Nichts ist so spannend und bewegt den Menschen so sehr wie seine Gesundheit, sein eigenes Verhalten und das seiner Mitmenschen. IMAGE greift gemeinsam mit verschiedenen Ärzten und Therapeuten in unserer Serie „Wie tickt der Mensch“ spannende Fragen dazu auf.
„Unter Rückenschmerzen werden akute und chronische Beschwerden des Bewegungsapparates vor allem im Bereich der Halswirbel- und der Lendenwirbelsäule zusammengefasst. Mehrheitlich sind die Beschwerden nicht chronischer Natur. In der Krankenlaststudie BURDEN 2020 vom RKI gaben 61 Prozent der Erwachsenen an, in den letzten 12 Monaten unter Rückenschmerzen gelitten zu haben. Etwa 15 Prozent gaben chronische Beschwerden an“, erklärt Robert Vanderborcht, (Kinder)-Osteopath D.O., Heilpraktiker und Master in Physiotherapie. „Schmerzen im Rücken können einer medizinischen Ursache zugeordnet werden oder auch nicht. Zu den erstgenannten gehören die Auswirkungen einer Fehlhaltung, zum Beispiel Skoliosen. Diese können Ursache eines nicht behandelten KiSS-Syndroms bei Säuglingen und Kleinkindern sein. Gemeint ist eine Fehlstellung der Kopfwirbel, die unbehandelt den ganzen Körper in Schieflage bringen und zu Spätfolgen führen kann. Rückenschmerzen können auch die Ursache von Schäden an den Bandscheiben sein, deren Aufgabe es ist, wie Stoßdämpfer die Erschütterungen an der Wirbelsäule abzufedern.
Die Mehrheit der Rückenbeschwerden gilt als unspezifisch. Sie wird aber oft spezifisch, wenn man den Körper im Ganzen untersucht und versteht. Nimmt man sich die Zeit, die individuelle Schmerzgeschichte des Patienten zu ergründen, kann man meistens herausfinden, was den Rücken wirklich stört. Dabei können die Ursachen schon vor der Entstehung von Schmerz vorhanden sein. Körperliche Anstrengungen, Stürze oder ruckartige Bewegungen können Verschiebungen in der Wirbelsäule verursachen, die sich oft nicht eigenständig auflösen. Junge und elastische Menschen gleichen diese Blockaden meist mit einer schiefen oder verdrehten Haltung aus. Bei nicht mehr so geschmeidigen Erwachsenen kann die entstandene Bewegungseinschränkung aber nicht mehr ausgeglichen werden. Die Verschiebung führt deshalb im Laufe der Zeit zu einer schmerzhaften Überlastung von Gelenken und Muskeln. Wenn der Arzt oder Therapeut herausfindet, wodurch die Schmerzen entstanden sind, kann er mit gezielten Griffen die auslösende Verschiebung beheben. Der junge Mensch wird wieder gerade und der Schmerzpatient entkrampft, in dem die Verschiebung nicht mehr kompensiert werden muss“, erklärt Robert Vanderborcht. Natürlich sind Risikofaktoren für Rückenschmerzen bekannt. „Dazu gehören unser überwiegend sitzender und bewegungsarmer Alltag, Übergewicht, negativer Stress und falsche Ernährung. Wer bereits Schmerzen hat, ist in seiner Beweglichkeit beeinträchtigt. Er versucht, sich zu schonen und bewegt sich noch weniger. Das führt zu einem Abbau von Muskeln und der Stabilität der Gelenke. Bewegungsmangel kann beispielsweise zu Arthrose führen. Vorbeugend helfen regelmäßige Bewegung und rückenschonender Sport wie Schwimmen oder Wandern, weil der bewegte Körper besser mit Störungen umgehen kann. Bei Rückenschmerzen, ob akut oder chronisch, können Ärzte, Physiotherapeuten sowie Osteopathen mit Erfahrung mit manuellen Techniken die Ursache für den Schmerz herausfinden und behandeln.“ anja