Ab dem 1. Januar 2028 kommt ein neues Tankstellengesetz.
Das Bundeskabinett hat eine gesetzliche Verpflichtung beschlossen, wonach große Tankstellenunternehmen ab dem 1. Januar 2028 jeweils einen Schnellladepunkt mit einer Ladeleistung von mindestens 150 Kilowatt an ihren Tankstellen anbieten müssen. Ziel der Bundesregierung ist es, dass bis zum Jahr 2030 in Deutschland 15 Millionen Elektroautos zugelassen sind. Zum Jahresanfang 2024 waren es nach Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamts rund 1,4 Millionen. Durch die Versorgungsauflage wird mit zusätzlich rund 8.000 neuen Schnellladepunkten gerechnet. Nach Ministeriumsangaben sind mit Stand April von rund 115.000 öffentlich zugänglichen Ladepunkten knapp 22.000 Schnellladepunkte.
Mehr als 14.000 Tankstellen gibt es in Deutschland, über 11.000 wären von der Vorgabe also betroffen. Mit den neuen Standorten für Ladepunkte soll den Bürgern die „Reichweitenangst“ genommen werden. Schnelllader verwenden Gleichstrom, so können in unter einer halben Stunde teils mehrere Hundert Kilometer Reichweite nachgeladen werden. Deutlich mehr als mit den 11-kW-Wechselstromladern, die heute vor allem in den Städten stehen.
Mit den Plänen soll es auch attraktiver werden, sich ein E-Auto zu kaufen. Viele schrecken bislang davor zurück. Einmal wegen der Anschaffungskosten, gestrichener staatlicher Förderungen, aber eben auch, weil Tanken bislang nicht so einfach ist wie das Tanken von Autos mit Diesel oder Benzin.
Der Vorstandschef von Aral, Achim Bothe, kritisiert die geplante Gesetzesänderung: „Wir lehnen die geplante Versorgungsauflage ab. Das erinnert an Planwirtschaft und funktioniert nicht.“
Aral ist mit rund 2.400 Tankstellen größter Anbieter auf dem deutschen Tankstellenmarkt. Insgesamt gibt es in Deutschland rund 14.000 Tankstellen. Aus der Sicht des Aral-Chefs brauche nicht jede Tankstelle in Deutschland eine Ladesäule. Bothe sagte, die Verpflichtung würde auch zu Fehlinvestitionen führen: „Wir sollten uns auf Standorte konzentrieren, an denen wir das größte Potenzial für Nachfrage und Nutzung sehen. Es wird also an vielen Aral-Tankstellen und weiteren Standorten Ladepunkte geben, aber nicht jede Tankstelle braucht eine Ladesäule“, sagte er. Ähnlich sieht es der Hauptgeschäftsführer des en2x - Wirtschaftsverband Fuels und Energie, Christian Küchen. Er sagte, die Tankstellengesellschaften bauten da, wo es am sinnvollsten für E-Autofahrer sei: „Nicht nur an Tankstellen, sondern auch an Supermärkten, am Straßenrand, zu Hause und am Arbeitsplatz.“ Ein Ladesäulenzwang an Tankstellen wäre „reine Symbolpolitik“, sagte Küchen. Es müssten teure Schnellladesäulen an Standorten aufgestellt werden, an denen es absehbar nur wenig Nachfrage nach Ladestrom gebe. Nach Verbandsangaben befindet sich schon heute bei zwei Dritteln aller Tankstellen in Deutschland eine Schnellladesäule im Umkreis von fünf Kilometern.