Es gibt wohl kaum jemand in Witten, dem ziemlich genau 17 x im Jahr bis zu 26.000 Menschen zuhören. Auf Michael Wurst trifft das zu – seit 2007 ist der Allrounder (auch) Stadionsprecher des VfL Bochum. Und nicht nur das, Michael Wurst tanzt sozusagen auf vielen Hochzeiten.
Bühne, VfL Bochum-Stadion und Versicherungen
Auf die Frage, wie er zu der Aufgabe des Stadionsprechers gekommen ist, antwortet Michael Wurst augenzwinkernd: „Sportlich nicht.“ Dass er damals wie heute eine Menge Ahnung von Fußball hat, ist unbestritten: lange kickte er u. a. bei den Amateuren des VfL Bochum und in der dritten und vierten Liga. Auch viele Jahre später trat er noch in der 1. Mannschaft von TuRa Rüdinghausen gegen das runde Leder und war dabei nicht selten doppelt so alt wie seine Mitspieler.
Apropos Stadionsprecher...
2007 war die Zeit, als der VfL Bochum erfolgreich in der 1. Bundesliga spielte, die Zuschauer in das schöne Ruhrstadion an der Castroper Straße strömten und der Bundesligist deutschlandweit in den Fokus rückte, so der Wittener mit Wohnsitz in Annen. Michael Wurst hatte damals schon ein paarmal als Musiker für Unterhaltung beim Bundesligist gesorgt und so sprach VfL-Manager Stefan Kuntz ihn auf der Suche nach einem neuen Stadionsprecher, der auch ein bisschen „Alarm“ machen kann, an. „Ich habe keine Sekunde gezögert und zugesagt. Die Aufgabe habe ich jetzt seit 18 Jahren und es macht mir immer noch enorm großen Spaß.“ So gesehen kennen alle 18-jährigen Fans, die regelmäßig ins Stadion kommen, keinen anderen Stadionsprecher.
Apropos Familie, Musik und Beruf...
Beruflich schlug Michael Wurst, 1975 geboren, zumindest anfangs erst mal einen soliden Weg ein, studierte mit gutem Erfolg Jura und strebte an, seinen Lebensunterhalt später als Anwalt zu verdienen. Dann erwachte das Casting-Fieber in Deutschland. Kurzerhand meldete er sich zur ersten Folge von „Star Search“ auf Sat1 an – und errang den dritten Platz. Dabei blieb es nicht: Im Dezember 2003 folgte seine erste Solosingle „Are You Ready“, die zum offiziellen Titelsong der Sat1-UEFA-Spiele in der Champions League 2003/04 wurde. Nicht nur das, u. a. für Ireen Sheer komponierte er die Hälfte der Lieder ihrer letzten CD. „Ich bezeichne mich selbst nicht als Künstler – die haben meist nur eine Inselbegabung und kommen in der normalen Welt nicht klar.“
Offensichtlich hatte der Großvater, ein begnadeter Musiker, sein musikalisches Talent der ganzen Familie weitervererbt. Der Altvordere legte damals sehr viel Wert darauf, dass auch seine Kinder ein oder zwei Musikinstrumente spielen können. Der Vater und Onkel von Michael Wurst – beide übrigens Zwillinge – entwickelten sich zu überzeugten Altrockern mit eigener Band namens „The Tweens“, in die Sohn und Neffe Michael mit 20 Jahren eintrat und bis heute gemeinsam auftritt.
Auf der Strecke blieb letztendlich das Jura-Studium, dafür schloss er eine Ausbildung als Versicherungsfachmann ab. „Dass ich heute in Witten wohne, liegt nicht zuletzt daran, dass mein Vater und mein Onkel seit über 40 Jahren ein Versicherungsbüro an der Breite Straße 113 betreiben, das ich mittlerweile übernommen habe. Als sich die Gelegenheit bot, kauften meine Frau und ich damals ein Haus in Annen, in dem wir seitdem mit unseren beiden Kindern wohnen.“
Apropos Gegenwart und Zukunft...
Neben Beruf und Sport tourt er das ganze Jahr über von Auftritt zu Auftritt. Bereits seit fünfzehn Jahren läuft mit „Der kleine Engel“ eine Weihnachtskonzertreihe und da auf fast jedem Weihnachtsmarkt eine Bühne steht, wird es nicht langweilig. Und: Nach dem Sommer wird er als Trainer des SC Obersprockhövel an der Außenlinie stehen sowie in der Ruhricel-Show eine Rolle übernehmen. „Das ist seit 25 Jahren so gewachsen, kann man nicht mit einem normalen Alltag vergleichen, aber es macht alles riesigen Spaß und ich nehme mir Pausen, wenn ich sie brauche.“ Zu seinem Leben gehört auch das Ehrenamt, das er als Botschafter des Kinderhospizdienst Ruhrgebiet ausübt. „Das erdet mich total wieder. Das sind die Momente…“