Logo
Superbanner 749 x 89 Pixel_Platzhalteranzeige.jpg
Gesundheit

Warum „Essen auf Rädern“ mehr ist als nur eine warme Mahlzeit

Viele ältere Menschen zögern, Mahlzeitendienste wie Essen auf Rädern in Anspruch zu nehmen – oft aus Angst, ihre Unabhängigkeit zu verlieren oder aus Kostengründen. Doch genau das Gegenteil ist der Fall: Ein Mahlzeitendienst hilft, Selbstständigkeit und Lebensqualität zu erhalten. Warum es sinnvoll ist, frühzeitig Unterstützung anzunehmen, darüber sprechen wir mit Markus Steinkritzer vom Mahlzeitendienst der Familien- und Krankenpflege e.V. Herdecke – Witten – Wetter.

Viele ältere Menschen scheuen sich davor, Mahlzeitendienste in Anspruch zu nehmen. Warum glauben Sie, ist das so?
Häufig hören wir von Senioren, dass sie sagen: „Ich komme doch noch alleine zurecht.“ Für viele Menschen bedeutet Hilfe anzunehmen, dass sie ihre Selbstständigkeit aufgeben – und genau das wollen sie vermeiden. Dabei ist das ein Missverständnis. Ein Mahlzeitendienst hilft, die Selbstständigkeit zu bewahren, indem er Menschen in ihrem Zuhause unterstützt. Gesunde und leckere Mahlzeiten direkt nach Hause geliefert, bedeuten nicht nur Entlastung im Alltag, sondern wirken auch präventiv gegen gesundheitliche Probleme.
Was sind die größten Vorteile für ältere Menschen?
Ein Mahlzeitendienst ist viel mehr als nur eine Lieferung von Essen. Unsere Gerichte sind nicht nur ausgewogen und lecker, sie decken auch den speziellen Nährstoffbedarf älterer Menschen. Das ist besonders wichtig, weil mit zunehmendem Alter der Appetit abnimmt oder das Kochen zu anstrengend wird. Außerdem sorgen wir dafür, dass niemand allein bleibt: Unsere FahrerInnen haben immer ein offenes Ohr und bringen ein freundliches Wort mit. Gerade für Menschen, die weniger soziale Kontakte haben, kann auch das eine wichtige Stütze sein. Auf diesem Wege sehen wir aber auch nach dem Rechten und ja, dadurch konnten wir auch schon Leben retten – weil jemand da war.
Aber viele Menschen warten, bis es fast zu spät ist, um solche Angebote zu nutzen. Warum ist das ein Problem?
Das stimmt leider. Oft wenden sich Menschen erst an uns, wenn sie gesundheitlich oder körperlich stark eingeschränkt sind. Dabei könnte ein Mahlzeitendienst schon viel früher helfen, die Eigenständigkeit zu erhalten. Gute Ernährung wirkt vorbeugend und gibt Kraft für den Alltag. Wer sich frühzeitig dafür entscheidet, vermeidet oft auch größere Probleme – wie Mangelernährung oder Erschöpfung, die dann möglicherweise einen Umzug ins Pflegeheim erforderlich machen.
Viele Menschen machen sich Sorgen, dass ein Mahlzeitendienst teuer sein könnte. Können Sie uns etwas über die Kosten und mögliche finanzielle Unterstützung sagen?
Das ist ein berechtigtes Anliegen, aber ich möchte betonen, dass ein Mahlzeitendienst oft günstiger ist, als viele denken. Vor allem wenn man bedenkt, dass man dadurch viele Einkaufskosten einspart. Die genauen Kosten hängen von den individuellen Bedürfnissen und den gewählten Gerichten ab. Für Menschen mit geringem Einkommen gibt es zudem Unterstützungsmöglichkeiten: Das Amt für Wohnen und Soziales kann in vielen Fällen einen Zuschuss gewähren, wenn die Voraussetzungen erfüllt sind. Wir helfen unseren Kunden auch gerne dabei, diese Unterstützung zu beantragen. Deshalb sollte niemand aus Angst vor den Kosten darauf verzichten, sich gut und zuverlässig versorgen zu lassen.
Wie sieht es mit speziellen Ernährungsbedürfnissen aus?
Wir legen großen Wert darauf, dass jeder die passende Mahlzeit bekommt, unabhängig von besonderen Ernährungsbedürfnissen. Wir bieten passierte Kost für Menschen mit Schluckbeschwerden an, ebenso wie laktosefreie und glutenfreie Gerichte. Dabei achten wir darauf, dass auch diese Mahlzeiten geschmackvoll und abwechslungsreich sind. Unser Ziel ist es, allen Kunden eine gesunde und angepasste Ernährung zu ermöglichen, ohne Kompromisse bei der Qualität einzugehen.
Wie sprechen Sie Menschen an, die noch zögern?
Wir versuchen, die Hemmschwelle niedrig zu halten. Wir laden zum Beispiel dazu ein, unseren Dienst unverbindlich durch ein kostenloses Probemenü auszuprobieren. Viele merken schnell, wie angenehm und praktisch es ist, wenn sie sich nicht jeden Tag um das Kochen kümmern müssen. Es geht um Lebensqualität, nicht um Abhängigkeit.
Haben Sie ein Beispiel aus der Praxis, das zeigt, wie Mahlzeitendienste das Leben verbessern können?
Ja, ein schönes Beispiel ist eine Kundin von uns, Frau H., die uns erst angerufen hat, als sie nach einer Operation kaum noch einkaufen oder kochen konnte. Anfangs hatte sie Bedenken, weil sie meinte, sie „schaffe das schon noch irgendwie“. Doch schon nach ein paar Wochen hat sie uns erzählt, wie viel Energie sie plötzlich wieder hat, weil sie sich nicht mehr um die täglichen Mahlzeiten sorgen muss. Solche Rückmeldungen zeigen uns, wie wertvoll unsere Arbeit ist.
Was möchten Sie uns abschließend mit auf den Weg geben?
Ein Mahlzeitendienst ist kein Eingeständnis von Schwäche, sondern ein Zeichen von Selbstfürsorge. Es ist eine Möglichkeit, lange selbstbestimmt zu Hause zu leben und sich dabei auf eine gesunde Ernährung und zuverlässige Unterstützung verlassen zu können. Deshalb: Warten Sie nicht zu lange, sondern probieren Sie es einfach mal aus!