01.04.2023: „Ruhr-Ding“ kommt nach Witten – Aktionen in der ganzen Stadt...
Ein Oktopus am Saalbau, Kreuzfahrtatmosphäre innen drin. Eine Ausstellung im ehemaligen Kaufhof-Gebäude. Performances im Schwesternpark. Die Urbanen Künste Ruhr bringen das „Ruhr Ding: Schlaf“ nach Mülheim an der Ruhr, nach Essen, nach Gelsenkirchen – und nach Witten. Vom 5. Mai bis zum 25. Juni 2023 laufen sehr unterschiedliche Veranstaltungen, Ausstellungen und Installationen an sehr unterschiedlichen Orten der Stadt.
Worauf darf sich Witten nun freuen?
Melanie Manchot: Dancing is the Best Revenge // Liquid Skin
Die Projekte von Melanie Manchot, einer gebürtigen Wittenerin, nähern sich mit großer Sensibilität bestimmten Orten und öffentlichen Räumen an. Für das Ruhr Ding: Schlaf entstand die Videoarbeit Liquid Skin, die sich dem Leben bei Nacht widmet: Mit der Filmkamera begleitete sie Nachtarbeiter*innen an verschiedene Orte im Ruhrgebiet, etwa eine Pole-Tänzerin, eine Bäckerin, eine Türsteherin oder eine Reinigungskraft. Die Arbeit wird im Discoraum der WerkStadt gezeigt. Ergänzend eröffnet das Märkische Museum Witten in Kooperation mit Urbane Künste Ruhr mit Dancing is the Best Revenge eine Einzelausstellung von Melanie Manchot.
Melanie Manchot wurde 1966 in Witten geboren. Sie studierte an der New York University sowie am Royal College of Art in London. Ihre Arbeit befindet sich in zahlreichen öffentlichen Sammlungen und wurde zuletzt in einer großen Ausstellung im Museum MAC/VAL (Paris) gezeigt. Melanie Manchot lebt in London.
Yuri Pattison: Dream Sequence
Die multimedialen Werke von Yuri Pattison sind gleichzeitig anti-illusionistisch und poetisch. Mit einem recherche-basierten Ansatz nähert sich der irische Künstler den schwer fassbaren Bereichen zwischen dem Virtuellen und dem Physischen – und damit unserer Gegenwart. So programmiert er zum Beispiel künstliche Sonnenaufgänge und macht so die Materialität digitaler Technologie sichtbar. Wie prägen und modifizieren die digitale Wirtschaft oder die Online-Kommunikation die Bedingungen gesellschaftlichen Lebens? Wie beeinflussen sie unsere Wahrnehmung von Raum und Zeit? Für das Ruhr Ding: Schlaf entwickelt der Künstler eine Installation im stillgelegten Pumpwerkhaus eines Trinkwasserwerks direkt an der Ruhr.
Yuri Pattison (*1986 in Dublin) lebt in Paris. Er zeigte seine Arbeiten zuletzt unter anderem in der Kunsthal Charlottenborg (2022), der Douglas Hyde Gallery in Dublin (2021) und in der Kunsthalle St. Gallen (2017).
Joanna Piotrowska: Dreams are the Facts from Which We Must Proceed
Die Schwarz-Weiß-Fotografien von Joanna Piotrowska zeigen häufig Menschen in ihrem privaten Umfeld. Die Künstlerin, die vom zeitgenössischen Tanz inspiriert ist, choreografiert diese Szenen und lässt so den menschlichen Körper sprechen. Beim Ruhr Ding: Schlaf stellt sie in den Schaufenster-Vitrinen der ehemaligen Galeria Kaufhof in der Wittener Bahnhofstraße aus. Anstelle der üblichen Versprechungen der Mode- und Warenwelt öffnen die Körper auf den Fotografien einen surrealen Blick auf die Welt und reflektieren durch die Wahl des Ortes die Beziehung zwischen Privatem und Öffentlichem.
Joanna Piotrowska (*1985 in Warschau) studierte in Krakau sowie am Royal College of Art in London und zeigte zuletzt Einzelausstellungen in der Kestner Gesellschaft, Hannover (2022) und auf der Museumsinsel Hombroich (2020). Sie war mit ihrer Arbeit bei der 59. Biennale von Venedig sowie bei der 16. Biennale of Contemporary Art in Lyon (beide 2022) vertreten. Sie lebt in London.
Nora Turato: who wants to tell her
In den Spoken-Word-Performances von Nora Turato, in denen sie Buchstaben, Wörter und Sätze durch ihre Stimme zerlegt und neu zusammensetzt, ist Sprache das zentrale Medium. Inspiration für ihre Skripte findet die Künstlerin in Gesprächen, in den sozialen Medien oder auch in wissenschaftlichen Texten und macht so die überwältigende Dimension der gegenwärtigen Informationsflut spürbar. Für das Ruhr Ding: Schlaf entwickelt Nora Turato für den Schwesternpark in Witten einen Klang-Parcours aus verschiedenen Soundfragmenten.
Nora Turato (*1991 in Zagreb, Kroatien) studierte in Amsterdam und Arnheim. Von 2017 bis 2019 war sie Stipendiatin an der Rijksakademie van Beeldende Kunsten in Amsterdam. Zuletzt zeigte sie ihre Arbeit unter anderem im Museum of Modern Art in New York (2022) und in der Secession in Wien (2021). Sie lebt in Amsterdam.
God’s Entertainment: Cruise Tentare
Das Wiener Theaterkollektiv God’s Entertainment widmet sich jenseits traditioneller Bühnen den sozialen und politischen Themen unserer Zeit. Für das Ruhr Ding: Schlaf entwickelt God’s Entertainment eine maritim anmutende Gesamtinstallation: Eine überlebensgroße Raumskulptur, die an einen Oktopus erinnert, wird an den Saalbau gesetzt. Ganz im Sinne eines in viele Richtungen offenen „tentakulären Denkens“ ergänzt sie spannungsvoll die lebendige Szenerie im Inneren des Gebäudes, dem das Kollektiv die Illusion eines Kreuzfahrtschiffes verleiht. Das Projekt entsteht in Koproduktion mit dem Kulturforum Witten.
God’s Entertainment haben Shows und Veranstaltungen an Theaterhäusern und Kulturstätten in ganz Europa produziert, u. a. in Wien, Hamburg, Berlin, Liverpool, Žilina, Brno und Prag. Zuletzt waren sie mit dem Projekt GGGNHM zu Gast beim Impulse Theater Festival in Nordrhein-Westfalen.
Einzelveranstaltungen
Wandersalon #41: Von Oktopussen, Kreuzfahrten und dem Unruhig-Bleiben in der Gegenwart
God's Entertainment im Gespräch mit Britta Peters
Donnerstag, 13.4.2023, 19 Uhr
Foyer im Saalbau Witten, Bergerstraße 25, 58452 Witten
Der Oktopus ist ein Tier mit drei Herzen und acht Tentakeln, das sich durch Farb- und Formveränderung seiner Umgebung anpasst und mit ihr kommunizieren kann. Als besonders intelligent geltend, verteilt sich sein Gehirn über seinen gesamten Körper und erschließt sich ertastend seine Umwelt. In Anlehnung an sein Verhalten hat die Wissenschaftlerin Donna J. Haraway den Begriff des ,,tentakulären Denkens“ geprägt. Dieser schlägt eine sinnliche Annäherung an die (Um-)Welt vor, die die Beziehung von Mensch, Pflanzen und Natur herrschaftsfrei denkt.
Für das Ruhr Ding: Schlaf entwickelt das Wiener Künstler*innenkollektiv God’s Entertainment eine überlebensgroße, aufblasbare und begehbare Installation, deren Form an einen Oktopus erinnert. Ergänzt wird die Skulptur durch eine lebendige Szenerie im Inneren des Gebäudes, die die Illusion eines Kreuzfahrtschiffes erzeugt, das ins Stocken geraten ist.
Im Gespräch mit Britta Peters stellen God’s Entertainment ihre Arbeit vor und diskutieren nicht nur das anachronistisch wirkende Versprechen, das mit einer Kreuzfahrt verbunden ist, sondern auch die Möglichkeiten eines tentakulären, sinnlichen Begreifens, welches jenseits eines individuell fokussierten Denkens neue Wege für unsere Gegenwart parat hält. Veranstalter ist der Saalbau Witten.
Wandersalon #42: Lange Filmnacht in Witten
Eine Kooperation mit dem Internationalen Frauen* Film Fest Dortmund+Köln
Samstag, 24.6.2023 – Sonntag, 25.6.2023, 20 Uhr – 8 Uhr
Café Leye, Bahnhofsstraße 13, 58452 Witten
In der letzten Nacht des Ruhr Ding: Schlaf lädt Urbane Künste Ruhr zur Finissage nach Witten ein: Gemeinsam mit dem Internationalen Frauen* Film Fest Dortmund+Köln wird in einem zwölfstündigen Filmprogramm die Beziehung zwischen Schlaf und Film auf mannigfaltige Weise beleuchtet.
Weiteres Programm
Das Ruhr Ding: Schlaf ist aber noch umfangreicher. Neben Ausstellungen in den Städten Mülheim, Essen und Gelsenkirchen gibt es auch in diesen Städten weitere Vorträge, Touren.
Das ganze bunte Programm gibt es unter https://www.urbanekuensteruhr.de/de/festival/ruhr-ding-schlaf