertomographie des Herzens (Cardio-CT) erkennen. Wenn wir uns den Herzmuskel oder mögliche Entzündungen ansehen wollen, eignet sich ein Herz-MRT. Und schließlich kann man auch eine Katheteruntersuchung durchführen. Hier lassen sich bestimmte Herz-Kreislauf-Werte messen (Rechtsherzkatheter), wie z. B. das Herzminuten-Volumen. Letzteres entspricht der Blutmenge, die in einer Minute aus dem Herzen herausgepumpt wird oder die Gefäße direkt darstellen und ggf. behandeln (Linksherzkatheter).
IMAGE: Nach der Diagnose kommt die Behandlung...
IVCHENKO: Neben der medikamentösen Therapie wie z.B. Betablocker und ACE-Hemmer bei chronischer Herzinsuffizienz gibt es viele verschiedene Eingriffsmöglichkeiten. Zu den häufigsten Eingriffen am Herzen zählen Operationen der Herzkranzgefäße (sogenannte Bypass-OP), der Ersatz von Herzklappen und das Implantieren eines Stents. Ein HEART-Team entscheidet je nach Krankheit, was das Beste für den Patienten ist. Wir bieten in Kooperation mit den Kollegen des ev. Krankenhauses in Herne (Teil unseres Klinikverbundes) alle invasiven Therapien an (Links- und Rechtsherzkatheter, die Kathetergestützte Klappeninterventionen der Aorten- und Mitralklappe sowie Devicetherapien (CRT, ICD, CCM)). Wir arbeiten interdisziplinär mit anderen Fachbereichen im Haus zusammen, z. B. mit der Geriatrie. Viele Patienten sind älter und haben mehrere Erkrankungen. Nach einem Herzeingriff kommt für den Patienten oft eine kardiologische Rehabilitation in Betracht. Hier trainiert er unter medizinischer Aufsicht Belastungen, bekommt Schulungen und trainiert sich Schritt für Schritt in seinen Alltag zurück. Eine weitere regelmäßige ärztliche Kontrolle bleibt aber wichtig.

IMAGE: Damit es erst gar nicht zu einer Erkrankung kommt... Was kann man selbst tun?
IVCHENKO: Gewisse Parameter wie Alter, Geschlecht und ein erhöhtes Risiko aufgrund genetischer Veranlagungen kann man nicht beeinflussen. Aber eine gesunde Lebensweise – Verzicht auf Rauchen und nur mäßig Alkohol, regelmäßige (Ausdauer)Bewegung, eine Ernährung mit Obst, Gemüse, Fisch, Stressabbau, auf sein Gewicht achten - trägt maßgeblich nicht nur zur Herzgesundheit bei. anja