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Sprockhövel

Sabine Noll als Bürgermeisterin in ihr Amt eingeführt

Zum ersten Mal sitzt eine Frau auf dem Chefsessel im Sprockhöveler Rathaus. Die Noch-Hattingerin, bei der Kandidatur unterstützt von CDU und Bündnis 90/Grüne, wurde in der konstituierenden Ratssitzung in ihr Amt eingeführt. Auch ihre Stellvertreter stehen fest.

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Sitzung unter Corona-Bedingungen. Weit auseinandergezogen, Mundschutzpflicht und nur von 90-minütiger Dauer - das waren die Bedingungen zur konstituierenden Ratssitzung in der Glückaufhalle. Nach 90 Minuten musste Schluss sein, weil dann die Luft in der Halle komplett ausgetauscht wurde. Da war man in der Tagesordnung gerade mit der Wahl der stellvertretenden Bürgermeister durch. Das Foto rechts zeigt v.l. Alexander Karsten (2. stellv. Bürgermeister, Bündnis 90/Grüne), Marion Prinz (3. stellv. Bürgermeisterin, SPD) und Thorsten Schulte (1. stellv. Bürgermeister, CDU).

Die konstituierenden Ratssitzungen nach einer Kommunalwahl sind geprägt von der Amtseinführung des Bürgermeisters und der Wahl der Stellvertreter. Das war in Sprockhövel nicht anders. Hier wurde Bürgermeisterin Sabine Noll in ihr Amt eingeführt. In der Corona-Pandemie finden die Ratssitzungen in der Glückaufhalle statt. Für Besucher gibt es auf der Tribüne die Möglichkeit, an der Sitzung teilzunehmen und - genauso wie die Parlamentarier - diese über entsprechende Technik zu verfolgen, auch wenn Sicht und Hörqualität in der Halle zu wünschen übrig lassen.

Wer bei der ersten Ratssitzung in der neuen Legislaturperiode dem ersten öffentlichen Zusammentreffen von Bürgermeisterin Sabine Noll (CDU) und dem bei der Komunalwahl unterlegenen Sprockhöveler Gegenkandidaten, Kämmerer und Ersten Beigeordneten Volker Hoven (SPD) gespannt entgegengesehen hatte, wurde enttäuscht. Der Sozialdemokrat erschien nicht zur Sitzung und die Bürgermeisterin erklärte, dies geschehe in gemeinsamer Abstimmung, um bei einer etwaigen Quarantäne der Bürgermeisterin durch Volker Hoven als ihr Vertreter in der Verwaltung die Amtsgeschäfte weiterführen zu können. Charmant formuliert und im Hinblick auf den deutlich im Wahlergebnis unterlegenen Kämmerer emotional verständlich - allerdings können sich Sabine Noll und Volker Hoven im Alltag natürlich nicht aus dem Weg gehen. Allein der gemeinsame Verwaltungsvorstand und viele andere Termine machen die physische Präsenz unabdingbar.
Doch es passt zu der Botschaft, die Bürgermeisterin Sabine Noll an diesem Tag wieder an die Bürger Sprockhövels und an die Zuschauer in der Glückaufhalle richtete. „Ich lege mehr Wert auf den Aspekt ,Bürger‘ wie auf den Wortbereich ,Meister‘. Ich möchte für alle Bürger Sprockhövels Ansprechpartnerin sein“, verkündete sie und stellte auch gleich die regelmäßig stattfindende Bürgermeisterinsprechstunde vor. Das Rathaus, so betonte sie, sei keine Festung.
An ihr lag es jedenfalls nicht, dass die Wahl der ehrenamtlichen Stellvertreter bei den repräsentativen Aufgaben schon zu einer ersten Machtdemonstration wurde. Wären alle Ratsmitglieder einverstanden gewesen, hätte die gemeinsam vorgestellte Stellvertreter-Liste in einer geheimen Abstimmung gewählt werden können. Zum Ersten Stellvertreter wurde Thorsten Schulte (CDU) vorgeschlagen. Zweite Stellvertretende Bürgermeisterin sollte Marion Prinz (SPD) werden und dritter Stellvertreter sollte Alexander Karsten von Bündnis 90/Grüne werden.
Das sahen die Vertreter von FDP und WfS anders. Sie wollten es bei zwei stellvertretenden Bürgermeistern belassen und führten sowohl Kostengründe als auch die zunehmende Digitalisierung als Gegenargument an. Ein stellvertretender ehrenamtlicher Bürgermeister erhält nach der Landesverordnung eine Aufwandsentschädigung in Höhe des dreifachen Satzes der Ratsmitgliederpauschale bzw. als zweiter und dritter Stellvertreter den 1,5-fachen Satz. Die Pauschale der Ratsmitglieder ist abhängig von der Größe der Gemeinde. In Sprockhövel bekommt ein Ratsmitglied derzeit monatlich 313 Euro. Der Erste stellv. Bürgermeister erhält also 939 Euro, zweiter und dritter Stellvertreter bekommen jeweils 470 Euro. Die Legislaturperiode dauert fünf Jahre - das entspricht also beim dritten Stellvertreter einer Summe von rund 28.000 Euro. Doch an der persönlichen Kommunkation mochte die neue Ratsmehrheit aus CDU und Grüne nicht sparen und hielt deshalb am Vorschlag fest. Nachdem im ersten Wahlgang Thorsten Schulte die Mehrheit als erster Stellvertreter erhielt, mussten Marion Prinz und Alexander Karsten in die Stichwahl zum zweiten Stellvertreter. Es war keine Überraschung, dass Alexander Karsten die Wahl für sich entschied und sich Marion Prinz - anders als zu Beginn gemeinsam vorgeschlagen - nun mit der Position des dritten Stellvertreters begnügen muss. Das Prozedere dauerte entsprechend lange und nach Ende der Wahlgänge in geheimer Wahl und namentlicher Abstimmung erklärte SPD-Fraktionschef Wolfram Junge, dass man hoffe, in der Legislatur in der inhaltlichen Arbeit schneller unterwegs zu sein. Da war es dann doch gut, dass aufgrund des Luftaustauschs wegen Corona die Sitzung ein festgelegtes Ende finden musste. Bleibt abzuwarten, wie sich das Zwischenmenschliche entwickelt.

Der alte Rat in Sprockhövel hatte 40 Sitze inklusive Überhang- und Ausgleichmandate: CDU (12), SPD (16), Grüne (5), FDP (3), WfS (2) und Linke/Piraten jeweils ein Sitz.
Der neue Rat kommt auf 38 Sitze: CDU (12), SPD (10), Grüne (10), FDP (3), WfS (2) und MiS ein Sitz. CDU und Grüne haben damit eine Mehrheit.
Bürgermeisterkandidat Volker Hoven (SPD) wurde neben der SPD auch von FDP und WfS unterstützt. Bürgermeisterkandidatin Sabine Noll (CDU) wurde neben der CDU auch von den Grünen im Wahlkampf unterstützt.