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Sprockhövel

Sanierung „Zwiebelturmkirche“: Es fehlt eine Million Euro

Das Mauerwerk der Außenfassade ist stärker angegriffen als bisher angenommen...

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Das Foto zeigt v.l. den Vorsitzenden des Stiftungskuratoriums Sparkasse Sprockhövel Jörg Valentin, Vorstandsmitglied der Sparkasse Sprockhövel Daniel Rasche und Pfarrer Arne Stolorz.

Sprockhövels Wahrzeichen, die Evangelische Kirche, im Volksmund liebevoll „Zwiebelturmkirche“ genannt, bröckelt. Seit 2018 ist eine umfangreiche Sanierung angelaufen. Schätzte man die Kosten zunächst auf maximal 1,2 Millionen Euro in mehreren Bauabschnitten, ist mittlerweile klar: Damit kommt man nicht aus. Mit rund 400.000 Euro Spenden sowie öffentlichen Zuschüssen und Fördermitteln hätte man das Projekt eigentlich stemmen können. Jetzt gehen die letzten Schätzungen in Richtung 2,1 Millionen Euro. Mindestens. Damit ist klar: es klafft eine große Finanzlücke von knapp einer Million Euro. 
„In einem ersten Bauabschnitt wurde der Turm der Kirche neu eingeschiefert. Dabei haben wir leider umfangreiche Schäden am Mauerwerk festgestellt, mit denen wir nicht gerechnet hatten“, berichtet Pfarrer Arne Stolorz. Risse im Mauerwerk sorgen für das Ausbrechen einzelner Mauerstücke sowie des Fugenmörtels. Ein Netz soll nun behelfsmäßig für Sicherheit sorgen. Eine Dauerlösung kann das aber natürlich nicht sein. Einige Schäden im Mauerwerk setzen sich auch im Inneren der Kirche fort, sodass Innen- und Außensanierung miteinander verzahnt sind. Die anfangs festgelegte Reihenfolge der einzelnen Bauabschnitte kann nicht eingehalten werden. Im nächsten Jahr ist erstmal die Außenfassade an der Reihe, vor allem das Kirchenschiff. Eigentlich wollte man viel weiter sein und sich bereits mit der Innenausstattung beschäftigen. „Wir hatten das Ersetzen der Holzbänke ins Auge gefasst, die aus den sechziger Jahren stammen. Wir überlegten, sie durch eine flexible Bestuhlung zu ersetzen, um die Kirche auch für andere Veranstaltungsformen öffnen zu können“, erläutert Pfarrer Arne Stolorz. Auch wollte man dadurch die Möglichkeit bekommen, einen Mittelgang zu gestalten. „In den alten Plänen der Kirche gab es diesen nicht. Dann, bei der Renovierung in den zwanziger Jahren wurde dieser geschaffen. In den sechziger Jahren gab es eine zweite große Renovierung und da waren die alten Pläne wieder aufgetaucht und man entschied sich für sie und gegen den Mittelgang“, so Stolorz weiter. Doch die Planungen zum Inneren der Kirche haben aktuell keine Priorität und wurden zurückgestellt. Die Fassade bereitet größere Sorgen.

Mitmachen und helfen
Architekt Frank Schiffers und Christian Haselhoff vom Bauamt des Kirchenkreises haben die Bauleitung des Projektes. Sie beauftragen Fachfirmen, die auf Denkmalpflege spezialisiert sind. Für das laufende Jahr ist aber erstmal Schluss. „Das Gerüst wurde abgebaut und muss im kommenden Frühjahr erneut aufgebaut werden. Die Firmen haben keine Kapazitäten frei und die Arbeiten hätten im Winter sowieso unterbrochen werden müssen“, erklärt Arne Stolorz. Ärgerlich: Die Miete für das Gerüst beträgt fast 10.000 Euro pro Monat – jetzt muss das Gerüst im nächsten Jahr erneut aufgebaut werden. 
Dabei laufen die Kosten bei dem Projekt sowieso davon. Die Kirchengemeinde mit ihren 6400 Gemeindegliedern kann diesen gewaltigen Brocken nicht stemmen. „Wir haben zwar Rücklagen, haben auch über Verkäufe einige Gelder erwirtschaftet. Wir haben Spenden erhalten und Mittel beispielsweise aus der ‚Stiftung zur Bewahrung kirchlicher Baudenkmäler in Deutschland‘ (Stiftung KiBa) oder 50.000 Euro von der Sparkassenstiftung. Das reicht aber jetzt alles bei weitem nicht aus.
Wir hoffen auf eine Erbpacht aus dem Grundstück am Gosekamp, aber wann das eintritt, wissen wir nicht“, so Stolorz. Der markante Zwiebelturm wird zwar gern als optisches Wahrzeichen für Sprockhövel genutzt. Gespräche mit der Stadt Sprockhövel haben aber keine finanzielle Unterstützung gebracht. Was also tun? 
Ein eigener Fundraising-Ausschuss der Gemeinde organisiert seit Beginn der Sanierung die Akquise und erarbeitet Ideen. Beispielsweise konnte man auf dem Stadtfest 2018 einen Null-Euro-Schein mit dem Kirchenportrait erwerben. Das spülte 10.000 Euro in die klamme Kasse. Angesichts der Pandemiesituation scheiden seit Beginn 2020 Veranstaltungen wie Feste oder Konzerte aus, um Spenden zu generieren. Geplant ist jetzt, Dachziegel des alten Kirchturms als außergewöhnliches Andenken zu verkaufen. Zudem hat die Gemeinde den Freundeskreis „Freunde der Kirche“ gegründet. 
„Wir haben immer wieder Erneuerungen an der Kirche vorgenommen. Die Heizung wurde erneuert, 2000 eine Toilettenanlage eingebaut. Auch hier haben wir mit Hilfe von Spenden diese Ausgaben bewältigt. Jetzt müssen wir darauf hoffen, dass die Sprockhöveler bereit sind, für den Erhalt ihres Wahrzeichens einen weiteren Beitrag zu leisten“, so Stolorz. 
Denn, so der Pfarrer, fast jeder Sprockhöveler verbinde mit der Kirche doch seine ganz persönliche Geschichte. anja