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Natur & Garten

Offene Gartenpforte: Wie Nachhaltigkeit praktiziert wird

Beim Aktionstag im Juli hatten erstmals viele Gärten im Ruhrgebiet parallel geöffnet – 
Tipps gab‘s auch in Hattingen und Witten.

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Anke Lehmann in ihrem Garten. Foto: H. Steimann

Sie machen optisch etwas her, manche Akzente fallen direkt ins Auge, wenn man sich umsieht. Das erlebten Interessierte Anfang Juli wieder bei der offenen Gartenpforte, die erstmals im Rahmen der IGA 2027 zentral an einem Tag im gesamten Ruhrgebiet stattfand. In Hattingen waren zwei Gärten geöffnet, in Witten fünf. Das IMAGE-Magazin war vor Ort und hat einen Blick auf die Nachhaltigkeit geworfen.

Zunächst lässt sich festhalten: Die Besitzer von Gärten geben allesamt dieselben Hinweise, wenn es darum geht, wie ein zukunftsfähiger Garten aufgebaut sein sollte und was er gar nicht braucht. In Anbetracht des Klimawandels müssen sich Hobbygärtner zwar etwas umstellen, aber die Grundsätze bleiben dieselben. Die Natur darf auf keinen Fall weichen, sondern muss aktiv unterstützt werden. Sie muss aber auch ein Stück weit sich selbst überlassen werden. Das bedeutet: Gärten sollen nicht total verwildern, müssen aber einen gesunden Ausgleich haben, sollten die Besitzer trotzdem viel Wert auf die Optik legen.
Ingrid Adelt aus Hattingen öffnet seit Jahren ihr Tor zu ihren mittlerweile zwei Gärten. Sie hat ihre Gartenfläche an der Essener Straße in Niederwenigern vor drei Jahren erweitert und auf einer 1200 Quadratmeter großen Fläche neuen Spielraum. Vor allem Stauden eignen sich in der Region, sie halten sich lange. Doch Vorsicht nach dem Einpflanzen! „Die Grundwässerung zu Beginn muss kräftig sein, damit die Wurzeln Bodenanschluss bekommen. Nach zwei Wochen sollte dies überprüft werden. Wenn es in der Zeit regnet, sollte man nicht mehr wässern oder nur wenig“, erklärt die Expertin. Grundsätzlich muss ein Staudenbeet später nicht bewässert werden. „Es sei denn, es sind drei Wochen hintereinander 28 Grad oder mehr. Dann muss ich es auch mit dem Schlauch bewässern“, sagt Adelt.
Was sie und andere gar nicht bewässern, ist die Rasenfläche. Auch nicht bei extremer Hitze. Stellen verbrennen und wirken zerstört. Dem ist jedoch nicht so. „Das ist unvermeidlich. Sobald Regenfälle kommen, wächst der Rasen wieder“, beruhigt Adelt. Meistens komme die Panik zu schnell. Das bestätigt Anne Oberste-Padtberg, die gemeinsam mit ihrem Mann in Witten ein großes Terrain in Form hält: „Wir bewässern den kompletten Garten gar nicht, mit Ausnahme der Gemüsepflanzen und wenn wir einen neuen Obstbaum pflanzen. Dann gießen wir an.“ Unter Bäumen schützt Schatten den Rasen.
Das Ehepaar ersetzt Pflanzen nicht eins zu eins, wenn sie der Hitze nicht standhalten können, sondern schaut sich nach robusteren um. So sind an der Durchholzer Straße zwei große Sanddorn-Beete entstanden, sogar wirklich mit fünf Tonnen Sand angeschüttet. „Ich finde, Natur und Optik schließt sich nicht aus. Ich achte darauf, dass der Garten einen Bezug zur Umgebung hat“, sagt Oberste-Padtberg. Reine Natur sei es nicht und mit einer geschenkten Bananenstaude sowie einem Feigenbaum samt Früchten hat sie auch untypische Arten in Witten stehen. „Es ist ein angelegtes Stück Paradies, das gestaltet ist. Natur gibt es natürlich auch. Brennnesseln lasse ich an manchen Stellen stehen, weil sie gut für Schmetterlinge sind und man Dünger daraus machen kann“, so die Hobbygärtnerin.

Man hat quasi keine Abfälle
Bienen tragen zu blühenden Obstbäumen bei. Sie gehören zum natürlichen Kreislauf, der nicht unterbrochen werden darf. Obst, was hinabfällt und nicht verarbeitet wird, dient Vögeln oder Würmern als Nahrung und gerät somit in den ökologischen Kreislauf zurück. Der wird vor allem durch Kompostieren gewährleistet. Für Nachhaltigkeit ist dies ein wichtiger Punkt. „Man hat quasi keine Abfälle. Das, was an Pflanzenabfällen hinunterfällt, mulcht gleichzeitig. So entsteht automatisch weniger Unkraut“, erklärt Oberste-Padtberg, die dadurch weniger Arbeit auf der großen Fläche hat.
In Hattingen betreibt Anke Lehmann-Schulz einen Garten mit englischem Touch, also etwas gezielter angelegt. Sie setzt auf ihrem Grundstück in Niederstüter ebenfalls auf Stauden, die jedes Jahr wieder blühen. Im Frühjahr werden sie zurückgeschnitten. Der Schnitt wird mit kompostiert und dient genauso als Nährboden mit wertvollen Mikroorganismen. Regenwasser kann gleichzeitig nicht so tief eindringen. So wachsen nicht zu viele Wildkräuter und Vögel fühlen sich wohl. Zu vermeintlichen Schädlingen kommen so auch Nützlinge: Vögel fressen Maden und Marienkäfer etwa Läuse von Blättern. Für die Besitzerin beginnt die Nachhaltigkeit schon beim Kauf. „Ich schaue mich in regionalen Geschäften um, in denen Pflanzen auf das Klima eingestellt sind. Mediterrane Wurzeln halten sich bei uns im oft lehmhaltigen Boden nicht so sehr und müssen vor Nässe geschützt werden“, sagt sie.
Ingrid Adelt sagt allgemein: „Es gibt Hitzewellen, aber auch sintflutartige Regenfälle. Also brauchen wir Pflanzen, die beides vertragen.“ Lavendel hat es etwa bei zu viel Regen häufig schwer. Man könne nicht jede Pflanze einsetzen, nur weil es schön aussieht, wenn man nachhaltig denken möchte. Wichtig sei laut Lehmann-Schulze insgesamt darauf zu achten, Blumenbeete nicht zu sehr zu harken, da sonst Mikroorganismen zerstört werden. „Exotischere“ Pflanzen wie Efeu oder Lungenkraut tragen zudem dazu bei, dass sich Insekten wohlfühlen. Früh- und Spätblüher müssen natürlich im Zaum gehalten werden, um anderen Pflanzen nicht den Lebensraum zu nehmen.
Nochmal zum Regen:
Im Günnemann-Kotten in Witten betreibt der dort ansässige Verein Wassermanagement, indem Regenwasser gesammelt und zum Gießen wiederverwendet wird – sollte es eine Dürreperiode geben. Über das Kottendach wird das Wasser bei Bedarf per Gefälledruck in Gießkannen gefüllt. Die Wiese wird zweimal jährlich mit der Sense gemäht, damit sich Wildkräuter halten und verbreiten können. Klimaverträgliche Gemüsepflanzen werden angebaut. Zwischen ihnen blühen Ringelblumen, Kapuzinerkresse, Wermut, Beifuß und Baldrian, um den Boden bedeckt und damit feucht zu halten. Zusätzlich wehren sie mit ihren Wurzeln Nematoden von den Gemüsepflanzen ab und halten andere Schädlinge durch ihren Geruch ab. Hacken ist bei dem Garten-Projekt eine bewährte Methode gegen Dürre, der Boden der Beete wird regelmäßig aufgelockert. Und wirkt so optisch sauber. Von Hendrik Steimann