Waldstraße/Ardeystraße: Die Pläne waren lange bekannt, doch jetzt kocht die Volksseele hoch.
Lange bekannt und seitens der Anwohner stillschweigend akzeptiert waren die Pläne der Stadt für den Bau von Einfamilienhäusern auf dem ehemaligen Gelände des Minigolfplatzes an der Waldstraße. Doch, was jetzt die Verantwortlichen des Planungsamtes den Anwohnern zusammen mit zwei Vertretern des Architektenbüros Frielinghaus/Schüren vorstellten, brachte die Volksseele zum Kochen.
Rund 80 Anwohner waren am 28. März in die Friedenskirche gekommen, um sich zu informieren, was sich auf dem Gelände der Ardeyer Golfhütte an der Waldstraße/Ardeystraße in der nächsten Zeit verändern würde. Bis dahin vertrauten sie den Informationen der Stadt, dass der Minigolfplatz entweder erhalten bliebe oder maximal bis zu sieben Ein- oder Zweifamilienhäuser in zweigeschossiger Bauweise entlang der Ardeystraße entstehen und sich in die Landschaft einfügen sollten. Der gültige Bebauungs-Plan (B-Plan) schreibt eine „lockere und offene zukünftige Bebauung“ vor.
Das, was die Vertreter der Stadt und des Architektenbüros dann aber in der Friedenskirche vorstellten, hatte nichts mehr mit dem ursprünglichen B-Plan gemein. Nachdem das Minigolf-Areal sowie eine benachbarte Obstwiese Ende 2021 verkauft wurden, soll jetzt anstelle der sieben Ein- oder Zweifamilienhäuser ein 140 Meter langer Wohnkomplex in dreigeschossiger Bauweise mit ausgebautem Dachgeschoss entstehen. Der neue Wohnblock soll Platz für 44 Wohnungseinheiten und einer fünfzügigen Kindertagesstätte für 100 Kinder bieten.
Stadt und Architekten blieben viele Antworten schuldig
Sehr gut vorbereitete Bürger und Anwohner vertraten die Meinung der rund 80 Anwesenden: Sie wehren sich nicht gegen Ein- und Zweifamilienhausneubauten und eine Kita, die in das städtebauliche und optische Gesamtbild passt. „Aber das ist ein Klopper - ein Betonbunker, der aufgrund der Höhe und der geschlossenen Bauweise über 140 m wie ein Fremdkörper wirkt! Wie kann es sein, dass ein solch großer Wohnkomplex von der Stadt planerisch begleitet und akzeptiert wird?“, war zu hören.
Nach Einschätzung der Fragesteller blieben die Vertreter von Stadt und Architektenbüro zu 90 Prozent Antworten auf ihre Fragen schuldig. So hätten die Bewohner auch erfahren, warum die in der Vergangenheit im B-Plan festgesetzten Ersatzpflanzungen für die Bebauung des ehemaligen Sportplatzes noch nicht ausgeführt wurden und stattdessen jetzt 26 unter der Baumschutzsatzung stehende Bäume ersatzlos für den vorgestellte Wohnkomplex an gleicher Stelle gerodet werden sollen. Nicht nachzuvollziehen sei auch, dass ein neuer Kindergarten in Annen vor rund einem halben Jahr von der Stadt abgelehnt wurde, jetzt aber ein Kindergarten in den Bauplänen für die Waldstraße wieder auftaucht. Auch die Frage, wie die Stadt damit umgehe, dass laut eines eigens von der Stadt in Auftrag gegebenen Gutachtens Wasseransammlungen bis zu einem Meter bei Starkregen entstehen können, aber keine Lösung aufgezeigt wurde, blieb unbeantwortet. Die Wertung eines Teilnehmers: „Aus Bürgersicht war es eine Alibiveranstaltung des Investors Frielinghaus/Schüren mit Rückendeckung des Planungsamts.“
Bürgerinitiative formiert sich
Eine von den Anwohnern signalisierte Gesprächsbereitschaft, nach gemeinsamen Lösungen zu suchen, die die Interessen aller beteiligten Parteien berücksichtigen und zufrieden stellen, wurde zwischenzeitlich vom Planungsamt abgelehnt. Für die Bewohner sei diese Reaktion passend: das Planungsamt hatte alle in den vergangenen Jahren von den Anwohnern eingereichten schriftlichen Anregungen ignoriert und der Bürgermeister diesbezügliche Schreiben der Anwohner bisher unbeantwortet gelassen. Der nächste Schritt der Anwohner steht mit der Gründung der Bürgerinitiative „Waldstraße/Ardeystraße“ unmittelbar bevor, um mit allen juristischen Mitteln gegen die 1. Änderung des B- Planes 239 anzugehen. dx