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Natur & Garten

Revierförster Thomas Jansen: „Die Mischung macht‘s“

Die Buche ist nicht mehr zu retten. Doch wo die Klimareise genau hingeht, das weiß man nicht.

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Revierförster Thomas Jansen ist seit Jahrzehnten in den heimischen Wäldern unterwegs. Er beoachtet die Veränderungen, die auch für Laien mittlerweile deutlich sichtbar sind. „Die alten Buchenwälder, die unsere Landschaft so lange geprägt haben, befinden sich seit etwa 2019 im Sterbeprozess. Das lässt sich nicht mehr aufhalten. Fast dreißig Prozent des Baumbestandes sind hier Buchenwälder – eine Fläche von etwa 1000 Hektar. Es wird sie in Zukunft nicht mehr geben“, sagt Jansen. 
Die meisten Waldflächen sind in Privatbesitz. Durch viele Wälder führen Wanderwege. Und hier beginnt ein weiteres Problem. Die Bäume werden fortschreitend instabil. Das Risiko, irgendwann einen Spaziergänger oder gar ein Kind zu treffen, welches in den Ästen der alten Buche ein Baumhaus gebaut hat, wird immer größer. „Unter den absterbenden Buchen kann man auch nicht vernünftig arbeiten. Das ist zu gefährlich. Ich bin jedem Waldbesitzer dankbar, der seinen Privatbesitz durchforsten lässt“, sagt Jansen. Er ist zuständig für die forstliche Beratung, die aber längst nicht jeder Waldbesitzer in Anspruch nimmt. 
„Es ist die grundsätzliche Frage, ob man den Buchenbestand so lange es geht erhalten möchte und das Baumsterben verlangsamen will oder ob man sich Alternativen zur Buche überlegt. Das gilt übrigens auch für die Fichte. Buchenbestände müssen dicht gehalten werden, damit der Bestand möglichst langsam abstirbt. Wenn es aber um Probleme mit der Verkehrssicherheit geht, dann ist das Abholzen die einzige Möglichkeit. Bei der Aufforstung geht es dann um Risikostreuung. Das bedeutet, man setzt auf verschiedene Baumsorten in der Mischung. Mit der amerikanischen Roteiche machen wir gute Erfahrungen. Bis jetzt kommt auch die Baumhasel mit den veränderten Klimabedingungen gut zurecht. Ob das so bleibt, wissen wir aber nicht. Denn wir wissen eben auch nicht, wie das Klima hier in dreißig Jahren aussieht. Es gibt viele Experten, die dann von einem Mittelmeerklima ausgehen.“
Jansen begleitet regelmäßig Neuanpflanzungen. Die aus den letzten Jahren sehen bisher gut aus. „Die Baumkulturen entwickeln sich gut. Wir haben im Winter viel Regen gehabt und die Böden sind noch gut durchfeuchtet. Auch die lange Trockenheit im Frühling hat hier keinen Schaden angerichtet. Jetzt muss man aber abwarten, wie sich der weitere Sommer entwickelt. Hitze und wochenlange Trockenheit sind immer ein Problem.“
Ganz schwarz sieht Thomas Jansen für die Zukunft nicht. Aber: „Wir stehen erst am Anfang eines großen Problems. Bis ein abgeholzter Wald wieder aufgeforstet ist, das dauert seine Zeit. Und wer sich den Mittelmeerraum ansieht, der weiß: sollte das unser Klima der Zukunft werden, hat das mit dem Wald, wie wir ihn kennen, auch nicht mehr viel zu tun.“ von Dr. Anja Pielorz