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Sprockhövel

Mittelstraße Haßlinghausen: Werbering will Parkplätze

Wolfgang Weiss ist für eine Umgestaltung, aber nicht zu Lasten des Einzelhandels.

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Die Stadtverwaltung Sprockhövel hat eine Entwurfsplanung für die barrierefreie Umgestaltung der Gehwegbereiche vom Kreuzungsbereich Mittelstraße/Poststraße/Dorfstraße bis zur Ausfahrt des Raiffeisenmarktes sowie den dritten Trittsteinplatz vor dem Gebäude Mittelstraße Haus-Nr. 30 erarbeitet. Kernelemente der Umgestaltung sind zum einen der barrierefreie Umbau der Gehweg- und Platzbereiche mit entsprechend barrierefreien Anschlüssen an die angrenzenden Gebäude und zum anderen die Schaffung attraktiver Aufenthaltsräume. Dazu gehören auch 27 Parkbügel für 54 Fahrräder. Parkraum soll wegfallen. Weil die Mittelstraße Landesstraße bleibt und eine Umleitung für die Autobahn, ist mit einer Tempo 30-Zone jedoch nicht zu rechnen. Der Bebauungsplan beinhaltet unter anderem, das eine Wohnnutzung im Erdgeschoss der Gebäude ausgeschlossen wird. Außerdem soll er die Ansiedlung von Sportwettbüros, Vergnügungsstätten oder Sexshops verhindern. Ziel der Stadt ist es, den Hauptgeschäftsbereich langfristig als Versorgungsbereich zu erhalten. 2025 soll der Umbau am Rathaus beginnen und sich 2026 auf der Mittelstraße fortsetzen.

Weniger Parkraum - Sorge um die Kundschaft
Die an der Mittelstraße ansässigen Einzehändler fürchten indes um ihre Kundschaft, sollten die Parkplätze – vor allem im Kurzzeitbereich – reduziert werden. Stephan Rohnert von der Vinothek in Haßlinghausen, macht seinem Unmut auch schriftlich Luft. Der Werbering Haßlinghausen teilt Text und Meinung. Stephan Rohnert: „Es steht völlig außer Frage, dass der Bürgersteig auf der Mittelstraße dringend saniert werden muss, was die Stadt jedoch vorhat, geht weit darüber hinaus. Es werden relativ viele Parkplätze auf der Mittelstraße wegfallen, unter anderen alle Parkplätze vor dem Neubau (frühere Parfümerie von Wolfgang Weiss). Die Bushaltestelle auf der Straßenseite wird auf die Straße verlegt. Der Bürgersteig auf meiner Straßenseite soll zu einem kombinierten Fuß/Fahrradweg werden. An dieser Stelle möchte ich mal kurz klarstellen, was das wirklich bedeutet: Der Bürgersteig vor meiner Vinothek ist 3,60 Meter breit (Tiefe Fassade bis Beginn Straße). Da für einen kombinierten Fuß/Fahrradweg nach Aussage der Stadt eine Mindestbreite von 2,50 Meter erforderlich ist, bedeutet das, dass ich praktisch keine Tische/Stühle mehr rausstellen kann, da ja nur eine Breite von 1,1 Meter übrig bleiben würde. Aktuell habe ich eine genehmigte Schankfläche im Außenbereich von 2,00 Meter Tiefe. Als ich auf diesen Umstand während der Veranstaltung bei der Stadt hingewiesen habe, wurde dann von Frau Görner (Leiterin Planen und Umwelt, Bauen und Wohnen bei der Stadt Sprockhövel) behauptet, ich hätte das ja genau so gewollt. Richtig ist, dass ich mich bei einer früheren Sitzung im Jahr 2023 gegen den Verlust der beiden Stellplätze vor meinem Laden ausgesprochen habe. Offensichtlich gibt es hier die Wahl zwischen Pest und Cholera, wenn ich entweder die Stellplätze vor dem Laden oder die Schankfläche verlieren kann. Beides ist für mich existenzbedrohend. Anders formuliert, kann man auch sagen, dass die Stadt Sprockhövel mir die Existenzgrundlage in Haßlinghausen entzieht.“
Die Kombination von Fuß- und Radweg habe sich in Niedersprockhövel bewährt. Das soll auch in Haßlinghausen greifen, sagt die Stadt. Die Einzelhändler entlang der Mittelstraße sagen, in Niedersprockhövel seien die Bürgersteige breiter. Auch der Vergleich mit der gleichnamigen Mittelstraße in Gevelsberg hinkt. „Es gibt dort eine Umgehungsstraße und innenstadtnah einen sehr großen Parkplatz. Beides existiert in Haßlinghausen nicht. Die Mittelstraße in Haßlinghausen wird immer eine stark befahrene Hauptverkehrsstraße, mit viel LKW-Verkehr, bleiben.“

Nachtschlag am 24. August
Der Werbering Haßlinghausen sieht große Probleme auf seine Geschäfte zukommen. Wolfgang Weiss, 2. Vorsitzender, seit Jahrzehnten fester Bestandteil im Werbering und auch nach der Schließung seiner Parfümerie an der Mittelstraße immer noch aktiv in Veranstaltungsplanungen wie dem „Nachtschlag“ eingebunden, erklärt: „Wir haben immer wieder darauf hingewiesen, aus welchem Umkreis unsere Kunden kommen. Das geht bis nach Wuppertal rauf. Da kommt niemand mit dem Fahrrad und es schleppt sich auch niemand mit dem Lastenfahrrad bei strömendem Regen seine gekauften Produkte nach Hause. Wir brauchen die Parkfläche.“
Ein weiterer Aufreger ist mittlerweile wieder geklärt. Es gab Diskussionen mit dem Veterinär- und Gesundheitsamt um Auflagen während des Nachtschlags. Der wird aufgrund des Schaltjahres in diesem Jahr am Samstag, 24. August, über die Bühne und über die Mittelstraße gehen. Im Hinblick auf einzuhaltende Vorschriften gab es Stimmen aus dem Veterinär- und Gesundheitsamt des Kreises, die für eine noch strengere Auslegung votierten. So sollten alle Ehrenamtlichen, die mit angebotenen Speisen in Berührung kommen, kostenpflichtige Belehrungen vorab absolvieren. Außerdem sollen die Inhaltsstoffe der angebotenen Speisen akribisch gelistet werden. Das hätte Probleme verursacht – beispielsweise für Akteure wie die Flüchtlingshilfe, die an ihrem Stand immer Selbstgemachtes aus den verschiedenen Ländern anbietet. „Wir haben sowieso schon weniger Ehrenamtliche nach der Corona-Pandemie. Jede zusätzliche Anforderung macht es schwieriger, Ehrenamtler zu motivieren. Aber wir haben durch gemeinsames Reden die Probleme gelöst und freuen uns nun auf den Nachtschlag“, sagt Wolfgang Weiss. Nicht ganz ohne Stolz fügt er an, dass sich das Fest in Haßlinghausen durch die beiden Trödelmärkte weitestgehend refinanziere. Der zweite Trödelmarkt findet übrigens am 1. September statt. anja