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Gesundheit

Schwindel – wenn das Karussell im Kopf Probleme macht

Schwindel kann ein Alarmzeichen sein und ist oft eine Begleitung bei verschiedenen Krankheitsbildern. Die Neurologin Dr. Sylke Düllberg-Boden behandelt das gesamte Spektrum von Erkrankungen des Nervensystems. Konsiliargespräche führt die Chefärztin am EvK Witten.

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Dr. med. Sylke Düllberg-Boden ist Chefärztin der Neurologie am EvK Herne. Zu Konsiliargesprächen kommt die Fachärztin regelmäßig ins EvK nach Witten.

„Mir ist schwindelig.“ Das haben wohl die meisten Menschen in ihrem Leben bereits erlebt. Die Ursache dafür kann höchst unterschiedlich sein. Außergewöhnliche, aber an sich harmlose Reize wie etwa eine schnelle Karussellfahrt können das Gleichgewichtssystem kurzfristig irritieren. Schwindel kann aber auch ein medizinischer Notfall sein oder tritt als Begleiterscheinung unterschiedlicher Krankheiten oder sogar Therapien auf. Ein Themengebiet für die Chefärztin der Neurologie, EvK Herne, Dr. Sylke Düllberg-Boden. Regelmäßig ist die Neurologin im EvK Witten im Einsatz für die Patienten.

„Verschiedene Sinne liefern Informationen an das Gehirn, in welcher Lage sich der Körper im Raum befindet. Daran sind beteiligt: das Sehen, die Gleichgewichtswahrnehmung in den Innenohren sowie das Tast- und Tiefenempfinden in Haut, Muskeln und Gelenken. Bei zueinander widersprüchlichen Sinnesinformationen kommt das Gehirn durcheinander. Manchmal liegt die Ursache auch im Gehirn selbst: Es verarbeitet Sinneseindrücke nicht mehr richtig. Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn es nicht richtig durchblutet wird, Nährstoffe fehlen oder Giftstoffe es beeinträchtigen. Auch das seelische Empfinden hat einen Einfluss darauf, ob wir uns im Gleichgewicht fühlen oder nicht. Schwindel kann also viele verschiedene Ursachen haben. Der Klassiker ist der Lagerungsschwindel. Dieser gutartige Schwindel kann in jedem Alter auftreten. Er hat seinen Ursprung im Gleichgewichtsorgan. Hier besitzen wir feine Sinneshärchen. In den sogenannten Bogengängen können Kalkkristalle diese Sinneshärchen irritieren und damit durcheinanderbringen. Diese senden dem Gehirn gemessen an der Körperhaltung falsche Informationen, die dann nicht mehr mit den Informationen aus Lageempfinden und Sehen übereinstimmen, wodurch dann der Lagerungsschwindel entsteht. Dieser dauert jeweils nur Sekunden an und tritt oft nach schnellen Bewegungen des Kopfes auf, zum Beispiel beim nächtlichen Umdrehen im Bett oder beim Aufrichten vom Nachtschlaf. Oft begleiten Übelkeit, Erbrechen, Schweißausbruch und Angstgefühl die Schwindelattacken. Betroffen sind häufiger Frauen als Männer“, erklärt die Fachärztin.
Um zu einer Diagnose zu kommen, wird der Patient zunächst ausführlich befragt. Auch eine körperliche Untersuchung gehört dazu. Bewegungen, Augen, Ohren und Halswirbelsäule werden kontrolliert, Blutdruck und Puls gemessen. Es gibt verschiedene Tests, um Gehirn und Nervensystem zu prüfen. Oft lässt sich nach Befragung und körperlicher Untersuchung sagen, was den Schwindel auslöst.
Ist die Diagnose „Lagerungsschwindel“ gestellt, kann man den Patienten durch gezielte Übung beschwerdefrei bekommen - und das oftmals sogar ohne Medikamente. „Wir führen ein Lagerungstraining durch. Bei den Manövern wird der Drehschwindel hervorgerufen, deshalb sollten Patienten das Training anfangs nicht alleine durchführen. Der Patient sitzt seitlich auf der Untersuchungsliege und dreht den Kopf zum gesunden Ohr. Diese Kopfposition behält er bei, während sein Oberkörper auf die kranke Seite gelegt wird. Dem Patienten wird übel. Dann hält man ihn in dieser Position eine gewisse Zeit fest. Man nennt das auch „den großen Wurf“. Es gibt vor den Übungen eine verständliche Einführung und, falls erforderlich, auch eine Unterstützung je nach Symptomschwere oder Gebrechlichkeit. Leidet der Patient unter starker Übelkeit oder Erbrechen setzen wir ergänzend Medikamente ein. Der Lagerungsschwindel ist gut behandelbar.“
Komplizierter wird es, wenn Schwindel eine Begleiterscheinung bei Krankheiten oder auch bei Therapien ist. „Nervenentzündungen, Herz-Kreislauf-Störungen, Stoffwechselerkrankungen oder psychische Leiden können alle auch mit Schwindel verbunden sein. Sogar Therapien oder Medikamente können das Problem auslösen. Hier gilt es, interdisziplinär mit Kollegen zu überlegen, was die Ursache sein kann und wie man eine Lösung findet. Beispielsweise kann ein Medikament gewechselt werden oder die Einnahme findet zu einer anderen Tageszeit statt oder die Kombination verschiedener Medikamente muss verändert werden. Wir wissen heute, dass Mobilitätsverlust Schwindel fördert. Deshalb ist es natürlich gerade bei älteren Menschen von großer Bedeutung, ihre Mobiliät weitestgehend zu erhalten.“
Denn Schwindel kann verheerende Folgen auslösen, beispielsweise Stürze, die besonders bei älteren Menschen zu einer längeren Bettlägerigkeit führen können, von der sich manche Patienten nicht mehr erholen. Man kann aber auch selbst etwas tun: Wer unter Schwindelattacken leidet, kann zunächst ein Tagebuch darüber führen, wann diese Attacken auftreten und wie lange sie andauern. Genaue Informationen helfen dem Arzt bei der Diagnose. „Danach sollte man seinen Hausarzt aufsuchen. Bei akutem Schwindel kann aber durchaus auch die Notaufnahme sinnvoll sein“, so die Fachärztin. Zur Vorbeugung kann man seinen Gleichgewichtssinn trainieren. Bei älteren Menschen ist eine Sturzprophylaxe sinnvoll. Eine gesunde Lebensweise mit ausgewogener Ernährung, reichlich Flüssigkeitsaufnahme und Bewegung gehört ebenfalls dazu. Diabetespatienten sollten ihren Blutzuckerspiegel regelmäßig kontrollieren.