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Witten

Martina Kliner-Fruck geht jetzt in den Ruhestand

IMAGE im Gespräch mit der Stadtarchivarin.

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Martina Kliner-Fruck

IMAGE: Frau Dr. Kliner-Fruck, wie lange sind Sie noch im Dienst und auf wie viele Jahre können Sie dann zurückblicken?
Dr. Kliner-Fruck: Ich arbeite noch sechs Tage und bin dann 37 Jahre in Diensten der Stadt Witten und des Kulturforums Witten. Angefangen habe ich im Januar 1988 als wissenschaftliche Mitarbeiterin im damaligen Amt für Statistik und Stadtforschung. Passend zu dem Thema meiner Dissertation bekam ich die Aufgabe, die Schicksale der NS-Verfolgten in Witten zu klären. Das Thema meiner Arbeit hatte eine hohe Akzeptanz. In der Verwaltung saß aber auch eine Generation, die das Thema wollte.
IMAGE: Was war das Ergebnis Ihrer Arbeit?
Dr. Kliner-Fruck: Entstanden ist ein Buch mit über 800 Kurzbiografien. Das erforderte natürlich eine Menge Recherche. Damals standen noch nicht Internet und E-Mails zur Verfügung, um mit den Menschen zu kommunizieren. Vieles lief über Telefon, Fax und sogar Telegramm. Heutzutage sind Archive weit vernetzt.
IMAGE: Wie ging es mit dem so entstandenen Buch weiter?
Dr. Kliner-Fruck: Es folgte die jüdische Begegnungswoche mit der Übergabe der Bücher. Auf der geschaffenen Grundlage folgten spätere Projekte wie die Verlegung der Stolpersteine – augenblicklich sind es 108 Stolpersteine. Einer Verlegung gehen mitunter mehrere Jahre der Recherche und Vorbereitung voraus. Am 17.7.25 werden so in Berlin Schöneberg zwei weitere Stolpersteine für die Kinder des ehemaligen jüdischen Lehrers und Kantors Jakob Oswald verlegt. Bis heute ist noch nicht alles veröffentlicht.
IMAGE: Muss eine Stadt ein Stadtarchiv vorhalten?
Dr. Kliner-Fruck: Das Stadtarchiv ist laut Gesetz zu einer Pflichtaufgabe der Kommunen geworden. Der Bereich war damals dem Hauptamt der Stadt Witten zugeordnet, später kam das Stadtarchiv als Stabsstelle in das Ressort des Bürgermeisters. 2006 wurde der Eigenbetrieb gegründet und als eigenständiges Institut des Kulturforums fortgeführt. Ich bin viermal komplett mit dem Stadtarchiv umgezogen.
IMAGE: Was dokumentiert das Stadtarchiv?
Dr. Kliner-Fruck: Wir haben zum einen natürlich die Dokumentation der Geschichte als Aufgabe, zum anderen erfassen wir auch die Arbeit der Verwaltung zur weiteren Öffnung und Demokratisierung. Dazu kommen viele Projekte, zum Beispiel mit Schulklassen.
IMAGE: Und was planen Sie im nahen Ruhestand?
Dr. Kliner-Fruck: Erstmal lasse ich ein halbes Jahr Ruhe einkehren. Ich bin mir aber sicher, dass die Aufgaben mich finden werden.  von Matthias Dix