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Gesundheit

Ursachenorientierte Therapie bei chronischen Rückenschmerzen

Nahezu jeder Mensch ist im Laufe seines Lebens von Rückenschmerzen betroffen...

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Mit der bildgesteuerten Rückenschmerztherapie (Mikrotherapie der Wirbelsäule) wird der Schmerz direkt am Ort des Geschehens behandelt.

Nahezu jeder Mensch ist im Laufe seines Lebens von Rückenschmerzen betroffen – der eine mehr, der andere weniger. Rückenschmerzen zählen heute zu den Volkskrankheiten und sind eine der häufigsten Ursachen für Krankschreibungen. Oftmals werden die Beschwerden durch mangelnde Bewegung bzw. eine fehlende positive Belastung des Körpers ausgelöst, beispielsweise bei Bürotätigkeiten mit langem Sitzen. 
Von akuten Rückenschmerzen spricht der Mediziner, wenn die Beschwerden nur von relativ kurzer Dauer sind. Patienten, die erstmalig unter Rückenschmerzen leiden, sind nicht selten nach ein paar Wochen wieder beschwerdefrei. Allerdings erleidet rund jeder Dritte innerhalb eines Jahres einen oder mehrere Rückfälle. Je häufiger diese sind und je länger die akuten Phasen andauern, umso höher ist das Risiko, dass sie chronisch werden. Gerade solche andauernden Beschwerden bedeuten für Betroffene meist eine erhebliche Einschränkung der Mobilität und damit auch der Lebensqualität.

Zielgerichtete Diagnostik
Chronische Rückenschmerzen können zahlreiche Auslöser haben. Eine individuelle und zielgerichtete Therapie, die den Fokus nicht auf die Symptome, sondern vielmehr auf die Ursachen der Beschwerden legt, setzt voraus, dass eben diese zunächst exakt ermittelt werden. Neben einer ausführlichen Anamnese, körperlichen Untersuchung und entsprechender Bildgebung wie Röntgen bzw. Schnittbilddiagnostik (CT oder MRT) kommt in vielen orthopädischen Praxen dabei auch die 4-D-Vermessung der Wirbelsäule zum Einsatz. Die computerunterstützte und röntgenstrahlungsfreie Methode liefert wichtige Informationen über die gesamte Körperstatik und Haltung, so z. B. Wirbelsäulenverkrümmung, Beckenfehlstellung, Wirbelkörperrotation bis hin zu muskulären Dysbalancen. Bei Beschwerden der unteren Wirbelsäule gibt eine videogestützte Laufbandanalyse u. a. Hinweise zu statischen Unregelmäßigkeiten, mit denen sich Funktionsstörungen des Beckens oder der Lendenwirbelsäule diagnostizieren lassen.

Kombinierte Behandlungsmodule
Um Schmerzlinderung oder -freiheit zu erreichen und Lebensqualität wieder herzustellen, sollten im Rahmen des Therapiekonzeptes je nach ermittelten Beschwerdeauslösern verschiedene Behandlungsmodule miteinander kombiniert werden. Neben physikalischer Therapie, Physiotherapie, Injektionsbehandlungen und orthopädietechnische Versorgung können auch Akupunktur sowie orthomolekulare Medizin eine begleitende Therapieoption darstellen.

Mikrotherapie der Wirbelsäule
Werden die Rückenbeschwerden von einer schmerzhaften Reizung der Rückenmarksnerven oder der kleinen Wirbelgelenke ausgelöst, gilt die Mikrotherapie der Wirbelsäule mittlerweile als anerkannte Methode, um den Schmerz gezielt am Ort des Geschehens zu behandeln. Unter Bildsteuerung werden Injektionsnadeln exakt an den Schmerzpunkt gebracht. Je nach Art und Ursache der Beschwerden kommen dabei vor allem zwei Verfahren zum Einsatz, nämlich die PRT (periradikuläre Therapie = um den Nerv herum) sowie die Facettentherapie. Unter ständiger Sichtkontrolle im CT oder MRT wird die entsprechende Nervenwurzel bzw. das kleine Wirbelgelenk genau lokalisiert. Anschließend wird eine sehr feine Injektionsnadel unmittelbar an die Nervenwurzel vorgeschoben (PRT) bzw. direkt am oder im Gelenkspalt platziert (Facettentherapie). Spezielle Medikamente – in der Regel ein Mix aus Lokalanästhetika und schmerz- bzw. entzündungshemmenden Substanzen – werden direkt an den Ort der Erkrankung injiziert und damit eine Blockade der schmerzenden Entzündung erreicht. Durch die Verwendung sehr dünner Nadeln ist die Therapie für den Patienten wenig belastend und schmerzarm oder sogar ganz schmerzfrei. Nicht selten verspüren Patienten bereits nach der ersten Behandlung eine deutliche Linderung. Je nach Intensität oder Dauer der Beschwerden kann die Mikrotherapie im Abstand von einigen Wochen mehrfach wiederholt werden.

Prävention
Besser als jede Therapie ist es natürlich, dem Volksleiden Rückenschmerzen vorzubeugen, damit sie erst gar nicht entstehen. Sport und Bewegung sind hier die beste Prävention und verbessern zudem körperliche wie geistige Leistungsfähigkeit. Fit werden oder bleiben ist in jedem Lebensalter möglich. Entscheidend ist jedoch, die richtige Sportart in der optimalen Intensität. Praxen, die einen Schwerpunkt im Bereich der Sportorthopädie haben, bieten u. a. eine sportmedizinische Diagnostik an, auf dessen Grundlage ein gesundes Trainingsprogramm erarbeitet wird. Dabei werden auch eventuelle Fehlbelastungen ermittelt und berücksichtigt. 
Autor: Dr. med. Jörg Thieme, Facharzt für Orthopädie, Hattingen