Es geht um Intrigen, aber auch um die Liebe. Es geht um das Alter. Und vor allem geht es darum, Krisen zu überwinden und sich wie Phoenix aus der Asche neu zu erfinden. So heißt das Buch des Sprockhövelers: Phoenix. Alte Wölfe spielen nicht.
Udo Schmidt schreibt gern. Er will der Nachwelt auf jeden Fall durch das Schreiben sein persönliches Vermächtnis hinterlassen.
Udo Schmidt (74) war Lehrer. Er unterrichtete Bürowirtschaft und Informatik an einem Wuppertaler Berufskolleg. Später hat er dort auch Spanisch gelehrt. Hört sich doch eigentlich eher trocken und unspektakulär an. Udo Schmidt ist sportlich unterwegs, spielte Tennis, ging Tauchen. Er hatte ein Haus und ein Boot auf Ibiza, kennt auf Rügen jeden Stein, machte mit 67 Jahren den Motorrad-Führerschein – und hat gerade seinen ersten Krimi „Phoenix. Alte Wölfe spielen nicht“ geschrieben. Davor schrieb er ungefähr 100 Bücher zu Computerthemen und digitaler Fotografie. Das ist alles andere als „trocken“.
Zunächst mal hat der Lehrer bis zu seinem 67. Lebensjahr gearbeitet. Nix mit Burnout. Er hatte einfach Spaß an der Arbeit und am Unterricht. Der gebürtige Sauerländer schrieb schon damals, oft vor der Schule. Er kann, so erzählt er, gut nachts schreiben und überhaupt fängt bei ihm der frühe Vogel den Wurm - will sagen: er steht gerne früh auf! Über die Schule selbst hat er übrigens nie geschrieben. „Schule als Auslöser, das kam mal in meinen Geschichten vor. Aber ich habe nie ein Buch über die Schule selbst geschrieben.“
Ohne Burnout durch das Schulleben gekommen
Stattdessen schrieb er über das, was er unterrichtete. Liebesromane würde er wohl auch nicht schreiben – sind ihm zu schwülstig. „Aber wenn ich sie schreiben würde, vielleicht würden sie anders“, überlegt er. Bücher über Computer und digitale Fotografie hat er genug geschrieben – richtig dicke Schinken und oft mit einem humorvollen Blick und ziemlich praktisch. „Man sagt mir nach, ich schreibe so, dass Bilder im Kopf entstehen. Ist doch gut, oder?“ Udo Schmidt ist gern aktiv und unterwegs. Mit seiner Frau, mit seinem Hund. Auf Rügen oder sonstwo. Seine Frau fährt auch mit ihm Motorrad, eine richtig schwere Maschine. Sie selbst fährt nicht, hat ihn aber dazu ermuntert, den Führerschein zu machen. „Mit 65 Jahren habe ich mir ein Moped gekauft, aber bei Steigungen – ne, das war nichts. Da mussten schon mehr PS her. Jetzt sind 700 Kilometer bis nach Rügen kein Problem. Ich fahre auch gerne an der Küste entlang, ich bin ein Wassermensch.“
Das Haus und das Boot auf Ibiza, das hat er nicht mehr. „Abgehakt“, sagt er. Weil – das gehörte zu einem anderen Leben mit einer anderen Frau. „Wenn etwas zu Ende ist, dann hake ich das ab.“ Aber, das gibt er zu, es sei eine schwere Zeit gewesen. „Aber ich habe mir helfen lassen. Meine Kinder waren für mich da und meine Freunde. Und Ärzte gibt es ja auch. Und dann habe ich mich gefragt, was ich gerne mache. Ich tanze gern, also habe ich mich zum Tanzen angemeldet. Und dort habe ich meine jetzige Frau kennengelernt.“
Sie ist es auch, die seine Bücher liest und mit spitzem Bleistift Korrekturen anbringt. Das war auch bei „Phoenix“ so – dem ersten und mit 532 Seiten ziemlich dicken Kriminalroman. Und nein, autobiographische Züge sind nicht vorhanden. Obwohl: Die Werte, die Udo Schmidt im Buch vermitteln will, da legt er auch persönlich Wert drauf. Respekt, Harmonie, Liebe, Wehrhaftigkeit, Verantwortung und auch ein Gefühl von Freiheit – übrigens war der Wahl-Sprockhöveler viele Jahre in der Politik tätig und auch hier haben es ihm die liberalen Kräfte angetan. Das Aufstehen nach einer Krise, der Phoenix aus der Asche – das Thema des Buches ist Udo Schmidt schon vertraut. „Eigentlich bin ich ein ,Heile Welt-Mensch‘“, sagt er. Voll auf Harmonie. Aber ja, er kennt auch anderes.
Mehr als ein Jahr hat er für sein Buch gebraucht – viele seiner Werke hat er deutlich schneller zu Papier gebracht. „Ich habe bei dem Krimi nicht kontinuierlich geschrieben“, sagt er. Muss er ja auch nicht. Udo Schmidt ist ein Freigeist mit Freizeit. Und Geld verdienen muss er mit dem Buch auch nicht. Aber der Nachwelt etwas hinterlassen, das ist ihm schon wichtig. Was Bleibendes.
Warum schreibt Udo Schmidt überhaupt? „Das führt mich in eine andere Welt“, sagt er und erzählt, er könne seinen Text schlecht loslassen. Das kennt jeder, der schreibt.
Udo Schmidt ist ganz bei sich. Er sagt, er sei gerne verheiratet und liebe seine Bücher – Einsamkeit im Alter? Kein Thema für Udo Schmidt.
Zweimal im Jahr fährt er mit seiner Frau nach Rügen. Entspannung pur. Für sich unerfüllbare materielle Wünsche hat er nicht. Welch eine Freiheit, das sagen zu können!