Einmal im Monat findet das Repair-Café Bommern tatsächlich in einem richtigen Café statt...
Die Spielkonsole wollte nicht mehr mitspielen. Sie wegwerfen und neu kaufen war nicht die erste Wahl für Marc (35) und Sohn Fabian (10) Paschke aus Bochum. Über Bekannte hatten die beiden von dem Repaircafé in Bommern gehört und saßen wenig später mit ihrem Gerät vor Christoph Bockhacker.
Das „Café Nebenan“ der Freien Evangelischen Gemeinde am Goltenkamp 4 in Bommern stellt dann gerne seine Räumlichkeiten zur Verfügung, damit die Menschen ihre defekten Geräte nicht kurzerhand entsorgen und neu kaufen. Vor Ort warten deshalb technisch begabte Männer und Frauen in der Regel am dritten Sonntag im Monat von 15 bis 18 Uhr am Goltenkamp 4 in Bommern und am letzten Sonntag eines Monats im Markus-Zentrum Meesmannstr. 80 darauf, ihre „heilenden Hände“ auf defekte Küchenwaagen, Staubsauger, Kaffeemaschinen, Fahrräder und Textilien zu legen. „Wir versuchen alles zu reparieren, was getragen werden kann“, verrät Antje Bockhacker.
Gegen Verschwendung und Obsoleszenz
Ins Café werden an diesem Tag unter anderem ein Bügeleisen, eine Nähmaschine, ein Radiowecker und eine Spielkonsole gebracht. Im Sommer sind es vermehrt Fahrräder, gerne wird auch Rat und Tat bei Handy-Problemen wie Updates oder das Speichern von Fotos in einer Cloud gesucht. „Wir hatten schon Besucher, die haben einen Kühlschrank und eine Poolpumpe reingetragen“, so Antje Bockhacker. Wichtig sei, dass die Menschen einbezogen werden und die defekten Gegenstände gemeinsam repariert werden, um das Wissen der Fachleute weiterzugeben und ein Bewusstsein zu schaffen, selbst etwas geschaffen zu haben. Alle Reparaturen sind kostenlos, alle Spenden werden ausschließlich für die Beschaffung von Werkzeugen oder ggf. Ersatzteilen verwendet.
Insgesamt neun leidenschaftliche Bastler reparieren ehrenamtlich im Repair-Café. Ihr Wirken sehen sie auch als eine Art Nachbarschaftshilfe in der Gemeinschaft von Menschen und einer angenehmen Atmosphäre. Einer von ihnen ist Klaus Gärtner. Der pensionierte Lehrer war schon von Kind an dafür zuständig, dass die Fahrräder zu Hause ordentlich funktionierten. „Wenn man nichts probiert, kann auch nichts kaputt gehen“, gab ihm sein Vater mit auf den Weg. Heute kümmert er sich besonders gerne um Mechanik und Elektrik. Für den pensionierten Fernsehtechniker Donald (70) setzen Repair-Cafés in der heutigen Wegwerfgesellschaft ein Zeichen gegen die häufig von Herstellern betriebene „geplante Obsoleszenz“, also dem „eingebauten Verschleiß“.
Kaffee und Kuchen
Derweil werden an der Theke des „Café Nebenan“ auch Kaffee und Kuchen ausgegeben. Bei einem Kaffee kommen alle leichter miteinander ins Gespräch – das Repair-Café legt eben auch Wert auf den zwischenmenschlichen Aspekt. Nicht umsonst lautet die Einladung zu den Repair-Cafés in Bommern und Herbede auf der Homepage: „Wir treffen uns, essen Kuchen, trinken Kaffee und retten nebenher die Welt. Bringt eure kaputten Geräte mit, dann schauen wir, was geht.“ Alle Termine finden sich auf www.repaircafe-witten.de - die nächsten Veranstaltungen finden am 21. Mai im Markuszentrum in Herbede und am 18. Juni in Bommern am Goltenkamp 4 statt. dx