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Natur & Garten

Rotbuche ist Baum des Jahres 2022

Zum zweiten Mal nach 1990 steht die Rotbuche als „Baum des Jahres“ im Blickpunkt der Öffentlichkeit.

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Alarmierend: Lange Zeit geradezu ein Symbol für Standortgerechtigkeit und optimale Wachstumsbedingungen in Deutschland hat auch dieser Baum in den vergangenen sehr warmen und äußerst trockenen Jahren Schäden davongetragen. Forstbotaniker starten nun ein Projekt, die Samen von besonders trockenresistenten und vitalen Rotbuchenexemplaren zur Naturverjüngung auszusuchen.

Blutbuchen entstanden durch Mutation
Die Bezeichnung „Rotbuche“ leitet sich aus dem rötlichen Schimmer von Buchenholz ab, während die Blätter eine sattgrüne Farbe tragen. Da ist es schon irritierend, dass sich – vornehmlich in Parkanlagen – auch Buchen mit dunkelroten Blättern finden, auf die an sich eher die Bezeichnung „Rotbuche“ passen würde. Tatsächlich werden sie aber als „Blutbuchen“ bezeichnet. Alle Blutbuchen gehen auf eine einzige „Mutter-Blutbuche“ zurück, die im 15. Jahrhundert in einem Park in Thüringen als eine natürliche Mutation einer Rotbuche mit roten Blättern stand.

Rotbuche recycelt ihr Laub
Spaziergänger vergleichen einen alten Buchen-Hochwald oft mit einem hohen Dom, den sie betreten: ein grünes dichtes Dach auf vielen silbergrauen Säulen, und am Boden ein beige-brauner Teppich aus altem Laub. Der Baum tut alles, um stets genug Wasser für sich zu horten: Das geschlossene „Zeltdach“ verdunkelt den Waldboden und schützt ihn so vor dem Austrocknen. Die Zweige der Rotbuche wachsen so, dass sie das Regenwasser trichterartig zum Baumstamm hin ableiten, von wo aus es über die völlig glatte Rinde verlustfrei direkt zu den Wurzeln gleitet. Gerade die Blätter der Rotbuche stellen ein Vorbild für „Nachhaltigkeitsdenken“ dar, da sich alle Pflanzenteile leicht zersetzen. Aus ihnen bildet sich lockerer und lebendiger Boden mit besten Nahrungsbedingungen z. B. für Pilze, Insekten, Schnecken, Würmer und Asseln. Allein rund 7000 Tierarten sind auf den Buchenwald mit seinen Höhlen, Laubschichten, fetten Bucheckern und dem lockeren Boden angewiesen. Das zersetzte Laub wird von Bodenorganismen umgebaut und als Kohlenstoff im Waldboden gespeichert. Alle Nährstoffe werden recycelt, so dass sich die Rotbuche selbst düngt.

Der Vormholzer „Urwald“
Auch in Witten findet sich ein Rest eines ursprünglichen Rotbuchenwaldes an dem steilen Ruhrhang zwischen Vormholz und der Burgruine Hardenstein. Der Ruhrhang konnte nie landwirtschaftlich und nur äußerst aufwändig forstwirtschaftlich genutzt werden und blieb so weitgehend sich selbst überlassen. Ohne den Eingriff des Menschen wäre Witten vermutlich überwiegend ein riesiger Rotbuchenwald.

Von Germanen und Gewittern
Wenn Sie auch den weiteren Text Buchstabe für Buchstabe lesen, dann erfahren Sie, dass die Germanen bereits das leicht spaltbare Buchenholz zu schätzen wussten und ihr Runenalphabet auf sogenannte „Buchenstäbe“ schrieben. Einzelne Wörter wurden entsprechend „buchstabiert“. Aus den Rotbuchentäfelchen mit eingeritzten Zeichen leitete sich im Laufe der Zeit das Wort „Buch“ ab. Auch später, als bereits Pergament und sogar Papier zur Verfügung standen, fassten die Menschen Schriftstücke noch traditionsbewusst mit einem Einband aus Buchenholzbrettchen zusammen.
Eine ganz andere Weisheit unserer Vorfahren zum Lob der Buchenbäume beruht dagegen auf einem Irrtum: Nach heftigen Gewittern fand man zwar oft Eichen vor, die vom Blitz getroffen und sichtbar geschädigt worden waren, aber äußerst selten Buchen. Daraus entstand der Rat für alle, die Schutz vor Gewitter mit Blitz und Donner suchten: „Vor Eichen sollst du weichen, die Buchen sollst du suchen.“ Tatsächlich werden frei stehende Bäume aller Arten gleich häufig vom Blitz getroffen. Ein Blitzeinschlag in eine nasse Eiche mit ihrer groben Rinde hinterlässt jedoch deutlich sichtbare Blitzschäden, während die glatte, dünne Silberrinde der Rotbuche das Regenwasser und folglich auch jeden Blitz ohne große Spuren direkt in den Boden ableitet.dx