Selten hatten interessierte Wittener und Gäste der Ruhrstadt eine so große Auswahl, einen Blick in die Geschichte zu werfen wie am langen Abend der Wittener Stadtgeschichte.Die Chance bot jetzt das Wittener Stadtarchiv im Rahmen des Projekts „Lesser-Known Places“, sprich „Weniger bekannte Orte“. Hinzu kamen interessante Themen über das Wohnen in der Ruhrstadt.
Anschaulich informierte Peter Schüler seine Gruppe im Rahmen des Projekts „Langer Abend der Wittener Stadtgeschichte“.
Wo fließen unterirdische Bäche in Witten?
In Zusammenarbeit mit dem Verein für Orts- und Heimatkunde in der Grafschaft Mark, weiteren Geschichtsvereinen und engagierten Bürgern sowie bodo e.V. versuchte das Stadtarchiv unter seinem neuen Leiter Dr. Thomas Urban verschiedenen Orten und Themen von historischer Bedeutung mehr Aufmerksamkeit zu schenken. So konnten die Teilnehmer durch Ralph Klein auf einem 2 km langen Spaziergang durch die Innenstadt erfahren, wo welche Bäche – die kleinen Schwestern der Ruhr – zur Ruhr fließen. Peter Schüler informierte seine Gruppe ab Haus Witten (ehemals Haus Berge) beginnend über das Thema „Zwischen Mühlen, Bergbau und den Anfänger der Industrie in Witten“. Die Teilnehmer erfuhren auf einem kleinen Spaziergang durch den Stadtpark u. a. welche Bedeutung die drei Mühlen am Mühlengraben besitzen und auch, dass sich die Müller damaliger Zeit meist nicht den Respekt und die Achtung ihrer Mitbürger verdienten.
Archive öffneten ihre Türen
Da die Wittener Geschichte einen Schwerpunkt an diesem langen Abend bildete, waren die Archive der Stadt – wie das Stadtarchiv selber – auch gerne bereit, ihre Türen für kleine Ausstellungen zu öffnen. So dokumentiert die über viele Jahrhunderte erhalten gebliebene Johanniskirche als Ort der Kunst, des Handwerks und der Musik auch die Siedlungs-, Kultur- und Kirchengeschichte der Stadt. Im Rahmen einer Führung waren alle Interessierten eingeladen, Spuren der Baugeschichte und Bezüge zur regionalen Entwicklung und des Gemeinwesens zu entdecken. Das Archiv des Vereins für Orts- und Heimatkunde in der Grafschaft Mark wiederum ermöglichte Einblicke in die ältesten Archivalien zur Geschichte Wittens ab dem 16. Jahrhundert.
Draußenperspektive und „Gastarbeiter“ von damals
Zum Nachdenken brachte Dennis Dickopp von der bodo e.V. die Teilnehmer mit den Themen, wie man - in Witten und in anderen Städten – seine Wohnung verlieren kann und wie Menschen ihren Tag auf der Straße verbringen. Als Betroffene haben die bodo-Tourguides selbst das Leben ohne Dach über dem Kopf erfahren und kennen aber auch den Weg zurück.
Ayse Kaber und Hatice Henning konnten entlang der Bahnhofstraße über Witten als neues Zuhause der vor über 65 Jahren angeworbenen Gastarbeiter aus Italien, Türkei, Griechenland, Spanien und dem damaligen Jugoslawien erzählen. Die Bahnhofstraße habe sich im Laufe der Zeit von einer Verbindungsstraße zu einer mittlerweile bunten Geschäfts- und Wohnstraße entwickelt.
Wer Lust auf ein Bingo-Spiel mit digitalen Karten hatte, war bei Julie Stamm gut aufgehoben. Es galt, historische Tanzpartituren mit alten Entwässerungstunneln zu verbinden. Fragen über Fragen: Das „Ensemble_X“ bat Menschen, sich vorzustellen, dass die Stadt Witten ein Mensch wäre. Die Fragen waren danach, was für ein Mensch wäre die Stadt und welche Geschichten hätte dieser Mensch zu erzählen.
Den Abend schlossen Konzerte der Musikschule und der Bad Luck Blues Band im Haus Witten ab.
Von Matthias Dix