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Witten

Vorsorglich auf den Verzehr von Gemüse verzichten

PCB: Ergebnisse des „Löwenzahnscreenings“ in Witten liegen vor – Rat ist Kernbotschaft.

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Ausgangspunkt für das landesweite Untersuchungsprogramm war der Fund von PCB in Ennepetal. Im Zuge der Ursachenforschung und -ermittlung war hier klar geworden: Im Fokus steht ein Stoff, den das Unternehmen „Biw“ im Rahmen seiner Produktion einsetzt. Ein so genannter Vernetzer enthält Chlor und führt im Produktionsprozess unbeabsichtigt dazu, dass PCB 47, 51 und 68 entstehen, in die Umwelt gelangen und die Gesundheit der Bürger gefährden können. Im Bild: „Sico“ in Rüdinghausen (orange) und die Löwenzahn-Messpunkte (grün).

Nutzer der Schrebergärten entlang der Bahntrasse im Bereich Brauckstraße im Witten sollten ab sofort vorsorglich auf den Verzehr von dort angebautem Obst und Gemüse verzichten.
Dieser eindeutige Ratschlag ist eine der Kernbotschaften, die sich für die Kreisverwaltung aus der Untersuchung von Löwenzahnproben ergeben haben. Durchgeführt worden sind diese durch das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) an insgesamt sieben Standorten von silikonverarbeitenden Betrieben in Nordrhein-Westfalen. „Wie angekündigt sind wir gemeinsam mit dem Land auch in Witten am Ball geblieben. Mitte März wurde das sogenannte Löwenzahn-Screening gestartet. Geklärt werden sollte, ob es im Umfeld der Firma Sico erhöhte Werte von PCB 47, 51, 68 gibt“, sagt Landrat Olaf Schade.

Wenig überraschend
Die nun vorliegenden Ergebnisse sind einerseits wenig überraschend. An drei der insgesamt fünf Messpunkte wurden PCB-Werte ermittelt, die den sogenannten Hintergrundgehalt überschreiten und deutliche Einträge der bei der Silikonproduktion mit chlorhaltigen Vernetzer freigesetzten PCB 47, 51 und 68 aufweisen. Einer dieser Messpunkte liegt unmittelbar nördlich der Firma Sico, die anderen beiden in Hauptwindrichtung. Die Werte der Messpunkte in Hauptwindrichtung – Kreisstraße 112 und Menglinghauser Straße – würden aus Sicht des Lanuv nur dann eine vorsorgliche Verzehrs­empfehlung nötig machen, wenn „Sico“ anders als momentan wieder den chlorhaltigen statt des chlorfreien Vernetzers einsetzen würde.

Kleingärten Brauckstraße
Ganz anders stellt sich die Lage hingegen am Messpunkt Kleingärten an der Brauckstraße dar. Hier sind die PCB-Werte im Löwenzahn so hoch, dass vorsorglich vor dem Verzehr von Obst und Gemüse gewarnt werden muss. Hier liefert der Lanuv-Bericht zudem eine Überraschung: Auch ohne die im Fokus stehenden und von „Sico“ stammenden PCB 47, 51 und 68 ist die Belastung von Nahrungspflanzen mit anderen PCB an dieser Stelle wahrscheinlich gesundheitsrelevant.
Zudem wird an dieser Stelle auch noch der EU-Auslösewert für dioxinähnliche PCB überschritten. „Mit anderen Worten“, sagt Wolfgang Flender, Abteilungsleiter Umwelt der Kreisverwaltung, „in diesem Bereich muss es noch mindestens eine weitere PCB-Quelle geben.“