Gleich zwei Jubiläen galt es jetzt an der Wetterstraße zu feiern: die Kanu-Freunde Witten konnten auf ihr 65-jähriges Bestehen zurückblicken, gleichzeitig wurden die Rebell Dragons zehn Jahre alt. Begangen wurden beide Geburtstage mit einem zünftigen Sommerfest, bei dem sich alles um den Sport, das leibliche Wohl und die Gemeinschaft drehte.
Die Crew.
Drachenbootfahren mit neuen Teams
Der sportliche Teil des Sommerfestes startete ab 12 Uhr mit dem „Kräftemessen der Drachenkrieger“. Auf der Ruhr gingen dazu acht befreundete Drachenbootteams an den Start. Das Besondere: „Alle Teilnehmer wurden gemischt. Heraus kamen Teams, die so noch nie im Boot zusammen gesessen haben. Darunter saßen auch gehandicapte Sportler aus der Gruppe der ‚Pinkies‘. Der Spaß stand ganz vorne an“, erklärt Bettina Großmann vom Vorstand der Kanu-Freunde.
Alle so gemischten Teams traten dann jeweils in drei Booten auf der 250 m Distanz gegeneinander an. Ab 17 Uhr startete das 1000 m-Verfolgungsrennen. Die Siegerehrung aller Distanzen um 18.30 Uhr schloss den sportlichen Teil des Sommerfestes ab. Für das leibliche Wohl sorgten zu diesem Zeitpunkt bereits Getränkestand und Grill.
„Wir sind ein kleiner Verein mit großem Vereinsgelände direkt an der Ruhr zwischen Witten und Wetter“, so beschreiben sich die Kanu-Freunde auf Facebook. 1957 als „Kanu Club Gedern“ gegründet, erfolgte bereits Mitte März 1960 die Umbenennung in „Kanu-Freunde Witten e.V.“. Im Verein dreht sich alles hauptsächlich um den Drachenbootsport und das Wanderfahren. „Dann nahm das Ganze hier seinen Lauf“, so Bettina Großmann. Sie saß bereits mit vier Jahren in einem Boot und kam über das Wildwasserfahren zum Drachenbootsport. Seit 15 Jahren paddelt sie aktiv im Team und kümmert sich im Vorstand der Kanu-Freunde und als Team-Captain der Rebell Dragons darum, dass alles läuft.
Drachenbootfahren zum Einstieg
Der Drachenbootsport blühte vor allem ab den 1990er Jahren auf, wie Bernd Bolder, Referatsleiter im Deutschen Kanu-Verband für die Ausbildung im Drachenboot, erklärt. Seiner Überzeugung nach ist das Drachenbootfahren eine der besten Möglichkeiten, um den Wassersport greifbar zu machen. „Das Drachenboot kippt nicht um und wenn du nicht mehr kannst, holst du das Paddel wieder rein. Da entwickeln sich ohne Probleme Dynamik und Ehrgeiz.“ Das Einstiegsalter beginnt meist um die 40, aber auch im Nachwuchsbereich sei das Interesse groß.
Entsprechend ruhiger geht es beim Wanderfahren zu, wie Klaus Woelke als 1. Vorsitzender der Kanu-Freunde Witten bestätigt. Beim Wanderfahren zählen eher Strecken von durchaus 20 km als Zeiten und Plätze.
Viel Spaß, aber auch schwere Momente
Rückblickend können die Mitglieder auf viele schöne Erlebnisse beim Training und Veranstaltungen zurückblicken, aber es galt auch, einige Krisen durchzustehen. So zählten 2015 nur noch 55 Vereinsmitglieder zum Verein – zu wenig, um sicher bestehen zu können. Glücklicherweise fügte es sich, dass die Betriebssportgruppe des Unternehmens Wilo in Dortmund-Hörde eine neue Heimat suchte und sie auch an der Wetterstraße 55 bei den Kanu-Freunden als „Rebell Dragons“ fanden. Seit zehn Jahren paddeln die ehemaligen Betriebssportler nun unter der Fahne der Kanu-Freunde Witten – und erhöhten nebenbei den Mitgliederstamm deutlich auf heute neunzig Aktive.
Im Juli 2021 wurde der Verein arg in Mitleidenschaft gezogen, als das Hochwasser der Ruhr das gesamte Vereinsgelände unter Schlamm setzte. Die Kanu-Freunde bewiesen auch an dieser Stelle Zusammenhalt, spuckten in die Hände und schippten gemeinsam über Tage den Ruhrschlamm wieder weg. Teamgeist entwickeln die Kanu-Freunde offentsichtlich nicht nur im Boot, sondern auch wenn es gilt, anzupacken. Erinnerungen, die die Kanu-Freunde zusammengeschweißt haben.
Von Matthias Dix