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Dies und Das

Nachhaltige Bestattung: Der le tzte Weg führt in die Bio-Urne

Wer bei seiner Bestattung auf den ökologischen Fußabdruck achten will, muss zu Lebzeiten planen.

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Unser Leben wird immer mehr von dem Gedanken des ökologischen Fußabdruckes bestimmt. Der Trend, auch bei seinem letzten Weg den eigenen Abdruck im Herzen der Angehörigen und nicht auf dem Erdplaneten zu hinterlassen, nimmt zu. Das deutsche Bestattungsgesetz erlaubt aktuell allerdings keine grünen Bestattungen, die den Anspruch haben, so gut wie keinen Fußabdruck zu hinterlassen.
Aber ökologische Bestattungsformen, zum Beispiel eine Baumbestattung, ist möglich. Auch Bestattungen ohne Sarg und im Leichentuch sind mancherorts machbar. In Bayern hat eine solche Bestattung zum ersten Mal 2021 stattgefunden.

Sarg oder Feuer?
Klar ist: Für die Sargbestattung braucht man Holz. Heimische Hölzer und lokale Schreiner sorgen zumindestens für einen ersten Ansatz von Nachhaltigkeit. Das gilt auch für die Innenausstattung des Sarges, der ebenfalls aus biologisch abbaubaren Stoffen bestehen kann. Bei der „grünen Bestattung” könnten auch umweltfreundliche Pappsärge zum Einsatz kommen. In Deutschland ist das aktuell nicht möglich.
Für die Feuerbestattung werden in der Regel fossile Brennstoffe benötigt, auch wenn es schon moderne Photovoltaik-Anlagen gibt. Der Energieverbrauch wird - aktuell - immer teurer. Mit Gas betriebene Öfen müssen bis zu 1200 Grad aufgeheizt werden. Der klassische Verbrennungsvorgang dauert dann etwa 70 Minuten bei 850 Grad. Das Ergebnis: Die durchschnittliche Aschemenge eines Erwachsenen beträgt etwa zwei bis drei Kilogramm. Beim Verbrennungsvorgang entstehen zudem Kohlenstoffdioxid, Kohlenstoffmonoxid, Salzsäure, Schwefeldioxid, Polychlorierte Dibenzodioxine und im Fall von Amalgamfüllungen aus den Zähnen der Verstorbenen - sogar Quecksilberdampf. Daher haben die Krematorien Luftfilter.
Grundsätzlich wird alles Material in der Erde zersetzt - auch Metall oder Keramik. Feuchtigkeit und Sauerstoff verrichten ihr Werk. Das kann aber ziemlich lange dauern. Bei bestimmten Materialien ist der Zerfallsprozess deutlich kürzer. Bio-Urnen bestehen beispielsweise aus gepresster Maisstärke, Naturfasern oder Pappmaché. Es gibt auch wasserlösliche Materialien wie beispielsweise Muschelkalk. Nach fünf bis 15 Jahren - die Zeitangaben sind abhängig von verschiedenen Faktoren, beispielsweise des Bestattungsortes - ist die rückstandsfreie Vergänglichkeit vollzogen. Seit über 20 Jahren kann eine Urne im Bestattungswald die letzte Ruhe finden. Im Wurzelbereich von Bäumen wird der Verstorbene beigesetzt.

Resormator oder Promession - nicht bei uns möglich
Doch bevor das geschieht, muss der Leichnam verbrannt werden - und da sind wir wieder beim ökologischen Fußabdruck. In Amerika kommt vereinzelt ein Resormator zum Einsatz. Er muss für den Verbrennungsprozess nur auf 300 Grad erhitzt werden. Hintergrund: Der Leichnam kommt vorher für drei Stunden in ein Spezialbad. Die alkalische Lösung zersetzt den Körper - ist aber auch nicht ökologisch. Zumindest sinkt der Energieverbrauch. Übrig bleiben nach wenigen Stunden nur einige Knochenreste und eine Flüssigkeit aus den Bestandteilen des Verstorbenen. Und die sei laut Hersteller eine „harmlose Flüssigkeit mit den Bausteinen des Lebens” und dürfe als Dünger genutzt werden. Ein Resormator kommt in Deutschland bisher nicht zum Einsatz.
Überhaupt nicht ökologisch ist die Einbalsamierung, die in manchen Ländern sehr beliebt ist oder die bei einer Überführung des Verstorbenen ins Ausland genutzt wird. Dabei wird im Rahmen der hygienischen Totenversorgung das Blut des Leichnams durch die Einbalsamierungsflüssigkeit – eine Mixtur aus Formaldehyd, Chemikalien und Wasser – ersetzt. Nicht weniger ausgefallen ist die Promession, bei der der Leichnam in minus 196 Grad kaltem flüssigen Stickstoff tiefgefroren, im Anschluss durch Vibration in Staub aufgelöst und anschließend das Granulat in einem Sarg aus Mais- oder Kartoffelstärke kompostiert wird. Nach einigen Monaten soll das Granulat bereits biologisch abgebaut sein. Entwickelt wurde die Bestattungsmethode von der schwedischen Biologin Susanne Wiigh-Mäsak. Eine Promessionsanlage im Einsatz gibt es aktuell noch nicht. Übrigens ganz so umweltfreundlich ist das auch nicht, weil ja für den Betrieb der Anlage ebenfalls Energie benötigt wird.

Die Klassiker - nachhaltig
Wer jetzt trotzdem auf den Klassiker setzt - Sarg- oder Feuerbestattung auf dem Friedhof, muss nicht komplett auf Umweltfreundlichkeit verzichten. Ein kurzer Weg mit dem öffentlichen Nahverkehr oder zu Fuß zur gut erreichbaren Grabstätte wirkt sich auch positiv auf die CO2-Bilanz aus. Grabsteine, die von einem lokalen Steinmetz angefertigt wurden und einen kurzen Transportweg haben, tun ihr übriges. Sollte eine Bepflanzung gewünscht sein, kann man auf einheimische Produkte achten. Auch Grabbeigaben sind in Deutschland erlaubt. Allerdings gibt es Einschränkungen. Sie müssen sich selbst zersetzen, das Grundwasser nicht verunreinigen und der Umwelt allgemein nicht schaden. Außerdem dürfen die Grabbeigaben den natürlichen Verwesungsprozess des Leichnams nicht maßgeblich stören.

Luft- oder Diamantbestattung
Übrigens: Das deutsche Bestattungsgesetz gilt im internationalen Vergleich als streng. Hier gilt die sogenannte Friedhofspflicht. Sie besagt, dass die Asche von Verstorbenen ausschließlich auf einem Friedhof, in einem Bestattungswald oder in einem speziell ausgewiesenen Seegebiet bestattet werden darf. Auch eine Urne ist dazu vorgeschrieben. Luft- oder Diamantbestattungen sind hier nicht möglich. Bei der Luftbestattung wird die Asche des Verstorbenen aus einem Flugzeug, Helikopter oder Heißluftballon frei am Himmel verstreut. Diese Bestattungsart wird zum Beispiel in Frankreich, den Niederlanden und in der Schweiz angeboten. Bei der Diamantbestattung wird ein Teilder Asche dazu verwand, einen künstlichen Erinnerungsdiamanten zu erschaffen, der als Schmuckstück getragen werden kann. Auch dazu muss die Urne ins europäische Ausland überführt werden. Um den Diamanten zu pressen, werden nur circa 500 Gramm Asche benötigt. Der verbleibende Rest der Asche kann daher zurück nach Deutschland überführt oder im Ausland beigesetzt werden. anja