Rund hundert Menschen im Alter nahm die über die Ufer tretende Ruhr beim Hochwasser im vergangenen Sommer ihr Heim und ihr einziges Zuhause...
Rund hundert Menschen im Alter zwischen sechs und 86 Jahren nahm die über die Ufer tretende Ruhr beim Hochwasser im vergangenen Sommer ihr Heim und ihr einziges Zuhause auf dem Gelände des „Freizeitdomizils Ruhrtal“. Seit August hilft die Caritas Ennepe-Ruhr auch diesen von den Fluten betroffenen Hattingern.
In einem Mikrohaus auf Rädern (5,50 Meter lang, 2,20 Meter tief, 3 Meter hoch), das aufgestellt wurde, soll ein Ort für Sozialberatung, Begegnung und Vernetzung entstehen. Denn bisher gab es in dem Quartier eine solche Anlaufstelle nicht. Das wird der Verband mit dem Projekt „Caritas Ruhrtal Nachbarn“ ändern.
Ein Auto mit Anhängerkupplung und ein bisschen Werkzeug – mehr Ausstattung war quasi nicht nötig. Mit Hilfe des Fahrers von Tiny-House-Dieckmann, der Domizil-Mitarbeiter und den anpackenden Händen der neuen „Hausbewohner“ bekam das neue Tiny-Haus des Verbands seinen festen Platz auf dem Gelände. „Unsere erste Immobilie“, wie Caritasdirektor Dominik Spanke das Mikrohaus mit einem Augenzwinkern nennt. Das ist ein Novum auf dem Areal am Tippelweg. Denn auch wenn es sich bei dem Gelände offiziell um ein Wochenend- und Urlaubsdomizil handelt, sind in den 160 Holz- beziehungsweise Blockhäusern rund 200 Menschen mit Erstwohnsitz angemeldet.
Weihnachtsbaum als Hoffnungszeichen zum Jahresende
„Für die Menschen hat sich hier ein Quartier entwickelt, allerdings ohne viele der üblichen Strukturen eines solchen Quartiers – und dazu gehört die Sozialberatung, die wir nun bieten werden“, sagt Petra Backhoff, die mit ihrem Kollegen Stefan Back das hauptamtliche Fluthilfeteam der Caritas bildet. Im Projekt „Caritas Treffpunkt Ruhrtal“ geht es darum, den Menschen zu helfen, ihr Leben wieder aufzubauen. Es geht um Spenden- und Fördertöpfe, auf die das Caritasteam aufmerksam machen und Betroffene bei Anträgen unterstützen kann.
Aber es geht um noch viel mehr: Denn einige der Bewohner und Bewohnerinnen sind bereits im Rentenalter, im Vorruhestand, gesundheitlich eingeschränkt, berufsunfähig oder arbeitssuchend. Einerseits möchten die Berater die Betroffenen dabei unterstützen, soziale Leistungen in Anspruch zu nehmen. Das Tiny-Haus soll außerdem auch Ort der Begegnung sein, die Kommunikation untereinander verstärken und Möglichkeiten bieten, sich zu vernetzen und kulturelle Aktivitäten anzubieten. Die Bewohner und Bewohnerinnen sollen bei diesen Plänen immer einbezogen werden. So wie Ehrenamtliche vor Ort schon von August an auch Teil der Caritasfluthilfe am Tippelweg gewesen sind. Noch fehlt dem Tiny-Haus eines: die geplante vier mal fünf Meter große Terrasse. Sie soll Anfang des Jahres noch angebaut werden – als Treffpunkt vielleicht auch schon für die ersten warmen Frühlingstage. Aber zu Weihnachten durfte einer auf keinen Fall fehlen: ein geschmückter Weihnachtsbaum. Der stand im Tiny-Haus – und strahlte und leuchtete.