Bereits seit 1990 wird in Deutschland jährlich die „Heilpflanze des Jahres“ ausgerufen.
Für 2024 fiel das Votum des „Vereins zur Förderung der naturgemäßen Heilweise nach Theophrastus Bombastus von Hohenheim, gen. Paracelsus e.V.“ auf den Schwarzen Holunder.
Der auch als „Hollerbusch“ bekannte Schwarze Holunder gehört zur Familie der Moschuskrautgewächse. Als Busch wird er etwa fünf bis sieben Meter hoch, als Baum kann er eine Höhe bis zu zehn Metern und ein Alter von 100 Jahren erreichen. Sein ursprünglicher Standort sind Auenwälder und Ufergebüsche und so mag er auch heute noch feuchte, vor allem aber stickstoffreiche und schwach saure lehmige Standorte wie Waldlichtungen. Er ist aber auch an Schuttplätzen zu finden.
Mit dem Schwarzen Holunder (Sambucus nigra) findet ein ausgesprochener Menschenfreund seine Anerkennung, dient er den Menschen doch schon seit vorchristlicher Zeit als „Gesundheitsapotheke“ und gehörte deshalb als lebendige Hausapotheke in jeden Bauerngarten.
Diese Heilpflanze besitzt Mineralstoffe wie Kalium, Magnesium, Eisen, verschiedene Vitamine, Eiweiße, Aminosäuren und Aromastoffe und dürfte ihn bei seinen Vorzügen aus heutiger Sicht auch zum „Superfood“ machen.
So aufgestellt hilft diese Heilpflanze gegen Atemwegsinfekte, reguliert den Blutdruck, die Darmtätigkeit und stärkt das Immunsystem. Eine Flasche Holundersaft steht daher in vielen Familien im Herbst und Winter bereit, um Abhilfe bei einer beginnenden Erkältung zu schaffen. Neben seiner Verwendung als vitaminreicher Gesundheitssaft und wirkungsvoller Erkältungstee wird er auch als leckerer Brotaufstrich und Bestandteil vieler Suppen sowie als Sirup geschätzt.
Das in den schwarzen Beeren enthaltene „Sambucyanin“ lässt sich nicht auswaschen, bleicht nicht aus und ist sogar resistent gegen ultraviolette Strahlung. Es wurde daher gerne zum Färben von Haaren und Leder genutzt, aber auch Winzer verwendeten den Stoff für ihren Rotwein. Das natürliche Sambucyanin wird von der Industrie zunehmend als umweltfreundlicher Farbstoff für Lebensmittel wie Süßigkeiten und Molkereiprodukte nachgefragt.
Schon ab März bildet der Schwarze Holunder kräftige biegungsfeste Zweige. Ganze Kindergenerationen bauten früher aus hohlen Holunderzweigen Flöten und Blasrohre, während die Erwachsenen das harte Holz u. a. für Drechselarbeiten, aber auch als Brennholz nutzten.
Etwa Mitte Juni öffnen sich die kleinen weißen Holunderblüten und werden dann zum Tummelplatz für unzählige Käfer- und besonders Insektenarten. Angelockt werden sie durch den verführerischen Duft der Pflanze, finden aber lediglich Pollen und keinen Nektar vor.
In den Holunderblüten reifen ab der zweiten Augusthälfte und im September kleine, zunächst grüne, dann rote und schließlich tief schwarze Steinfrüchte heran. Ein großer Holunderstrauch produziert so im Frühherbst etwa hunderttausend Beeren mit einem Gewicht von 12 Kilogramm. Jede der erbsengroßen Früchte enthält saftiges Fruchtfleisch, das auch in der Vogelwelt sehr geschätzt wird. Gerade die Zugvögel, die im September ihre kräftezehrenden Reise in den Süden antreten, legen mit Hilfe von Holunderbeeren Fettreserven an. Da die Vögel die Samen später unversehrt ausscheiden, verbreiten sie „Sambucus nigra“ so in ganz Europa bis weit nach Westasien und Nordafrika hinein. dx