Lokaler Experte spricht über die aktuellen Probleme der Branche und die Folgen für die Kunden.
Dietmar Bernatzki ist Experte auf seinem Gebiet und kennt nicht nur die ökologischen Vorteile erneuerbarer Energien.
„Ich würde mir wünschen, dass die politischen Entscheidungsträger Beschlüsse erlassen, die langfristig tragbar und auch für die Leute bezahlbar sind“, sagt Dietmar Bernatzki sorgenvoll. Sein Blick in die Zukunft der Solar- und alternativen Heiztechnik sind aktuell eher trüb. Schuld sind die politischen Entwicklungen und das sogenannte Heizungsgesetz, dass alle Heizungsanlagen mit fossilen Brennstoffen wie Öl und Gas künftig verbieten will. Als Fachmann für regenerative Energien, Heizungs- und Haustechnik könnte sich der Hattinger eigentlich über die Unmengen an Anfragen und Aufträgen freuen, doch so ist es nicht. Dietmar Bernatzki sieht die aktuellen Entwicklungen eher sehr kritisch: „Die Politik erhöht den Druck für uns. Was ich schade finde ist, dass die Planungssicherheit für uns wegfällt. Sonst wussten wir etwa, was man innerhalb der nächsten Monate zu tun hat. Nun ist alles offen. Ich bezweifle auch, dass das alles in den nächsten Jahren umzusetzen ist, was da beschlossen wurde.“
Der Solarfachmann ist selbst von den alternativen und nachhaltigen Lösungen, die er anbietet, überzeugt und steigt für Kundenbesuche auch gerne mal auf das Firmen-Fahrrad anstatt in das Auto, doch mit dem überstürzten Handeln der Politik und den nun einsetzenden „Panikkäufen“ von Wärmepumpen und Co. kann er nichts anfangen. „Was gerade passiert, blockiert alle positiven Entwicklungen in der Branche“, erklärt er und führt beispielsweise aus: „Die Gasversorger arbeiten gerade daran, 20 Prozent Wasserstoff, eine erneuerbare Energiequelle, in die fossilen Brennstoffe zu mischen. Doch wenn man jetzt pauschal alles verbietet, dann wird das alles hinfällig. Es bringt meiner Meinung nach ökologisch nichts, jetzt funktionierende Geräte gegen Wärmepumpen auszutauschen. Im Gegenteil, wenn man das wirklich mal gegenrechnen würde... Das hat mit Nachhaltigkeit nichts zu tun, was da passiert.“ Zudem merkt er an: „Die Wärmepumpe ist nicht das Allheilmittel und nicht überall sinnvoll. Es kommt auf die Bausubstanz an.“ So mache es beispielsweise keinen Sinn, eine Wärmepumpe in einem unisolierten Altbau mit alten Heizkörpern zu verbauen: „Die Stromkosten, die auf die Leute zukommen, werden immens sein.“
Schwarze Schafe in der Branche
Doch nicht nur die Stromkosten sind das Problem. Auch die Technik selbst wird immer teurer. Gefühlt doppelt so teuer wie vor dem Auftreten des Heizungsgesetz. „Die Preise im Einkauf haben sich zwar nicht verdoppelt, aber sind deutlich angestiegen. Leider gibt es gerade jetzt viele schwarze Schafe in unserer Branche, die die große Nachfrage ausnutzen.“ So liegt beispielsweise eine Wärmepumpe mittlerweile, je nach Ausführung, in einem Preisbereich von 20.000 bis 40.000 Euro. „Es gibt aber auch Anbieter, die welche für 65. 000 Euro anbieten,“ kritisiert der Experte. Und sieht auch noch ein weiteres Problem auf die gesamte Branche zukommen. Denn viele aus der Branche würden sich aktuell eine goldene Nase verdienen, aber nicht mit der Steuerlast rechnen, die damit einhergehen. „Ich denke, dass das für viele Betriebe noch problematisch werden kann, aber so weit vorausschauen die meisten nicht – auch nicht unsere Politiker.“
Beim Thema Solartechnik stellt sich die Frage nach der Sinnhaftigkeit und Nachhaltigkeit heute nicht mehr. „Als ich 1997 mit der Solartechnik angefangen habe, hat man uns noch belächelt und gesagt, dass das doch eh nicht funktioniert“, so der selbstständige Fachmann. Doch wer nun auch auf den Zug der Solarenergie aufspringen möchte, muss sich gedulden: „In diesem Jahr wird das nichts mehr. Jeder, der jetzt auf dem Dach was braucht, kommt zu spät.“ Die Nachfrage sei aktuell so riesig, dass man mindestens ein Jahr Wartezeit einplanen müsse. So sei es aktuell überall in der Branche, gerade „seit der vermeintlichen Energiekrise im vergangenem Jahr, wo die Leute bestellt haben wie verrückt.“ So manch einen Auftrag aus dem letzten Jahr musste Dietmar Bernatzki bereits mehrfach wegen Lieferschwierigkeiten verschieben. Trotzdem rät er allen Interessenten sich stets an einen Fachmann zu wenden („Anfragen nehmen wir natürlich noch an.“), um die persönlich ökologischste und wirtschaftlichste Lösung für sich zu finden.
Kleine Balkonkraftwerke, die meist für unter 2000 Euro zu haben sind, würden sich für den Privatmann aus wirtschaftlicher Sicht eher nicht lohnen. Wer sich mit dem Thema Solarenergie beschäftigt, sollte lieber gleich zur vollen Lösung greifen. Hier liegen die Preise, je nach Anlage, bei bis zu 20.000 Euro. „Beispielsweise eine Anlage mit 9 Kilowattstunden, mit Installation unsererseits aber ohne den Elektriker und ohne Stromspeicher liegt bei uns aktuell bei etwa 15 bis 16.000 Euro.“ Welche Anlage in Frage kommt, würde man häufig über den Bedarf berechnen: „Ein Einfamilienhaus mit drei bis vier Personen verbraucht etwa 4 bis 5.000 Kilowattstunden ohne Wärmepumpe und Elektrotechnik. Wenn man da nun eine Solaranlage mit 6 Kilowattstunden und Stromspeicher verbaut, liegt man bei etwa 18.000 Euro.“ Das ist viel Geld. Trotzdem ist das Investment in eine Solaranlage ökologisch sinnvoll und oft auch wirtschaftlich: „Anlagen ohne Stromspeicher amortisieren sich schneller. Anlagen mit Stromspeicher, durch die begrenzten Ladezyklen und irgendwann notwendigen Ersatzspeicher, hingegen später“, erläutert der Fachmann.
Falsche Gerüchte um Solaranlagen
Wer aber nun davon träumt, dank Solaranlage und Wärmepumpe bald komplett unabhängig von allen Krisen, Netzagenturen sowie Anbietern zu sein, der irrt. Egal für welche Anlage sich der Verbraucher am Ende entscheidet, die Anlagen müssen immer beim zuständigen Netzbetreiber angemeldet und beim Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur registriert werden. „Eine Energieautarkie ist nicht möglich und in Deutschland nicht zulässig“, desillusioniert der Hattinger Solarexperte. Und auch mit anderen Mythen räumt er auf. So geht beispielsweise das Gerücht um, dass Solaranlagen gefährlich wären, da bei einem Brand die Feuerwehr ein Haus mit Anlage auf dem Dach nicht löschen könnte: „Am Anfang war der Gegenwind für diese Technik noch sehr groß, da haben sich solche Gerüchte verbreitet.“ Mit Wasser könne die Feuerwehr tatsächlich nicht löschen, da Wasser den Strom leite, aber: „Mittlerweile haben die Feuerwehren spezielle Löschschäume, die nicht leitfähig sind.“ Hier sei aus Einzelfällen eine Gefahr kreiert worden: „Die Fälle, wo sowas passiert ist, dass die Feuerwehr nicht löschen konnte, können Sie an einer Hand abzählen und die kriegen Sie nicht voll.“
Fazit: Aktuell ist keine gute Zeit, um sich eine Wärmepumpe oder eine Solaranlage zuzulegen. Das liegt an der hohen Nachfrage und den gestiegenen Preisen aufgrund der aktuellen politischen Entscheidungen und globalen Krisen. Wer noch abwarten kann, sollte das tun, bis sich die Lage entspannt. Kurzfristige Lösungen sind aktuell nicht zu bekommen oder zu Preisen, die horrend sind. Für seine Kunden und die Politik wünscht sich der Hattinger Solarexperte, dass Sie „vernünftig und mit offenen Augen“ die Situation abwägen. nxs