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Dies und Das

Macher der Region: Wicke bringt‘s ins Rollen

Weltweite Präsenz, Hauptwerk in Herzkamp.

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Stephan Schlösser, Geschäftsführer bei Wicke in Sprockhövel. Foto: Wicke GmbH & Co.KG

Die über 150-jährige Firmengeschichte der Wicke GmbH & Ko.KG ist seit 66 Jahren mit dem Namen Sprockhövel verknüpft. Seit dieser Zeit ist die Elberfelder Straße 109 im Stadtteil Herzkamp Hauptsitz des Familienbetriebes. Wicke, 1866 als Kram- und Kleinwarenhandlung sowie Fotografiegeschäft von Karl Ferdinand Wicke in Wuppertal gegründet, ist heute einer der weltweit führenden Hersteller industrieller Räder, Reifen, Achsen, Lenkrollen und Bockrollen mit rund 1000 Mitarbeitern. Ob für Einkaufswagen oder Rollcontainer, Fahrzeugtechnik, Roboter und vieles mehr - die Produkte von Wicke bringen alles ins Rollen. Über zehn internationale Standorte in Europa, USA und Asien gehören zum Unternehmen. IMAGE sprach mit Geschäftsführer Stephan Schlösser über Wirtschaft, Personal und Wünsche an die Politik.

IMAGE: Die Firma Wicke zeigt Präsenz an über zehn internationalen Standorten in der ganzen Welt. Seit 66 Jahren ist die Heimatanschrift des größten Unternehmens in Sprockhövel die Elberfelder Straße 109. Warum halten Sie mit dem Hauptsitz der kleinen Stadt die Treue?
SCHLÖSSER: Mein Vater ist Sprockhöveler. Die Seele unseres Unternehmens sind die Mitarbeiter, die hier aus der Region kommen. Wir fühlen uns mit diesem Ort verbunden. Es ist unsere Heimat.

IMAGE: Die Mehrheit Ihrer Standorte befindet sich auf europäischem Boden. Es gibt aber auch seit 1997 ein Werk in China und einen Distributionsstandort in den USA. In Russland sind Sie nicht vertreten. Welche Rolle spielen für Sie die politischen Rahmenbedingungen als ein weltweit agierendes Wirtschaftsunternehmen?
SCHLÖSSER: Wir stehen im internationalen Wettbewerb. Die Voraussetzungen sind weltweit unterschiedlich, werden aber in Europa zunehmend schwieriger. Deshalb müssen wir mit Qualität und Service, aber auch mit technischer Innovationsfähigkeit punkten. Trotz der aktuellen Herausforderungen kommen auch heute noch viele unserer Top-Produkte aus Deutschland. Das Produktportfolio ist groß, teilweise sogar gefertigt in kleinen Serien für spezielle Kundebedürfnisse.

IMAGE: Krisen gab es in der über 150-jährigen Firmengeschichte sicherlich immer mal wieder. Wie ordnen Sie die gegenwärtigen Herausforderungen durch den Ukraine-Krieg und die Nahost-Krise sowie die gestiegenen Energiekosten ein?
SCHLÖSSER: Die Herausforderungen sind sehr groß. Ein Beispiel: Hauptanteil an der Gußproduktion in Gießereien ist Stahlschrott. In Osteuropa kam dieser Stahlschrott bis zum Ukraine-Krieg größtenteils aus Russland. Wicke hat die Zusammenarbeit mit Gießereien beendet, deren Eigentümer russische Oligarchen waren. Das war mit Verlusten für unseren Betrieb verknüpft. Hinzu kommt, dass die gestiegenen Energiekosten hoch sind - trotz des letzten milden Winters.

IMAGE: Welche Möglichkeiten haben Sie als Unternehmen, mittel- bis langfristig auf erneuerbare Energien zu setzen?
SCHLÖSSER: Wir nutzen bereits an allen Standorten Solarenergie. Wir haben schon vor Jahren begonnen, in erneuerbare Energieanlagen zu investieren. Wir bauen Elektromobilität aus und optimieren unseren Energieverbrauch ständig. Aber wir benötigen trotzdem fossile Brennstoffe. Die Grundlage unserer Produktion ist eine stabile Energieversorgung. Wir brauchen Gas, um unsere Prozesswärme zu generieren.

IMAGE: Stichwort Personal- bzw. Fachkräftemangel: Wicke ist einer der weltweit führenden Hersteller industrieller Räder, Reifen, Achsen, Lenkrollen und Bockrollen. Sie brauchen qualifiziertes Fachpersonal. Woher bekommen sie es? Aus der Region? Aus Deutschland? Aus dem Ausland?
SCHLÖSSER: Viele aus unserer Mitarbeiterschaft sind seit Jahren, manchmal seit Jahrzehnten, in unserem Unternehmen. Unser Werksleiter kennt vor Ort die Namen aller Mitarbeiter. Ich selbst bin fast täglich im Betrieb unterwegs. Das ist der Vorteil eines familiengeführten Unternehmens. Wir bieten verschiedene Benefits, beispielsweise Homeoffice-Möglichkeiten oder das kostenlose Laden von E-Autos. Es gibt 13 Gehälter, Zuschüsse für Rente, Fitness und Mahlzeiten. Wenn man gutes Personal haben und auch halten möchte, reicht die pünktliche Gehaltszahlung allein nicht aus. Neben den finanziellen Aspekten kommt es aber auch auf ein gutes Betriebsklima an. Ein Miteinander ist wichtig - denn was wäre der Chef ohne ein qualifiziertes Team?

IMAGE: Wicke ist auch ein Ausbildungsbetrieb. Welche Gelegenheiten nutzen Sie, junge Menschen für eine Ausbildung bei Wicke zu gewinnen und was sollten diese mitbringen?
SCHLÖSSER: Wir schauen mittlerweile nicht mehr nur auf den Schulabschluss. Wir schauen uns den ganzen Menschen an, ob er zu uns passt. Und dann gibt es verschiedene Eignungsverfahren. Wir haben auch die MiKids - das sind die Mitarbeiterkinder, deren Eltern schon bei uns arbeiten oder gearbeitet haben. Nicht selten kommt dadurch auch die nächste Generation zu uns.

IMAGE: Wie erleben Sie heute die junge Generation? Vielfach wird sie als Generation Z gescholten, der die Work-Life-Balance und die Vier-Tage-Woche wichtiger sind als die alltägliche Arbeit.
SCHLÖSSER: Ihr Ruf ist schlechter, als die Generation wirklich ist. Man muss sehen, dass sich die jungen Menschen heute mit vielen (gesellschaftlichen und politischen) Herausforderungen konfrontiert sehen, die schon angsteinflößend sein können. Uns ist es wichtig, durch die Berücksichtigung individueller Bedürfnisse eine positive Arbeitsumgebung für alle Generationen zu schaffen. Ich denke, das gelingt uns auch ganz gut.

IMAGE: Wicke ist ein Familienunternehmen. Sie stehen mit Ihrem Vater Klaus Schlösser in der Geschäftsführung. Sie sind mit dem Unternehmen aufgewachsen. War Ihnen bereits als Kind klar, dass Sie und Ihr Bruder in die Firma einsteigen würden? Steht die nächste Generation ebenfalls in den Startlöchern?
SCHLÖSSER: Nach meinem Studium habe ich meinen beruflichen Horizont zunächst in anderen Unternehmen erweitert. Das finde ich auch wichtig. Die Entscheidung zum Einstieg in das Familienunternehmen habe ich erst später getroffen. Auch mein jüngerer Bruder hat seine ersten beruflichen Erfahrungen in anderen Unternehmen gemacht, bevor er hier eingestiegen ist. So werde ich das auch mit meinen drei Kindern halten. Mein Sohn ist 19 Jahre, meine Töchter erst neun und sechs Jahre alt. Ob eines oder alle Kinder tatsächlich die nächste Wicke-Generation werden, muss man abwarten. Ich finde es sehr wichtig, dass man das, was man tut, auch gerne und mit Leidenschaft macht. Das ist aus meiner Sicht die Voraussetzung für Erfolg.

IMAGE: Wenn Sie drei Wünsche frei hätten, die Sie der Politik mitgeben dürften - welche wären das?
SCHLÖSSER: Positives Denken, das WIR-Gefühl gegen Hass und Hetze stärken und sich das Vertrauen der Menschen erarbeiten! anja