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Hattingen

Naturschutz Hattingen: Hier wird Nachhaltigkeit gelebt

Die Ökozelle ist das größte private Hattinger Naturschutzprojekt. Jetzt gab es neue Bäume.

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Bürgermeisterkandidatin Melanie Witte-Lonsing und Niels Hartbecke

Wer sich am Schlangenbusch in Holthausen umsieht, entdeckt schnell eine große Naturfläche. Diese Ökozelle ist das größe private Hattinger Naturschutzprojekt und besonders am Samstag in den Vormittagsstunden ist hier jede Menge los. Dann nämlich sind die Ehrenamtlichen des Vereines „Naturschutz Hattingen e.V.“ hier aktiv. Der Verein ist die Nachfolgeorganisation der NABU-Ortsgruppe Hattingen, die sich im Sommer 2022 aufgelöst hat. Seit Herbst 2023 betreiben sie die Ökozelle Hölter Kamp (Wendehammer der Straße Schlangenbusch), die auch regelmäßig das Ziel von auswärtigen Wissbegierigen ist. Das Projekt startete als Ausgleichsfläche der HWG für die Bauten am Hölter Busch. Rechtlich ist festgelegt, dass bei Versiegelung einer Fläche eine Ausgleichsfläche geschaffen werden muss. Ziel der Bemühungen war und ist es, das knapp einen Hektar große Grundstück im Besitz der hwg zu einer artenreichen Obstwiese zu machen. Das erfordert bis heute viel Arbeit und viel Ehrenamt. Schließlich muss man ein Auge auf die Natur haben, damit die Bemühungen auch Früchte tragen. Dabei ist es beispielsweise wichtig eine schonende Mahd speziellen Mähern oder mit Sensen vorzunehmen. Wert wird auch auf standortgerechtes und aus der Region stammendes Saatgut und Pflanzgut gelegt.
2018 kam die fast vier Hektar große Kämpchenwiese, in früherer Zeit ein Acker, dazu. Insgesamt ist die Fläche jetzt etwa sechs Fußballfelder groß und ein Hingucker in Sachen Artenvielfalt. Gern scheuen Spaziergänger vorbei oder (Hobby)Fotografen nutzen die Gelegenheit für schöne Fotos.

Natur und Tiere nicht nur „digital“ erleben
Regelmäßig versuchen die rund ein Dutzend Vereinsaktiven, mit zahlreichen Aktionen auf die Ökozelle aufmerksam zu machen und gleichzeitig Kinder, Jugendliche und Erwachsene für die Natur und die Nachhaltigkeit zu interessieren. Nachwuchs braucht die Ökozelle dringend. 2024 gab es dafür einen zweiten Platz beim beliebten Heimatpreis. Engagiert war bei dem Projekt übrigens auch jahrelang – vor seinem Umzug – der sehr versierte Vogelkundler Thomas Griesohn-Pflieger, ehemaliger Pressesprecher der Stadt Hattingen.
Die Naturschützer machen bei ihren Aktionen zahlreiche Beobachtungen. So erleben sie den Verlust oder die Verringerung zahlreicher Schmetterlingsarten und Vögel. Viele Kinder, die sich in jungen Jahren noch begeistert auf Insekten und andere Tiere einlassen, sind im späteren Alter nicht mehr gerne dabei. In der Fachwelt kennt man das unter dem Fachbegriff Biophilie. Dahinter verbirgt sich die These, dass Menschen ein Bedürfnis haben, eine Verbindung mit anderen Lebensformen wie Tiere, Pflanzen und Landschaften einzugehen. Es ist eine Liebe zum Leben und zum Lebendigen. Es gibt Experten, die in der zunehmenden Hinwendung zur digitalen Welt und der Abkehr von der analogen Erfahrung das Risiko sehen, Tiere beispielsweise nur noch am Bildschirm „niedlich“ zu finden, sich aber in der Natur mit den Erfahrungen von Leben und Sterben, Körperflüssigkeiten und unangenehmen Begleiterscheinungen von ihnen abwenden.
Doch auch wer gerne etwas für Tiere tut, kommt aus Unwissenheit manchmal an seine Grenzen. So ist ein gekauftes Insektenhotel nicht immer hilfreich, weil ausgefranste Bohrlöcher den Bienen die Flügel zerreißen können. Und nicht nur das: „Laubbläser beispielsweise zerstören den Lebensraum der Kleinstlebewesen, denn dem Turboluftstrom von bis zu 300 km/h können Käfer, Spinnen, Tausendfüßer bis hin zu Amphibien und Kleinsäuger nicht entkommen“, so die Naturschützer. Wer die heruntergefallenen Blätter und Äste auf dem Boden verrotten lässt, bietet vielen Tieren einen sicheren Platz zum Überwintern. Regenwürmer, Asseln, Springschwänze und Milben wandeln Laub und Pflanzenreste in nährstoffreichen, CO2-speichernden Humus um und dienen zudem Vögeln und anderen Tieren als Nahrung. Dabei schadet auch die dünne Laubschicht dem Rasen nicht, sondern führt ihm sogar Nährstoffe zu. „Das auf Beeten und unter Sträuchern verteilte Laub schützt den Boden vor dem Austrocknen und die Wurzeln vor Frost“, sagen die Gartenexperten.
Die Ökozelle in Holthausen enthält zahlreiche Nisthilfen, aber auch einen Tümpel, Steinhaufen und vieles mehr, was für Natur und Tiere wertvoll ist. Im Frühling und Sommer finden Kräuterkundige auf naturbelassenen Wiesen nicht selten essbare Pflanzen. Ob Bärlauch, Wegerich, Löwenzahn, Brennessel oder Giersch – diese Kräuter haben ihren Platz in einem Wildkräutersalat verdient – und über heilsame Kräfte verfügen sie meist auch noch.
Im Frühjahr startete der Verein gemeinsam mit Melanie Witte-Lon–sing, Bürgermeister-Kandidatin der SPD, eine neue Pflanzaktion in der Ökozelle. Die SPD spendete die Bäume und Sträucher und sorgte gemeinsam mit helfenden Händen und dem Material von „Gartenglück” dafür, dass auch alles ordentlich eingepflanzt wurde. Termine für den Naturschutz in der Ökozelle finden regelmäßig samstags von 10 bis 13 Uhr statt. anja

Das sind die Termine für 2025:
24. Mai, 28. Juni, 26. Juli, 23. August, 27. September, 25. Oktober, 22. November sowie 13. Dezember.
Interessenten melden sich bitte vorher an unter service@naturschutzhattingen.de

Der Verein ist zu erreichen über Martina Kampmann, Naturschutz Hattingen e.V., E-Mail m.s-kampmann@web.de.

Infos zur Ökozelle und zum Verein: www.naturschutz-hattingen.de