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Gesundheit

Pflege: Nicht immer geht es nur um ältere Menschen

Rund 500.000 Menschen in Deutschland brauchen Pflege und sind noch jünger als 65 Jahre.

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Wie hier auf einer Seniorenmesse Pflegerinnen zeigen, müssen auch junge Pflegebedürftige regelmäßig gelagert und umgebettet werden. Für Angehörige und Pflegekräfte keine leichte Aufgabe. Foto: Archiv Pielorz

In Deutschland sind etwa fünf Millionen Menschen pflegebedürftig. Die meisten von ihnen werden zuhause versorgt. Wer an pflegebedürftige Menschen denkt, hat oft Bilder von Senioren im Kopf. Es ist zwar richtig, dass die Pflegebedürftigkeit mit dem Alter ansteigt, aber es gibt auch viele jüngere Menschen, die auf Pflege und Hilfe angewiesen sind. Mehr als 500.000 Pflegebedürftige sind unter 65 Jahre alt. Ihrer Pflegebedürftigkeit liegen andere Krankheitsbilder zugrunde als bei älteren Menschen: Entwicklungsstörungen, Epilepsie, das Down Syndrom, aber auch Unfälle, Schlaganfall oder Multiple Sklerose (MS) sind die Ursachen für die notwendige Pflege. Zu den Pflegebedürftigen gehört auch die Hattingerin Melanie Tromnau (41).

Seit zehn Jahren pflegt die Mutter die Tochter zuhause
Ich habe Melanie Tromnau (41) schon einmal vor drei Jahren besucht. Melanie war vor vielen Jahren mitten in der Ausbildung zur Tierpflegerin, als sie die Diagnose einer schweren chronischen neurologischen Erkrankung bekam. Die junge Frau leidet an MS in der aggressiven Form. Das Immunsystem greift die Hüllschicht der körpereigenen Nervenfasern an. Die Ausbildung konnte sie noch beenden, in ihrem Job arbeiten bereits nicht mehr. Weil sich die Krankheit bei jedem Menschen anders entwickelt, sind Prognosen schwierig. Heute, 2023, lebt sie seit nunmehr zehn Jahren wieder mit ihrer 68-jährigen Mutter zusammen. Sie ist rund um die Uhr auf Hilfe angewiesen. Die Wohnung ist behindertengerecht. Ein Pflegebett, ein Elektrorollstuhl, viele andere Hilfsmittel. Schon vor drei Jahren hat mich die Fürsorge der Mutter, die sie zusammen mit dem Pflegedienst Melanie entgegenbringt, schwer beeindruckt. Jetzt habe ich erneut Kontakt zum Pflegedienst und zu Mutter und Tochter aufgenommen und will wissen, wie es Melanie geht.
Die Antwort ist niederschmetternd. Schon vor drei Jahren musste Melanie gelagert und bewegt werden, doch jetzt hat sich ihr Zustand weiter verschlechtert. Damals gab es noch gute Tage und sogar kleine Ausflüge mit der Straßenbahn waren möglich. Das geht schon lange nicht mehr. Wie mir die Mutter am Telefon berichtet, verlässt Melanie zwar mit Hilfe noch das Bett und sitzt im Rollstuhl, aber oft verlässt sie bereits am Nachmittag die Kraft und sie muss zurück in die liegende Position. Auch sprechen kann sie kaum noch.
Immer noch pflegt Anita Tromnau ihre Tochter mit Unterstützung des Pflegedienstes. Stine Haack vom Pflegedienst Glücksklee gehört zu den Mitarbeiterinnen, die Mutter und Tochter seit Jahren zur Seite steht. Sie erzählt mir am Telefon, dass die beiden Frauen eine Einheit bilden und keine von ihnen Mitleid will.
Melanie ist intelligent. Sie schaut Fernsehen. Serien, aber auch Dokumentationen. Und sie nimmt über den Geruchssinn schöne Düfte wahr.
Eltern, die ihr schwerkrankes Kind pflegen, leben in einem dauerhaften Ausnahmezustand. Mit einem Pflegedienst an ihrer Seite bekommen sie Hilfe und Unterstützung. Mittlerweile wächst das Verständnis dafür, dass junge Menschen eine andere Pflege benötigen als Senioren. Dies gilt auch für die stationäre Pflege. So gibt es Wohngruppen mit einem Tagesablauf, der sich an jüngere Menschen richtet. Denn Pflege kann jeder brauchen - von jetzt auf gleich.anja