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Natur & Garten

Mein Freund der Baum: Wie geht es unserem Wald?

Anlässlich des Tages des Baumes: Interview mit Förster Jansen über unseren heimischen Forst.

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Am 18. April wird weltweit der Tag des Baumes gefeiert. Ein guter Anlass, um sich mal unsere Wälder und die darin befindlichen Bäume anzuschauen. In Nordrhein-Westfalen gibt es rund 935.000 Hektar Wald, das entspricht etwa 27 Prozent der Fläche des Landes. Hitze und Schädlingsbefall sind die größten Probleme in unseren Wäldern und das hat sich auch im vergangenem Jahr nicht geändert. Bei der Vorstellung des sogenannten „Waldzustandsberichts 2022“ für NRW sagte Silke Gorißen, Ministerin für Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen: „Der heiße Sommer und die lange Dürreperiode in diesem Jahr haben deutliche Spuren hinterlassen. Seit Beginn der Waldzustandserhebung 1984 wird die Lage immer ernster, auch weil die Folgen des Klimawandels im Wald immer spürbarer werden.“
Es steht nicht gut um die Fichte
Die Lage in den Wäldern rund um Hattingen und Sprockhövel sieht nicht minder düster aus. Förster Thomas Jansen bestätigt, dass es vor allem für die Fichten und Buchen in der Region nicht gut aussieht. Gefragt nach den aktuellen Problemen nennt der Wald-Experte vor allem den Borkenkäfer - und da im speziellen die Art Buchdrucker. Dieser habe seit der Dürre 2018 „zu einer starken ‘Entfichtung‘ der Region geführt“. Etwa 80 bis 90 Prozent der Fichten seien dadurch in der Region quasi verschwunden. Die restlichen 10 bis 20 Prozent der Fichten seien noch immer in ihrer Existenz gefährdet. „Es wird spannend, ob welche davon langfristig überleben oder ob der Käfer alle auffrisst“, so Förster Jansen.
Die Buche am Ende?
Neben den Fichten kämpfen auch die Buchen um ihr Überleben. In allen Altbuchenbeständen im Dienstbezirk des Försters, sprich Hattingen und Sprockhövel, gibt es „Absterbe-Erscheinungen unterschiedlicher Intensität“. Thomas Jansen betont: „Es gibt keine vollständig gesunden Altbuchenbestände mehr!“ Als Ursache sieht der Förster hier vor allem den Klimastress. Es gäbe zu hohe Sommertemperaturen und Wassermangel, „teils auch gefolgt von verschiedenen Schadorganismen“, wie verschiedenen Pilzen und dem kleinen Buchenborkenkäfer. Die Region Hattingen und Sprockhövel hat eine Gesamtwaldfläche von gut 3.000 Hektar. Das entspricht etwa 4.200 Fußballfeldern. Die Fläche der Altbuchenbestände macht nach Einschätzung des Försters knapp ein Drittel, also etwa 900 Hektar aus. Es ist „also fast ein Drittel unseres Waldes betroffen“.
Doch hat damit für die Buchenwälder in der Region das letzte Stündlein geschlagen? Das verneint der Experte: „Ich befürchte, dass die Altbuchenwälder der Region nicht wieder gesunden und die alten Bäume in den nächsten Jahren - hoffentlich Jahrzehnten - sterben werden beziehungsweise im Sterbeprozess gefällt werden. Die Buchenwälder sterben aber natürlich nicht aus, da es ja viele junge und mittelalte Buchen in den Wälder gibt, und diese sind noch deutlich anpassungsfähiger an wechselnde Lebensumstände.“
Traubeneiche und Douglasie auf dem Vormarsch
Aktuell sieht es laut dem Förster noch so aus, dass die Hauptbaumart in der Region die Buche ist. Sie macht knapp 50 Prozent der Wälder aus. Daneben sind die Eiche und die Birke hier vorherrschend. Aufgrund des Klimawandels wird es in Zukunft jedoch für so manch einen heimischen Baum schwer. Thomas Jansen: „Ohne jetzt zu sehr ins Detail gehen zu wollen, wird die Buche zukünftig für manche Standorte, wo sie jetzt noch steht, nicht mehr geeignet sein, da empfehlen wir als heimische Laubbaumart z.B. eher die Traubeneiche. Auch ist die Fichte auf vielen Standorten zukünftig eher nicht mehr geeignet, hier könnte man stattdessen z.B. die Douglasie pflanzen.“
Waldbesitzer in der Pflicht
Direkte Schutzmaßnahmen können dem Wald trotz Klimawandel helfen. Dabei sind insbesondere die vielen hundert Waldbesitzer in der Region gefordert. Laut dem Förster können folgende Maßnahmen ergriffen werden: Schutz der Anpflanzungen vor Wildverbiss (Rehwild) z.B. durch Einzäunungen oder Intensivierung der Jagd, Schutz der Anpflanzungen vor unerwünschter Begleitvegetation (z.B. Brombeere, Adlerfarn) durch Freischneiden und auch Schutz vor Schadinsekten durch zugelassene und sinnvolle Bekämpfungsmaßnahmen. Wichtig sei es auch, dass sich die Waldbesitzer im besten Fall bei der Nachpflanzung für unterschiedliche Baumarten entscheiden, denn das minimiert das Risiko einen gesamten Wald zu verlieren, denn „fällt eine Baumart mal aus, sind noch andere da.“
Lichtblicke und Waldschutz
Auch wenn es für manche bestehenden Bäume nicht gut aussieht, ein kleiner Lichtblick bleibt: „Natürlich gibt es längerfristig gesehen Verbesserungen. Ein Beispiel: die Kahlflächen nach Kyrill, da wächst jetzt überall wieder was.“ Die Schäden die Stürme anrichten sind also nicht endgültig. Die Schäden durch den vom Menschen verursachten Klimawandel sind allerdings für die Bäume viel schwerer zu verkraften. Was jeder einzelne tun kann, um unsere Bäume zu schützen, weiß Förster Jansen natürlich auch: „Generell seinen ökologischen Fußabdruck so gering wie möglich halten, dass kommt immer auch dem Wald zugute! Und natürlich sich im Wald als guter Gast verhalten. Also zum Beispiel teure Schutzmaßnahmen, wie Zäune, nicht zu zerstören oder auch beim Spaziergang auf den Wegen bleiben und nicht durch intensives Rumstöbern in den letzten Rückzugsräumen für das Wild dieses aufscheuchen und dadurch einmal den Verbiss an kleinen Bäumchen zu erhöhen und die Bejagung des verbeißenden Wildes zu erschweren.“  nxs