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Sprockhövel

Sprockhövelerin kämpfte für die soziale Gerechtigkeit

Buch über Mathilde Franziska Anneke (1817–1884) als Ergebnis der Geburtstagstagung.

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Sprockhövels Stadtarchivarin Karin Hockamp mit einem Portrait von Mathilde Franziska Anneke. Die Zeichnung stammt aus dem Jahre 1842 und diente als Entwurf für eine Briefmarke.

Sie gehörte zu den aktivsten Kämpferinnen für Demokratie, Freiheit und soziale Gerechtigkeit in Deutschland und den USA und war eine der Begründerinnen der deutschen und amerikanischen Frauenbewegung. Das aufregende Leben von Mathilde Franziska Anneke begann am 3. April 1817, also vor 200 Jahren, in Sprockhövel. Kindheit und Jugend verbrachte sie in Blankenstein und Hattingen. Anlässlich ihres 200. Geburtstages gab es 2017 eine Tagung der Kunst- und Kulturinitiative Sprockhövel mit zahlreichen Unterstützern. Jetzt liegen diese Beiträge als Buch vor.
Wer war diese Franziska Mathilde Anneke, die heute noch eine faszinierende Frauengestalt ist? Aufgewachsen in einer liebevollen bürgerlichen Familie heiratete sie im Alter von 19 Jahren den Mülheimer Weinhändler Alfred von Tabouillot, den sie wegen seiner Gewalttätigkeiten kurz nach der Geburt ihrer Tochter verließ. Nach einem langen Scheidungsprozess stand sie mittellos da und bestritt ihren Lebensunterhalt in Wesel, Münster und ab 1847 in Köln als Schriftstellerin und Journalistin. Gerade in der damaligen Zeit war die Scheidung eine Ungeheuerlichkeit. Sie dauerte vielleicht auch deshalb drei Jahre und drei gerichtliche Instanzen. Zunächst lebte „Tilda“ mit ihrer Tochter von der Hand in den Mund. In Münster lernte sie den ehemaligen Artillerieleutnant Fritz Anneke kennen. Wegen seiner demokratischen Gesinnung war er unehrenhaft aus der Armee entlassen worden. Die beiden heirateten und zogen nach Köln, wo ihr Mann eine Stelle bei der Kölner Feuerversicherungsgesellschaft fand. Dort gründete Mathilde Anneke 1848 die „Neue Kölnische Zeitung“, die sie im Namen ihres wegen seines politischen Engagements inhaftierten zweiten Ehemannes Fritz Anneke herausgab und die Karl Marx seinen Anhängern empfahl. Innerhalb der Freiheitsbewegung in Rheinland/Westfalen vor und während der bürgerlichen Revolution von 1848/49 nahm sie eine führende Stellung ein. Nach dem Scheitern des badisch-pfälzischen Aufstandes im Juli 1849 musste das Ehepaar Anneke aus Deutschland fliehen und emigrierte mit seinen zwei Kindern in die USA. Die Familie lebte in Newark und Milwaukee (Wisconsin). Hier gründete Mathilde Franziska Anneke eine deutschsprachige Frauenzeitung, engagierte sich vor allem in der entstehenden Frauenbewegung, für die Rechte der Indianer und gegen die Sklaverei. Gemeinsam mit und zeitweise auch ohne ihren Ehemann ernährte sie die wachsende Familie (sie hatte sieben Kinder, von denen allerdings fünf in jungen Jahren verstarben) weiterhin durch schriftstellerische und journalistische Tätigkeit. 1865 gründete sie in Milwaukee mit einer Freundin eine zweisprachige Mädchenschule, in der sie ihre Vorstellungen von fortschrittlicher Mädchenbildung verwirklichen konnte. Erst in ihren letzten Lebensjahren lebte sie frei von finanziellen Bedrückungen. Die couragierte Frau geriet lange Zeit in Vergessenheit und wurde von der Frauenbewegung in den siebziger Jahren neu entdeckt. Heute erinnert die Hauptschule „Mathilde Anneke Schule“ und eine Mathilde-Anneke-Straße an ihr Wirken.