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Witten

Rauhe Egge: Baustelle für Rettung ein Desaster

Die monatelange Baustelle an der Rauhen Egge sorgt für viel Ärger.

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Die Baustelle an der Rauhen Egge. Noch bis mindestens April 2024 werden die Kanalbauarbeiten anhalten. Für rund 900 Buchholzer aus dem Siedlungsgebiet Rauhe Egge bedeutet das weite Umwege, um ins Hammertal zu gelangen. Die Strecke führt über den Waldweg und die Obere Rauhe Egge. Letztere wurde notdürftig ausgebessert, damit diese Umleitung überhaupt möglich ist. Ein noch größeres Problem stellt sich allerdings für die Rettungskräfte, die vor der Baustelle wieder umdrehen - trotz des Schildes „Einsatzfahrzeuge frei“.

Nicht nur die Anwohner, die lange Umwege über den Waldweg und die Buckelpiste der Oberen Rauhen Egge in Kauf nehmen müssen, sind genervt. Noch schlimmer ist die Baustelle für Rettungskräfte und das kann durch durchaus lebensbedrohend sein.
Zu einem Rettungseinsatz kam es am Sonntag, 26. November. Am späten Abend wurde der Rettungswagen von Angehörigen zu einem Einsatz in die Rauhe Egge gerufen. Ein nicht mehr ansprechbarer älterer Mann mit deutlichen Vorerkrankungen wartete gemeinsam mit seiner Frau und der Tochter auf Hilfe. Der herbeigerufene Rettungswagen stand an der Straße „Im Hammertal/Ecke Rauhe Egge“ vor der Baustelle und fand den Patienten nicht. Es war dunkel und nasskalt und die Zeit drängte. Die Rettungskräfte gelangten schließlich über die Umleitung Waldweg und Obere Rauhe Egge zum Patienten - natürlich mit einer Zeitvergrößerung. Der Mann musste mit Blaulicht ins Krankenhaus gebracht werden. Die Situation war ernst. Die IMAGE-Redaktion hat den Vorfall zum Anlass genommen und bei der Stadt Witten sowie der Pressestelle des Ennepe-Ruhr-Kreises um Stellungnahme gebeten. Die notwendigen Kanalbauarbeiten werden noch mindestens bis Ende April 2024 andauern. Der EN-Kreis ist als Träger gemäß Rettungsgesetz (RettG NRW) sowie aufgrund öffentlich-rechtlicher Vereinbarungen mit den kreisangehörigen Städten verantwortlich. Den Betrieb dieser Standorte übernehmen in Abstimmung mit dem Ennepe-Ruhr-Kreis sowohl die Städte als auch beauftragte Hilfsorganisationen. Folgende Fragen und Antworten dazu hat die IMAGE-Redaktion von der Pressestelle des Ennepe-Ruhr-Kreises erhalten:
IMAGE: In der Baustelle steht ein Schild „Einsatzfahrzeuge frei“. Selbst wenn die Rettungskräfte das Schild bei Dunkelheit wahrnehmen würden, müssten sie umfangreiche Sperren beiseite räumen, um die Straße zu befahren. Haben die Rettungskräfte das Schild überhaupt gesehen?
PRESSESTELLE EN-KREIS: Ja, die Rettungskräfte haben das Schild gesehen. Die tatsächliche Situation wurde aber so beurteilt, dass die Baustelle auch nach Wegräumen von Sperrelementen mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht durchfahrbar wäre, weshalb die Umfahrung gewählt wurde.
IMAGE: Haben der Ennepe-Ruhr-Kreis und der Rettungsdienst Kenntnis dieser Baustelle und der Umleitung?
PRESSESTELLE EN-KREIS: Ja, die Information liegt vor. Augenscheinlich wurde bei der Erfassung im Einsatzleitsystem jedoch fälschlicherweise nur für die Hausnummer Rauhe Egge 7a, jedoch nicht für die weiter dahinter liegenden Häuser, ein automatisierter Umleitungshinweis erfasst. Dies wurde mittlerweile korrigiert. (Anmerkung der Redaktion: Der Rettungseinsatz fand in Höhe Rauhe Egge 13 statt.)
IMAGE: Aus notfallmedizinischen Gründen sollte die Rettungszeit maximal zehn Minuten betragen. Ist es richtig, dass diese Zeit hier aufgrund der Baustelle sowie der Suche des Patienten deutlich überschritten wurde?
PRESSESTELLE EN-KREIS: Der ersteintreffende Rettungswagen hat die tatsächliche Einsatzstelle 12 Minuten nach Alarmierung erreicht.
Ergänzend hat die IMAGE-Redaktion auch an die Pressestelle der Stadt Witten Fragen mit der Bitte um Beantwortung geschickt. Hier wollten wir wissen, warum die Baustelle für Rettungskräfte nicht besser zugänglich gemacht werden konnte - muss man doch in der Regel von ortsunkundigen Rettungskräften ausgehen. Außerdem hat die Redaktion nach der Sanierung der Straße Obere Rauhe Egge in Verbindung zum Waldweg, die Umleitungsstrecke, gefragt. Hier sollen Sanierungsarbeiten der als Buckelpiste bekannten kleinen Straße erfolgt sein. Beim Befahren ist aber feststellbar, dass es sich allenfalls um eine grobe Verbesserung handeln kann.
Die Stadt Witten erklärt dazu über ihre Pressestelle: „Selbstverständlich stimmen wir jede Vollsperrung mit den relevanten Behörden ab, dazu gehören natürlich auch der EN-Kreis mit seiner Einsatzzentrale und unsere Feuerwehr. Diese formulieren dann ihre Bedürfnisse und Bedingungen, die wir entsprechend umsetzen bzw. bei den ausführenden Firmen einfordern. Das ist auch bei der Baustelle in der Rauhen Egge passiert. Die Obere Rauhe Egge hatten wir, ebenso wie den Waldweg, soweit ertüchtigt, dass sie nun als Umleitungsstrecke geeignet sind. Eine umfassende Sanierung war das jedoch nicht. Diese ist vorläufig auch nicht geplant.“
Knapp zwei Wochen später kam es tagsüber erneut zu einem Rettungseinsatz in der Rauhen Egge. Der Rettungsdienst stand wieder vor der Baustelle und ist nach einem Kurzgespräch mit den Bauarbeitern ebenfalls die Umleitungsstrecke gefahren. anja