IMAGE-Serie „Starke Frauen“: Multitalent Frauke Schittek.
Frauke Schittek (50) kennt eigentlich jeder in Sprockhövel. Die gebürtige Blankensteinerin ist Mutter von zwei Kindern, Unternehmerin, Pädagogin, Musikerin und Künstlerin. Fast jeder, der in Sprockhövel selbst Kinder hat, traf irgendwann auf Frauke Schittek. Entweder durch die Kindergartenzeit im von ihr gegründeten Kinder-Aktions-Zentrum (KAZ) oder über die Musik. Immerhin gründete sie mit den „Funny Singers“ und dem Jugendchor „Da Capo“ den größten Kinder- und Jugendchor von NRW.
Unumstritten ist die engagierte Sprockhövelerin nicht. Frauke Schittek hat ihren eigenen Kopf. Und sie lebt nach dem Motto: Liebe, lebe, lache und umgebe dich mit Menschen, die dir gut tun! Auf ihrer Homepage steht: Wenn es dich nicht mehr stört, was andere über dich denken, hast du die höchste Stufe der Freiheit erreicht!
IMAGE: Sie haben in Ihrem Leben schon ziemlich viele Dinge gemacht. Erzählen Sie etwas dazu.
SCHITTEK: Ich habe klassisch mein Abitur gemacht, eine Ausbildung zur Erzieherin, Sozialpädagogik studiert und mich an der Landesmusikakademie Heek zur Dirigentin ausbilden lassen. Schon mit 15 Jahren habe ich ehrenamtlich Kindergruppen bei der evangelischen Kirche geleitet, mich in der Behinderten- und Inklusionsarbeit engagiert und eine Behinderten-Gruppe im Perthes Ring betreut. 1996 – damals habe ich ein Jugendzentrum in Gevelsberg geleitet – habe ich den Verein „Jugendchor Da Capos und Funny Singers e.V.“ gegründet und die Schittek-Chöre geleitet. Wir waren mit den Chor-Kids auf der ganzen Welt unterwegs: Russland, Jugoslawien, Ungarn, England, Frankreich, Niederlande und Belgien. Wir haben unheimlich viele Benefizkonzerte gegeben für Erdbebenopfer oder damals bei der Tsunami-Katastrophe. 2000 habe ich das Kinder-Aktions-Zentrum (KAZ) in Sprockhövel gegründet – heute von Eltern als „KÄZchen“ geführt. Ich hatte keinen Kindergartenplatz für meinen 1998 geborenen Sohn und da habe ich eben meine erste eigene KiTa für ihn eröffnet. Ich habe immer bis heute in Vollzeit gearbeitet und meine Kinder waren dann immer an meiner Seite. 2007 kam meine Tochter zur Welt. 2012 habe ich mit zwei Geschäftsführern aus Berlin, die in den Kitaausbau investieren wollten, das „Familienzentrum Stepke e.V.“ gegründet – heute Step Kids KiTas gGmbH. Später kam eine eigene Bildungs-Akademie dazu, die bis heute pädagogische Mitarbeiter aus- und fortbildet und in der Gesellschaft „Lab for future GmbH“ war ich als Geschäftsführerin für die Neuentwicklung neuer Konzepte zuständig. Da sind auch die kleinen Naturforscher entstanden (Bauernhof KiTas). 2017 wurde unser Unternehmen an AcadeMedia, einem schwedischen Aktien-Konzern, verkauft und unter diesem Label ist der Konzern derzeit der drittgrößte Anbieter in Deutschland in der Kindergartenlandschaft geworden mit über 3000 Mitarbeitern unter verschiedenen Labels. 2022 habe ich mit meinem Geschäftspartner, Dr. Kurt Berlin, in den Niederlanden unter dem Mutterkonzern AcadeMedia ein neues Unternehmen, die „Plek voor kinderen“ BV und eine dazugehörige Holding gegründet. In den Niederlanden sind inzwischen 15 neue KiTa Standorte entstanden.
IMAGE: Puh, ganz schön viele Unternehmungen. Bleibt noch Platz für ehrenamtliches Engagement? Da sollen Sie auch aktiv sein.
SCHITTEK: Na ja, im letzten Jahr bin ich als Organisatorin für das Stadtfest in Sprockhövel eingesprungen. Nachdem der bisherige Veranstalter nicht mehr zur Verfügung stand und es niemand machen wollte, habe ich es übernommen. Ich finde, so eine langjährige und traditionelle Veranstaltung darf nicht einfach sterben. Die Menschen müssen zusammenkommen und Gelegenheit haben, sich auszutauschen und zu feiern. Gerade nach der Corona-Pandemie ist das besonders wichtig. Und der Erfolg 2023 hat gezeigt, dass das viele ganz genauso gesehen haben. Deshalb mache ich das in diesem Jahr nochmal, weil sich einfach kein anderer findet. Ich habe aber auch ein paar Kinder-Musicals geschrieben und auf die Bühne gebracht. Ach ja, am Sonntag, 15. September, um 16.30 Uhr wird ein Kindermusical von mir von den „Funny Singers“ auf der Bühne in der Mathilde-Anneke-Schule in Niedersprockhövel präsentiert. Weitere Termine findet man auf der Homepage www.da-capos.de. Ich engagiere mich und helfe, wo ich kann, auch gerne in der Seniorenarbeit z.B. mit dem Café Doll. Auch im Tierschutz, bin ich noch aktiv, da versorge ich für verschiedene Organisationen Tiere in Not. Mein Leben ist ziemlich bunt und abwechslungsreich und das finde ich genau gut so. Es ist nie langweilig.
IMAGE: Warum engagieren Sie sich bei so vielen Projekten überhaupt ehrenamtlich?
SCHITTEK: Weil es mir einfach Spaß und keine Mühe macht. Es ist doch schön, wenn man in der Gesellschaft Dinge anstoßen und bewegen kann. Ich bin seit 1996 bis heute Vorsitzende der Da Capos Projektschmiede e.V. (ein Träger der freien Jugendhilfe, der für Kinder, Jugendliche und Senioren arbeitet, sowie Behinderten-, Inklusionsarbeit und Flüchtlingsberatung anbietet) und schon immer Dirigentin der Chöre „Da Capo“, „Funny Singers“ und dem gemischten Chor Canzonas. Es macht unglaublich viel Spaß, gemeinsam mit anderen Menschen Stücke zu produzieren und auf die Bühne zu bringen. Seit 2021 bin ich aktiv in der Flüchtlingshilfe, Beratung und Betreuung besonders für ukrainische Familien tätig. Und im„Café Doll“ geben wir ein offenes Seniorenangebot, weil ich ein Angebot gegen Alterseinsamkeit machen wollte. Menschen brauchen Kontakte und Berührungen. Fehlt das, so verfällt der Mensch. Es wird super angenommen. Wunderbar.
IMAGE: Was zeichnet Sie aus?
SCHITTEK: Ich mache meinen Mund auf, wenn mir etwas nicht passt und lege gerne mal den Finger in Wunden. Das gefällt nicht jedem. Aber so wurde ich erzogen und meine Mutter war auch nicht anders. Mir ist bewusst, dass das nicht jedem gefällt und ich damit polarisiere. Aber Menschen, die so in der Öffentlichkeit stehen, tun das immer.
IMAGE: Ist das eine Eigenschaft, die man gerade als Frau braucht, wenn man Erfolg haben will?
SCHITTEK: Ob jetzt gerade als Frau – das weiß ich nicht? Ich denke, freie Meinungsäußerung ist grundsätzlich – egal, ob Mann oder Frau – sehr wichtig. Ich bin in keiner Partei, unterstütze auch keine Partei und vertrete konsequent meine eigene Meinung zu den Themen. Da darf man sich nicht von einigen negativen Sprüchen beirren und einschüchtern lassen. Ich glaube, ich habe eine gesunde Portion Menschenverstand und Selbstvertrauen in meine Fähigkeiten und ich stehe hinter den Projekten, die ich durchführe – egal, ob ich damit Geld verdiene oder ob ich das ehrenamtlich mache. Der Erfolg gibt mir ja auch seit vielen Jahren Recht.
IMAGE: Ist das etwas, was sie auch Ihren Kindern in der Erziehung mitgegeben haben? Ihre Kinder sind mit 26 und 17 erwachsen.
SCHITTEK: Definitiv. Ich habe zwei wundervolle Kinder, die beide ihren ganz eigenen Weg gehen und es nicht immer ganz leicht hatten, dass überall die Mutter als „Chefin“ unterwegs war. Beide sind unterschiedlich und das ist genau richtig so. Ich versuche immer grundsätzlich Kindern und Jugendlichen in meiner Arbeit ein Stück Selbstbewusstsein mitzugeben und Verantwortungsbewusstsein, Respekt und Engagement zu vermitteln: Traut euch etwas. Glaubt an eure Kraft und eure Fähigkeiten. Nur aus Fehlern kann man sich auch weiterentwickeln und Carpe diem (nutze den Tag). anja