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Hattingen

Sommergespräch: Mobilität bei älteren Menschen

„med in Hattingen“: Prof.Dr. Min-Suk Yoon, Dr. Jürgen Bachmann, Dr. Andre Sander, Dr. Olaf Hagen

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Am Mittwoch, 26. Juni, 18 Uhr, bietet „med in Hattingen“ ein Sommergespräch zum Thema „Mobilität bei älteren Menschen“ an. Behandelt werden die Themen Gangstörungen, Sturzprävention, Therapie bei Brüchen und Wiederherstellung der Selbstständigkeit. Experten sind Prof. Dr. Min-Suk Yoon, Chefarzt der Klinik für Neurologie, Ärztlicher Direktor am EvK Hattingen, Dr. Jürgen Bachmann, Schmerzmedizin-Orthopädie - Translationale Medizin AlgoMed Hattingen, Dr. Andre Sander, Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie und stellv. Ärztlicher Direktor am EvK Hattingen sowie Dr. Olaf Hagen, Chefarzt der Klinik für Medizinische Geriatrie. Die Veranstaltung findet im Café des Stadtmuseum Hattingen, Marktplatz 1-3 in Blankenstein statt. Anmeldung über die Volkshochschule unter 02324/204-3513 (-3512 oder -3511) ist erforderlich. Die Veranstaltung ist kostenfrei.
Von einer Gangstörung spricht man, wenn die Ganggeschwindigkeit vermindert, das Gangmuster krankhaft verändert ist oder die Bewegungssicherheit fehlt. Eine Gangstörung sollte immer ernst genommen werden, da zum einen schwerwiegende Erkrankungen dahinterstecken können. Zum anderen können Gangstörungen dramatische Folgen für das Leben eines Betroffenen haben, da durch den Mobilitätsverlust den Betroffenen ein Verlust der Unabhängigkeit droht, der die Lebensqualität sehr einschränkt. Die Gefahr von Stürzen wächst. Manchmal droht auch durch die unkontrollierten Bewegungen eine Stigmatisierung, denn Außenstehende sehen darin nicht immer eine Krankheit.

Termin am 26. Juni um 18 Uhr
Das Gehen ist eine Fähigkeit, die wir erlernen müssen. Um sie zu beherrschen, muss unser Gehirn verschiedene Aspekte koordinieren. Funktioniert das nicht mehr, können neurologische Gründe die Ursache sein. Bei Morbus Parkinson beispielsweise sterben bestimmte Nervenzellen im Gehirn ab. Die Patienten können sich nur noch verlangsamt bewegen, die Muskeln werden steif. Arme und Beine beginnen in Ruhe zu zittern. Viele Patienten bekommen Probleme beim Denken. Eine weitere Erkrankung, die zu Gangstörungen führt, ist die Multiple Sklerose. Auch die Polyneuropathie gehört zu den Erkrankungen, die vor allem die Nerven in Armen und Beinen schädigt. Oft ist sie eine Folge von langjährigem Diabetes. Ebenso kann der gestörte Gleichgewichtssinn zu Gangstörungen führen. Am Gleichgewichtssinn sind vor allem drei Wahrnehmungssysteme des Körpers beteiligt: Die Augen (Visuelles System), das Gleichgewichtsorgan im Innenohr (Gleichgewichtssystem) und die Informationen aus der Körperperipherie, welche über die Nervenbahnen und das Rückenmark zu wichtigen sensorischen und motorischen Zentren im Gehirn geleitet und dort verarbeitet werden. Fallen hier Systeme aus oder befindet sich der Patient in der Akutphase einer Erkrankung, so treten Gleichgewichtsstörungen und in Folge Gangstörungen auf. Weitere Erkrankungen sind Tumore, Schlaganfall und entzündliche Erkrankungen, beispielsweise Borreliose. Neben den neurologischen Gründen gibt es auch orthopädische und psychische Gründe. Ist ein Gelenk nicht normal beweglich (Verschleiß, Entzündung), blockiert dies die Bewegung. Verschlusskrankheiten oder Rheuma gehören zu den Ursachen für Gangstörungen. Verletzungen, beispielsweise der Oberschenkelhalsbruch, wären ebenfalls zu nennen. Es gibt auch eine psychogene Gangstörung. Sie kommt nicht primär durch eine Fehlfunktion des Nervensystems oder des Bewegungsapparates zustande, sondern ist tatsächlich vor allem psychischer Natur. Bei vielen Erkrankungen mit Gangstörungen kann man auf Medikamente zurückgreifen. Physikalische Behandlungsmethoden (Massagen, Wärmebad) und Physiotherapie kommen ebenfalls zum Einsatz.
Ein weiteres Thema zur Mobilität gerade bei älteren Menschen ist die Sturzprävention. Die Ursachen für Stürze sind verschieden. Sie lassen sich in „innere“ (intrinsische) und „äußere“ (extrinsische) Faktoren unterteilen. Zu den intrinsischen Faktoren zählen beispielsweise höheres Alter, zurückliegende Stürze, Einnahme von vielen Medikamenten pro Tag, bestimmte Krankheiten (z.B. Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Inkontinenz und Gelenksabnützungen), kognitive Leistungseinschränkungen, Sehstörungen und Mangelernährung.
Die extrinsischen Faktoren hingegen betreffen die Wohnumgebung, Kleidung, Schuhe und Hilfsmittel von Personen. So können Teppiche, Türschwellen, schlechte Beleuchtung, Schuhe mit hohen Absätzen und falsch eingestellte Gehstöcke oder Rollatoren einen Sturz verursachen beziehungsweise begünstigen.
Studien gehen davon aus, dass bei Personen, die das achtzigste Lebensjahr überschritten haben, vorwiegend die intrinsischen Risikofaktoren sturzauslösend wirken, während bei Personen die jünger als 80 Jahre sind, die extrinsischen Faktoren eine größere Rolle spielen. Selbstverständlich haben nicht alle Stürze fatale Konsequenzen. Doch in vielen Fällen kommt es zumindest zu Knochenbrüchen.
Sie betreffen oft Unterarm, Oberarm, Oberschenkelhals und das Becken. Gerade Hüftfrakturen heilen bei Senioren schlecht, sodass chronische Schmerzen entstehen, die wiederum das Gangbild negativ beeinflussen – und die Patienten noch gehemmter machen. Ein Teufelskreis - doch was kann man tun?

Körper- und Wohnungskontrolle, Hilfsmittel
Der Sturzprophylaxe kommt deshalb eine besondere Aufgabe zu. Machen Sie doch mal einen Gang durch die Wohnung und achten Sie auf folgende Dinge: automatische Beleuchtung des Eingangsbereiches, Erreichbarkeit des Lichtschalters (vom Bett aus), mögliche lose herumliegende Kabel, trittsichere Böden und Teppiche, Handlauf an der Treppe?, Türschwellen, eine Sitzmöglichkeit zum Ausruhen, keine Möbel im Laufweg, Telefon in Griffweite?, Notrufsystem im Haus?, Haltegriffe im Bad?
Erlaubt es Ihre Gesundheit, sollten Sie auch im Alter ein wenig Sport treiben. Leichte Gymnastik (zum Beispiel mit dem Thera-Band), Radfahren in niedrigen Gängen oder wenigstens längere Spaziergänge unterstützen die Muskeln.
Es gibt auch Übungen im Sitzen. Und wenn Sie sich unsicher fühlen, können Hüftprotektoren für zusätzliche Sicherheit sorgen. Wichtig ist auch, sich über Hilfsmittel zu informieren. Und sich auch im Alter möglichst zu bewegen.  anja