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Dies und Das

Nach dem Ausbildungsstart ist vor dem Ausbildungsstart

Man muss früh ansetzen – das gilt für Betriebe wie Bewerber gleichermaßen.

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Der Ausbildungsmarkt ist im Wandel. Während Betriebe verzweifelt nach passenden Azubis suchen, sind viele Jugendliche verunsichert, wie und wo sie ihre Suche beginnen sollen. Damit die berufliche Zukunft gelingt, ist beidseitiges Engagement gefragt: Vom zielgerichteten Recruiting bis zum durchdachten Onboarding – und von der frühzeitigen Orientierung bis zur selbstbewussten Bewerbung.
Azubis gewinnen wird anspruchsvoller
Die Zahl der Schulabgänger sinkt, das Abitur wird zum Standard, und viele junge Menschen zieht es ins Ausland oder ins Studium. Gleichzeitig steigen die Erwartungen der Bewerber:innen – an Gehalt, Work-Life-Balance und Digitalisierung. Ausbildungsplätze bleiben zunehmend unbesetzt. Wer heute Azubis gewinnen will, muss mehr bieten als nur einen Arbeitsplatz.
Was moderne Azubis erwarten
Flexibilität, einfache Bewerbungsprozesse, ein modernes Umfeld und eine Ausbildung mit klaren Schwerpunkten zählen zu den Top-Kriterien bei der Wahl des Ausbildungsbetriebs. Eine attraktive Stellenanzeige, die diese Punkte deutlich kommuniziert, ist dabei der erste Schritt.
Digitale Kanäle nutzen
Social Media spielt im Recruiting eine entscheidende Rolle. Azubis sind online – dort sollten Sie präsent sein. Plattformen wie Workwise oder die Jobbörse der Bundesagentur für Arbeit bieten zielgerichtete Reichweite, ebenso wie Kooperationen mit Hochschulen und Career Centern. Auch Studienabbrecher:innen können interessante Kandidat:innen für betriebliche Ausbildungen sein.
Onboarding: Der erste Eindruck zählt doppelt
Selbst wenn ein Azubi gefunden ist, beginnt jetzt die nächste Herausforderung: der erfolgreiche Einstieg. Onboarding ist mehr als ein Begrüßungscafé am ersten Tag – es beginnt bereits beim ersten Kontakt und endet nicht nach der ersten Woche.
Bindung entsteht vor dem ersten Arbeitstag
Je früher Sie neue Azubis in Ihre Unternehmenskultur einbinden, desto geringer ist das Risiko, dass jemand noch vor Ausbildungsbeginn abspringt. Laden Sie zu Praktika oder Kennenlerntagen ein und machen Sie den Arbeitsalltag transparent. Thematisieren Sie offen mögliche Unsicherheiten wie „Ghosting“ – das wirkt professionell und beugt Enttäuschungen vor.
Begleitung statt Überforderung
Am ersten Tag sind viele junge Menschen nervös. Ein strukturierter Ablaufplan, feste Ansprechpartner:innen und ein funktionierendes Patensystem helfen beim Ankommen. Planen Sie bewusst Zeit für Eingewöhnung ein – ein reibungsloser Start erhöht die Motivation und senkt die Abbruchquote.
Für Bewerber: So finden Sie Ihre Ausbildung
Es gibt über 330 duale und rund 100 schulische Ausbildungsberufe – doch wer sich nicht frühzeitig informiert, verpasst Chancen. Eine erfolgreiche Suche beginnt lange vor dem letzten Schultag.
Früh orientieren lohnt sich
Informieren Sie sich am besten schon ein Jahr vor Ausbildungsbeginn über Berufe und freie Stellen. Die Berufsberatung der Arbeitsagentur hilft, Stärken zu erkennen und passende Angebote zu finden. Plattformen wie „AzubiWelt“, die Lehrstellenbörsen von IHK und Handwerkskammern oder Online-Portale wie Stepstone und Indeed bieten viele Optionen.
Ausbildungsmessen und Praktika nutzen
Persönliche Kontakte helfen oft weiter als jede Onlinebewerbung. Besuchen Sie Ausbildungsmessen, informieren Sie sich bei Unternehmen in ihrer Umgebung und fragen Sie auch im Freundes- und Familienkreis nach. Praktika geben Ihnen nicht nur Einblicke in den Beruf, sondern können auch zu einer festen Stelle führen.
Zeigen Sie Eigeninitiative und bewerben Sie sich frühzeitig
Sie haben einen Betrieb gefunden, der zu Ihnen passt, aber keine Stelle ist ausgeschrieben? Kein Problem – eine Initiativbewerbung zeigt, dass Sie motiviert sind. Auch telefonisch nachfragen wirkt positiv. Und wenn Sie Absagen bekommen: Nicht aufgeben! Je früher Sie sich entscheiden, desto besser Ihre Chancen. Wichtig: Bewerben Sie sich nicht mehrfach gleichzeitig – das blockiert Ausbildungsplätze und schadet Ihrem Ruf.

Der Weg zur Ausbildung beginnt nicht mit dem Vertrag – sondern mit gezielter Vorbereitung, beidseitiger Offenheit und echtem Interesse. Betriebe, die frühzeitig investieren, kreative Wege im Recruiting gehen und ihre Azubis von Anfang an ernst nehmen, haben bessere Chancen, motivierte Nachwuchskräfte langfristig zu binden. Umgekehrt gilt: Wer als Bewerber Initiative zeigt, sich umfassend informiert und rechtzeitig bewirbt, hat auch auf einem umkämpften Markt beste Chancen. Denn Ausbildung ist mehr als ein Start in den Beruf – sie ist der Beginn gemeinsamer Zukunft.