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Hattingen

Nur zusammen stark: Wenn Leib und Seele schmerzen

Vortrag von med in Hattingen mit Oberarzt Erold Dangellia und Pascal Kiseier, Physioabteilung.

Am Mittwoch, 27. November, 18 Uhr, gibt es einen weiteren Vortrag aus der Reihe „med in Hattingen“. Diesmal geht es um das Thema „Wenn Leib und Seele schmerzen“. Es referieren Oberarzt Erold Dangellia, Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik, St. Elisabeth-Krankenhaus Niederwenigern, und Pascal Kiseier, Leiter der Physiotherapieabteilung, Klinik Blankenstein. Die Veranstaltung findet statt in der Bahnhofstraße 18a. Anmeldung über die Volkshochschule unter 02324/204-3513 (-3512 oder -3511) ist erforderlich. Die Veranstaltung ist kostenfrei.
Seelisches Leid schadet der Gesundheit. Der Körper steuert aber auch die Gefühle. Aus zahlreichen Studien weiß man heute um die enge Verzahnung zwischen Körper und Seele. Nur gemeinsam sind sie stark.
Dafür gibt es viele Beispiele. Das größte Organ des Menschen, die Haut, hat beispielsweise eine enge Verbindung zu unserer Psyche. Umgangssprachliche Formulierungen wie „Das geht mir unter die Haut“ oder „Ich fahre gleich aus der Haut“ sind verbale Hinweise darauf. Körperliche Reaktionen wie Schweißperlen bei Angst, Gänsehaut bei Furcht oder Röte bei Scham zeigen, wie eng diese Verbindung tatsächlich ist. Der Grund dafür ist, dass Haut und zentrales Nervensystem den gleichen entwicklungsgeschichtlichen Ursprung haben. Sie bilden sich beim Menschen in der Embryogenese aus den gleichen Anlagen.
Auch die Einheit zwischen Herz und Seele ist unbestritten. Die INTERHEART-Studie konnte nachweisen, dass Depressionen, posttraumatische Belastungsstörungen sowie beruflicher und finanzieller negativer Stress zu Risiken von Herzerkrankungen gehören. Herzleiden und Schwermut sind ein gefährliches Paar. Ein Beispiel für den Zusammenhang zwischen Herz und Psyche ist die Tako-Tsubo-Kardiomyopathie. Das sogenannte Broken-Heart-Syndrom ist eine plötzlich auftretende Herzmuskelerkrankung, die durch großen emotionalen Stress ausgelöst werden kann. Betroffene haben ähnliche Symptome wie bei einem Herzinfarkt mit begleitender Herzschwäche. Bei der Elektrokardiographie der Betroffenen zeigt sich ein charakteristisches Bild mit einer teilweise ballonartigen Aufweitung der linken Herzkammer ähnlich der japanischen Tintenfischfalle „Takotsubo“, nach der das Krankheitsbild benannt ist. Ein Großteil der Patienten, von denen etwa 80 Prozent Frauen sind, übersteht das Syndrom zunächst ohne größere gesundheitliche Schäden. Langzeitbeobachtungen zeigen aber, dass die betroffenen Frauen und Männer anfälliger für Folgeerkrankungen des Gehirns und des Herzens sind. Fachleute vermuten, dass das autonome Nervensystem eine Schlüsselrolle in der Krankheitsentstehung spielt, weil es für die Ausschüttung von Stresshormonen verantwortlich ist. Diese sind unter anderem an der Regulation von Herzfunktion und Blutdruck insbesondere unter Stressbedingungen beteiligt.
Schon Sigmund Freud ging davon aus, dass psychische Konflikte sich in körperliche Beschwerden umwandeln. Bis jedoch auch Mediziner das akzeptierten, vergingen Jahrzehnte. Heute weiß man, dass psychische Erkrankungen, ein hoher Druck am Arbeitsplatz oder Konflikte in der Partnerschaft sich von der Kopfhaut bis in den kleinen Zeh bemerkbar machen können. Manchmal lässt sich die Wirkung der Psyche sogar direkt beobachten, etwa an Wunden: in belastenden Zeiten heilen sie langsamer.
Ein weiteres Beispiel sind Rückenschmerzen. Wer bei der Arbeit viel zu tun hat oder psychisch Belastendes erledigt, verspannt sich oft automatisch. Die Rückenmuskeln sind dauerhaft aktiviert und fangen an zu schmerzen. Entspannungsübungen können in vielen Fällen verhindern, dass Schmerzen überhaupt entstehen. Sind die Beschwerden bereits chronisch, hilft ein Aufmerksamkeitstraining.
Selbst dann, wenn die Beschwerden in erster Linie körperlicher Natur sind, kann die Psychotherapie helfen. Sie kann den Betroffenen beibringen, dass man nicht alles können und machen muss, sondern sich selbst nicht vergessen darf. Nein sagen muss man lernen. Körperliche Erkrankungen können eben auch psychische Leiden hervorrufen. Menschen verzweifeln, wenn sie immerzu Schmerzen ertragen oder ihr Leben nach einer Diabetes-Diagnose umstellen müssen, wenn sie wiederholt einen Herzinfarkt oder die Rückkehr eines Tumors befürchten. Körperliche Prozesse haben Auswirkungen auf die Seele.
Betroffene profitieren heute verstärkt davon, dass Körper und Seele in Forschung und Praxis immer mehr zusammenwachsen und als Einheit erkannt werden. anja