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Dies und Das

Mehr Powerfrauen in Männerdomänen

Junge Frauen in Jobs, die eigentlich fest in Männerhand liegen? Warum nicht?

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Michaela Habbel und Anna Neumann im Verkaufsraum der Destillerie Habbel.

Junge Frauen in Jobs, die eigentlich fest in Männerhand liegen? Warum nicht? Die 26-jährige Anna Neumann schreckt das nicht – im Gegenteil. Sie nimmt diese Herausforderung gerne an. Bei den Wahlen zum Deutschen Bundestag am 26. September kandidiert sie im Wahlkreis 139, zu dem die Städte Hattingen, Herdecke, Sprockhövel, Wetter und Witten gehören. Ihr Ticket für Berlin ist außerdem ein aussichtsreicher Listenplatz. Doch nicht nur in der Politik ist der Frauenanteil eher gering. Wer Whisky und Co. herstellen möchte, ist ebenfalls in einer Männerdomäne unterwegs. Viel Gesprächsstoff für Anna Neumann beim Besuch in der Destillerie Habbel bei Michaela Habbel.
Anna Neumann sagt: „Wir brauchen keine Frauenquote. Was wir brauchen, sind mutige Frauen, die das Zeug dazu haben, auch in einer Männerdomäne eine gute Figur zu machen – und zwar durch Leistung und Qualifikation.“

Zahlreiche prämierte Tropfen
Michaela Habbel ist die Urenkelin von Josef Habbel, der die Brennerei Habbel in Sprockhövel vor rund 100 Jahren gründete. Hand in Hand mit ihrem Vater Michael ist sie als Frau an einem ungewöhnlichen Arbeitsplatz unterwegs, der bis heute oft den Männern vorbehalten ist. „Ich war 23 Jahre alt, als ich in unser Familienunternehmen richtig eingestiegen bin. Und als Frau muss man sich gerade auch außerhalb des Betriebes seine Sporen verdienen“, lacht sie. Kein Problem. Zahlreiche prämierte Tropfen kann die Geschäftsfrau vorweisen. Übrigens: Ende der 1970er Jahre kam aus dieser Brennerei der erste deutsche Whisky. Heute ist ihr Hillock-Whisky international bekannt. Habbel ist der sauerländische Begriff für einen kleinen Hügel (engl. hillock). „Ein guter und besonderer Whisky braucht seine Zeit. Wenn man heute mit der Herstellung des Produktes beginnt, dauert es viele Jahre, bis man die Flasche verkaufen kann. Vier Prozent (der ‚Angel’s Share‘) gehen pro Jahr bei der Lagerung in den Fässern verloren und das kostet Geld. Trotzdem muss man sich die Zeit nehmen”, sagt die Fachfrau.

Sich aufeinander verlassen können
In Zeiten der Corona-Pandemie hatte die Brennerei in Sprockhövel die Whisky-Herstellung stillgelegt und produzierte reinen Alkohol für Desinfektionsmittel. Auch bei der Flutkatastrophe hat das Familienunternehmen, welches 12 Mitarbeiter beschäftigt, geholfen. Mit zwei Fahrzeugen und passenden Handwerksgeräten war man in Dernau. Sich aufeinander verlassen können ist ein Muss im Familienbetrieb. Auch in der Krise steht man zusammen. „Unsere Mitarbeiter gehören zu unserer Familie und wir sind alle gemeinsam für einander da“, sagt sie. „Familienunternehmen sind das Herz der deutschen Wirtschaft. Sie vereinen die Tradition mit der Innovation. Sie wertschätzen das Wissen der vorherigen Generationen und sind gleichzeitig in der Lage, neue Erkenntnisse zu gewinnen und dadurch das Unternehmen erfolgreich in die Zukunft zu führen. Das will ich durch die Politik unterstützen. Ich setze mich ein für weniger Bürokratie, für schnellere Genehmigungsverfahren und für die Anerkennung des Mittelstandes“, sagt Bundestagskandidatin Anna Neumann bei ihrem Besuch vor Ort.
Für Michaela Habbel ist die Verbindung zwischen dem Wissen ihres Vaters Michael und neuen Ideen wichtig. „Vor allem In der Kornbrennerei profitiere ich von seinen Erkenntnissen. Wir sind dennoch ein moderner Betrieb. Wir sind nachhaltig aufgestellt. Unser Getreide beziehen wir von der heimischen Genossenschaft und wissen daher auch, von welchem Landwirt es kommt. Und wir geben die Schlempe (Rückstände einer Gärflüssigkeit von Kohlenhydraten, die nach dem Abdestillieren des Alkohols zurückbleibt) als Futtermittel an die Landwirte zurück“, so Michaela Habbel. 
Das sind die Zutaten für das Familienunternehmen: Nachhaltigkeit, Ressourcenschonung, ein gutes Miteinander und Vertrauen. Kritik übt die Unternehmerfrau an der immer stärker werdenden Bürokratie. „Manchmal kommt man gar nicht mehr zu seinen eigentlichen Aufgaben, weil die Dokumentationen vor dem Hintergrund der geforderten Gesetzgebungen und Prüfungen immer mehr Zeit in Anspruch nehmen. Gerade für kleine und mittelständische Unternehmen ist das nur schwer zu bewältigen.“ Bereut hat sie es aber nie, als Frau in einem Beruf zu arbeiten, in dem eigentlich die Männer zuhause sind.