Seit Mitte der 1980er Jahre unterstützt die Selbsthilfe-Kontaktstelle viele Selbsthilfegruppen in den Städten Witten, Wetter und Herdecke. Jetzt konnte die Organisation ihr 40-jähriges Bestehen feiern.
Seit 40 Jahren ist die Selbsthilfe-Kontaktstelle Ansprechpartner und Unterstützer von Selbsthilfegruppen in der gesundheitsbezogenen und sozialen Selbsthilfe. Teil davon sind Alessandra Hecht, Anke Steuer, Jan-Philipp Krawinkel, Uli Krips und Helmut Brasse.
Vielen noch als KISS, Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfegruppen, bekannt dreht sich in der Selbsthilfe-Kontaktstelle alles um die Unterstützung in der gesundheitsbezogenen und sozialen Selbsthilfe. Menschen treffen sich in Selbsthilfegruppen in gleichen oder ähnlichen Lebenslagen, um sich auszutauschen, sich gegenseitig zu unterstützen oder auch zur gemeinsamen Freizeitgestaltung. Zusammen entwickeln sie dabei einen selbstbewussten Umgang mit ihrer Krankheit oder einem anderen schwierigen Lebensumstand. Gefragt und wichtig sind das Wissen und die Erfahrungen aller. Zahlreiche Menschen wurden in den vier Jahrzehnten in Selbsthilfegruppen vermittelt, bestehende Gruppen in ihrer Arbeit unterstützt, neue Gruppen gegründet und dabei viele Ideen, Projekte und Veranstaltungen gemeinsam mit Aktiven und Unterstützern aus unterschiedlichsten Bereichen verwirklicht.
Wie Anke Steuer vom Team Selbsthilfe-Kontaktstelle berichtet, fiel auch das große Live Aid Konzert in das Gründungsjahr 1985 – einer Zeit der offenen Kommunikation der Babyboomer als Produkt der 1968er Bewegung. In Witten wurde eine der ersten Selbsthilfe-Kontaktstellen in der Bundesrepublik gegründet.
Seit dieser Zeit befindet sich die Begegnungsstätte in der Dortmunder Str. 13, nachdem die Räume nach einem größeren Umbau durch den Paritätische Ennepe-Ruhr mit Hilfe der späteren Nutzer, wie etwa der SHG Morbus Bechterew, sowie finanzieller und praktischer Unterstützung durch den Lions-Club Witten bezogen werden konnten. Damals fing die erste Mitarbeiterin der Kontaktstelle, Rita Januschewski, mit 13 Selbsthilfegruppen an. Heute arbeiten rund 60 Gruppen mit der Selbsthilfe-Kontaktstelle zusammen. Weit mehr als 1000 Menschen sind in diesen Zusammenschlüssen regelmäßig aktiv, bilden Gesprächskreise, setzen sich in der Öffentlichkeit für ihre Belange ein und diskutieren mit Fachleuten. Ein Beleg dafür, dass Selbsthilfe ein ortsbezogenes Unterstützungssystem braucht, um sich optimal entwickeln zu können.
Vieles dreht sich heute um ADHS und Long Covid
Die Teilnehmer brauchen ihre Namen in den Gruppen nicht zu nennen und können so immer anonym bleiben – wichtig gerade bei Suchtthemen, die immer noch schambehaftet seien, so Kreisgruppengeschäftsführer Jan Philipp-Krawinkel. Was in der Gruppe besprochen wird, bleibt in der Gruppe. Nach den Beobachtungen von Anke Steuer wechseln die Themen gerade von z. B. Diabetes zu ADHS und Long Covid. Die Ansprechpartner helfen schon bei niedrigschwelligen Problemen, bevor sie zu groß werden und prüfen, ob eine Selbsthilfegruppe reicht oder professionelle Hilfe erforderlich ist. Alessandra Hecht: „Eine Gruppe kann allein schon durch den Austausch Kraft geben.“ Der Grad der Selbsthilfe sei wie ein Seismograph gesellschaftlicher Entwicklungen, so Uli Krips, der sich in seiner Gruppe um Suchtkranke kümmert.
In einer Jubiläumsveranstaltung in der Wittener WerkStadt blickte die Selbsthilfe-Kontaktstelle jetzt auf vier Jahrzehnte engagierter Arbeit zurück und auf aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen voraus. Für die musikalische Begleitung zeichnete Musiker und Musikjournalist Helmut Brasse verantwortlich. dx